Blick über den Tellerrand - Auf nach Dänemark


Brauchen Sie eine Idee für einen Kurzurlaub? Hier ist sie: Auf nach
Aarhus in Dänemark an der Ostküste der Halbinsel Jütland.

Dänemarks zweitgrößte und zweitälteste Stadt, die obwohl weit im Norden gelegen, niemanden kalt lässt. Schon nach kurzer Zeit erkennt man, das ist eine Stadt, gemacht von Menschen für Menschen. Wo es möglich ist, sind Sitz- und Liegeflächen angelegt.
Gut ausgebaute Fahrradwege führen durch die Stadt. Es gibt eine Menge Museen von Weltklasse. Auffällig ist, dass es in den Museen, Konzerthäusern und jedem öffentlichen Gebäude einen Vorraum gibt, in dem man sich kostenlos aufhalten kann, das kostenlose W-LAN nutzen und z.B. mitgebrachtes Essen genießen kann.

Bilder: dokk1.dk
Die großartigste Sehenswürdigkeit für uns ist jedoch die Stadtbibliothek in Aarhus
(Link zur Homepage). Sie befindet sich im Dokk1 einem großartigen Gebäude an der Hafenfront. In dieser Bibliothek gibt es keinen Platzmangel. Schon im Eingangsbereich wird das klar, denn es gibt einen Parkplatz für Kinderwagen.
Geht man weiter, kommt man in eine einmalig große und schöne Kinderabteilung. Hier gibt es ein kleines Trickfilmkino, eine große Verkleidungsecke, ein elektronisches Fußballfeld auf dem Boden, viele Kinderbücher (auch deutsche), Spielteppiche, ein Puppentheater zum Selberspielen, einen 3D-Drucker und eine riesige Fensterfront mit Ausblick aufs Meer.
Vor diese Fensterfront stehen schicke, aber gemütliche Sessel, wo man lesen, träumen und sogar ein Nickerchen machen kann.  
Erstaunlich ist, dass es trotz der großen Menge an Besuchern keine Lärmbelästigung gibt. Die Wände haben Verkleidungen aus Holzlamellen, die Schallentwicklung verhindern. Wer in Ruhe in den Bücherreihen für Erwachsene stöbern möchte, findet sie in Extraräumen, die auch sehr großzügig angelegt sind. Im Zentrum der Kinderbibliothek hängt eine riesige Stahlröhre. Wenn in Aarhus ein Kind geboren wird, können die Eltern von allen Geburtsstationen der Stadt aus, einen Glockenschlag auslösen und so ihre Freude teilen. Soweit muss man es ja nicht kommen lassen, aber ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!


Einen kleinen Einblick erhalten Sie auch hier:


Dokk 1 Aarhus Public Library, Denmark

Quelle: Youtube

BR

Die Zukunft ist jetzt

 

1. Du darfst kein menschliches Wesen verletzten oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichem Wesen Schaden zugefügt wird.

2. Du musst den Befehlen gehorchen, die menschliche Wesen dir geben, es sei denn diese Befehle würden gegen das erste Gesetz verstoßen.

3. Du musst deine Existenz beschützen, so lange dieser Schutz nicht gegen das erste oder zweite Gesetz verstößt.

Freunde der Sci-Fi-Literatur wissen sofort, dass es sich hierbei um die "Drei Grundregeln der Robotik" vom russischen Autoren Isaac Asimov handelt. 1942 schrieb er sie erstmals in der Kurzgeschichte "Runaround" nieder, in der er auch gleich noch den zukunftsprägenden Begriff "Robotik" erfand. Weltweite Bekanntheit erlangten die Gesetze durch seinen Erzählband "Ich, der Roboter", der neben "Runaround" noch weitere Kurzgeschichten enthält.

Der Titel kommt Ihnen bekannt vor? Stimmt: Es ist die literarische Vorlage für den Hollywood-Film "I, Robot" mit Will Smith. Aber auch darüber hinaus wurden Asimovs Gesetze immer wieder rezitiert, reflektiert und weitergedacht. Blade Runner, Terminator, Star Trek, Ex Machina, Black Mirror ... Im Grunde genommen bilden sie das Fundament, den Kerngedanken jeder Sci-Fi-Handlung, in der Roboter, Androiden oder andere künstliche Lebensformen vorkommen. Immer wieder wird dabei thematisiert wann, wie und warum die Gesetze von diesen (scheinbar) gebrochen oder anders ausgelegt werden.

Schön und gut, aber das klingt doch immer noch sehr utopisch, oder?

Zugegeben, die Robotik macht zwar laufend Fortschritte - der aktuelle Atlas-Roboter ist um Längen agiler als ASIMO vor 20 Jahren - aber im alltäglichen Leben sind die Maschinenwesen noch nicht angekommen. 

