Von Raben und Krähen

Vor nicht ganz einem Jahr begann es. Ich bemerkte das Gekrächze der Raben und Krähen im Hinterhof meiner damaligen Wohnung. Mir ging es zu der Zeit nicht gut. Ich konnte unter anderem sehr schlecht schlafen und so gruben sich die Schreie dieser Vögel, in den frühen Morgenstunden, tief in meinen Kopf. Wann immer ich am Tage ein Exemplar sah oder hörte, erschauderte ich. Pawlow hatte sein Werk getan, die Assoziation von Raben und Krähen mit negativen Emotionen war fest verankert. Darüber hinaus bemerkte ich viel häufiger als sonst diese düsteren Vögel. Überall schienen sie aufzutauchen und mich zu verfolgen. (Aber das war natürlich nur ein psychologischer Effekt, den wir alle schon erlebt haben.) Diese Verbindung hielt sich hartnäckig bei mir. Als ich dann vor ein paar Wochen über dieses Buch stolperte, musste ich allerdings schmunzeln und dachte, es wird vielleicht Zeit, mich mal ein bisschen mehr mit meinen unerwünschten Begleitern zu beschäftigen.

Bild: Jacoby & Stuart

Rabenvögel haben bei uns keinen besonders guten Ruf. So gelten sie als Unglücksbringer und Todesbote. Ausdrücke wie "ein rabenschwarzer Tag" oder "Rabeneltern" sind allseits bekannt. Dabei tun wir den Tieren damit Unrecht.

In alten Kulturen hingegen wurden Raben und Krähen durchaus positive Eigenschaften zugeschrieben. Raben seien weise, können in die Zukunft sehen, haben magische Fähigkeiten oder gelten gar als Weltenschöpfer.
Das entspricht dann vielleicht doch nicht ganz der Realität. 😉 Fest steht aber, dass diese schwarzen Vögel wirklich sehr intelligent sind. Sie benutzen Werkzeuge um an Nahrung zu kommen, planen im Voraus, haben ein sehr gutes Gedächtnis und erkennen sich sogar selbst im Spiegel. Das kommt bei Tieren ansonsten nur bei Schimpansen, Elefanten und Delfinen vor.

Sie haben eine reiche Sozialstruktur und kümmern sich, entgegen dem bekannten Ausdruck, sehr fürsorglich um ihre Nachkommen.

Außerdem haben Sie einen ausgeprägten Spieltrieb. Sie rutschen im Winter auf Plastikteilen  Autoscheiben runter, schlagen Purzelbäume, fliegen Loopings oder necken anderen Tiere.

All diese spannenden Informationen und noch viele mehr, unter anderem Porträts von einzelnen Rabenarten sowie eine Auswahl von Gedichten und kurzen Erzählungen zu den Tieren, gibt es in diesem tollen Buch von Britta Teckentrup. Darüber hinaus ist es wunderbar illustriert, ein schöner Schmöker für einen gemütlichen Nachmittag, der einen mit einem ganz veränderten Bild von diesen Vögeln zurücklässt. Wenn ich jetzt eine Krähe sehe oder höre, läuft es mir jedenfalls nicht mehr kalt den Rücken runter, stattdessen muss ich immer ein wenig lächeln.

L.H.


1 Kommentar:

  1. Das ist eine interessante Buchenpfehlung, aber warum kann ich das Buch dann nicht vorbestellen? Sowohl bei dem Exemplar in der Zentrale als auch bei dem in Lütten klein kommt "Vorbestellung nicht möglich"?!

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