Offizielles Werbevideo von Boston Dynamics

Was jedoch schon mit einem Fuß über die Türschwelle unserer Lebensrealität geschritten ist, ist die KI, die künstliche Intelligenz. Wir haben mittlerweile nicht nur Sprachassistenten wie Alexa, oder Übersetzung-KIs wie DeepL, die das Leben einfacher machen, sondern auch künstlerische KIs wie Midjourney, die nach Vorgabe Bilder malen (s. unten). Vor kurzem sorgte ChatGPT bei Lehrkräften für Aufregung, eine KI, die nicht nur simple Fragen "Wie alt wurde Einstein?" beantwortet, sondern auch der Bitte "Schreibe einen Aufsatz mit 500 Wörtern zum Thema Erwachsenenwerden in der Blechtrommel von Günter Grass!" nachkommt. Die Gefahr der DeepFake-KIs zeigte sich letztes Jahr, als Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey auf einen falschen Klitschko hereinfiel. Und beim Thema selbstfahrende Autos ist man dann wieder bei Asimov angelangt, denn wie soll die KI entscheiden, wenn ein Kind vors Auto läuft, sie durch ein Ausweichmanöver jedoch einen Radfahrer überfahren würde und eine Vollbremsung das Leben der Autoinsassen durch den Auffahrunfall des nachfolgenden LKWs gefährdet?

Elon Musk, der im Internet mitunter als realgewordener Bond-Bösewicht betitelt wird, wies erst neulich darauf hin, dass KIs nicht nur Chancen, sondern auch Risiken mit sich bringen. Regulierungen in der Entwicklung seien seiner Meinung nach notwendig, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Wenn der das schon sagt!

Ich gespannt wohin uns das digitale Zeitalter noch führt: zur Utopie oder Dystopie? Werden Grafiker arbeitslos? Sind KI-generierte Bilder eigentlich Kunst? Wird eine KI den besseren Stephen King-Roman schreiben? Wie wird die KI uns manipulieren und wer manipuliert die KI? Könnten HAL 9000, Skynet oder die Matrix Realität werden?

Vorgabe für die KI: "a little girl reading in a library full of magical books"
Aber wer hält eigentlich das Urheberrecht am Bild? Ich oder die KI?

Sachbücher zum Thema KI finden Sie in unserem Katalog unter dem Schlagwort "Künstliche Intelligenz".

SeSa

Lese Café März 2023

Katja findet auf der Straße vor ihrer Wohnung eine Obstkiste voller Krimskrams, mit der Aufschrift „zu verschenken“. Da sie eine große Buchliebhaberin ist, nimmt sie sich daraus ein Buch mit einem Bernsteinfarbenen Auge auf dem Einband. Das Buch ist so spannend und authentisch geschrieben, dass sie es kaum aus der Hand legen kann. Doch je mehr sie liest, umso seltsamer kommt ihr das Buch vor, und sie fühlt sich direkt beobachtet von dem Auge auf dem Cover. Wer Bentow liest kennt den Ermittler Nils Trojan, der wird zu einem Mordopfer gerufen. Als er die Tote sieht ist Trojan schockiert. Die Augen der Toten wurden durch eine Bernsteinfarbene Masse ersetzt.

Faszinierend von der ersten Seite bis zum Schluss. Ich mag ja Bentows Schreibstil. Leicht, locker und mega spannend, so dass mich der Thriller von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Interessant fand ich auch die Kapitel die aus der Sicht des Täters geschrieben wurden. So habe ich Stück für Stück mehr über den Täter und seine Hintergründe erfahren. Auch das Cover mit seinem Bernsteinfarbenen Auge hat mir gut gefallen. Ein wirklich komplett gelungenes Buch. Fazit „Das Bernsteinkind“ ist eines dieser Bücher bei denen man sagt „ein Kapitel lese ich noch“ um dann festzustellen, dass man doch noch eine ganze Stunde gelesen hat.

Mehr kann ich einfach nicht sagen.

Ja, es ist der zehnte Fall für Nils Trojan und ich bin wieder nur einfach unglaublich begeistert, was der Autor hier für ein geniales, abgründiges und zugleich tief bewegendes Psychospiel ausgearbeitet hat. Voller Finesse, Kalkül, aber auch große Emotionen und tiefer Verwundbarkeit.

 

Bild: Suhrkamp
"Eine andere Zeit" von Helga Bürster

In ruhigem Ton, fast schon nüchtern, erzählt Helga Bürster in ihrem neuen Roman von der „Kriegsenkel"-Generation. Anhand einer Familie wird ein Netz von Schicksalen aufgezeigt. Da ist die Elterngeneration, die als Kinder und Jugendliche den Krieg erlebt haben, vieles verdrängt und totgeschwiegen haben. Die nächste Generation wiederum (Suse, Enne und Christina) wächst im geteilten Deutschland auf. Während Enne fest an den Arbeiter- und Bauernstaat glaubt, ist Christina mit ihrem Leben im kapitalistischen Westen unzufrieden und blüht nur auf, wenn sie nach Vorpommern an die Küste reisen kann.

Helga Bürster wertet nicht, sie schildert Ost und West facettenreich. Weder ist hier alles gut, noch dort alles schlecht. Die Menschen stehen im Mittelpunkt und was sie aus ihrem Leben gemacht haben, welche Chancen sie hatten und welche sie davon genutzt haben oder auch nicht. Durch Rückblicke wird die Vergangenheit seit den 1970er Jahren herangeholt an die Gegenwart, als Frau Pohl auftaucht.

Wie sich dann alles entwickelt, möchte ich gar nicht verraten, um nichts vorwegzunehmen. Mich hat dieses Buch stellenweise sehr bewegt, vor allem aber sehr gut unterhalten, eine Geschichte, die auch ohne wirkliche Spannung zu fesseln versteht.

 

Bild: penguinrandomhouse
"Todesrache" von Andreas Gruber:
(Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez 7)

Diesen 7. Band würde ich nicht ohne die vorherigen gehört oder gelesen zu haben kennen lernen wollen. Irgendwie braucht man die Vorgeschichte. Der 7. Teil wirkt für mich wie eine nahtlose direkte Fortsetzung, wie der fehlende Rest des 6. Falls... und ist nicht schlecht...

BKA-Profiler Maarten S. Sneijder ist bei seinem letzten Einsatz nur knapp dem Tod entronnen und hat fast sein gesamtes Team verloren. Darunter auch seine Kollegin Sabine Nemez. Da ergibt sich ein Hinweis, dass zumindest sie noch am Leben sein könnte… (Verlagstext)

Wenn man sich auf irgend einen der vorherigen Teile eingelassen und Gefallen daran gefunden hat, dann wird man sich eh alle Teile holen... von daher die Empfehlung: Holt Euch alle Teile, fangt von Anfang an und freut euch, das auch der 7. Teil so viel Spaß macht, dass ich vermute, wir werden auch noch einen 10. Teil lesen oder hören dürfen, in dem vielleicht schon die älteste Nichte als Praktikantin
ihrer Tante Biene (Sabine Nemez) ins BKA folgen kann...

 

Bild: Buchkatalog
"Bulli-Tour mit Kind und Kegel" von Carina Linnemann: 

In „Bulli-Tour mit Kind und Kegel” nimmt Autorin Carina Linnemann die Leser mit auf ihren Elternzeit-Campingtrip mit VW Bus und zwei Kindern durch Deutschland, Italien, Kroatien, Slowenien und Österreich. Mit ihrem selbst ausgebauten T4 reist die Familie (Kinder 1 und 4 Jahre) für 5 Wochen durch Europa und schildert sowohl die Reiseerfahrungen (einschließlich Campingadressen) als auch die Vorbereitungen samt Ausbau und Routenplanung.

Es ist ein wunderbar schonungsloser Erfahrungsbericht über das Campen mit Kindern im VW Bus. Absolut authentisch und unterhaltsam geschrieben und hübsch illustriert. Das Buch ist nicht nur für Camping- und Bulli-Neulinge, die mit Kindern unterwegs sein wollenes, es ist für alle, die gerne in authentischen Reiseberichten schmökern, die werden auch wirklich gut unterhalten.

 

Bild: Aufbau-Verlage
"Astrid Lindgren" von Susanne Lieder:

Schweden 1929. Astrid Lindgrens Sohn Lars, genannt Lasse, lebt seine ersten drei Lebensjahre bei einer Pflegemutter. Als diese unerwartet krank wird, nimmt Astrid den kleinen Jungen zu sich. Sie ist überglücklich, ihr Kind endlich bei sich zu haben, doch als ledige und alleinerziehende Mutter hat sie es schwer.

Schon seit meiner Kindheit liebe ich die Geschichten von Astrid Lindgren und war deshalb sehr gespannt auf die Einblicke in ihr Privatleben. Susanne Lieder erzählt Astrid Lindgrens Lebensgeschichte ungemein flüssig, lebendig und warmherzig. Von Anfang an hat mich dieses Buch völlig gefesselt und ich hatte fast das Gefühl Astrid persönlich zu kennen. Sie war eine äußerst talentierte, phantasievolle und beeindruckende Frau, die in ihrem Herzen immer Kind geblieben ist. Ihre Familie war ihr wichtiger als alles andere, aber sie zeigte auch sehr viel Empathie anderen Menschen gegenüber. Zwar hatte sie eine wunderschöne unbeschwerte Kindheit auf dem Land, aber später musste sie auch schwierige Lebensphasen bewältigen. Ihre Stimmung konnte schnell zwischen Fröhlichkeit und Melancholie wechseln.
Obwohl nicht allzu viel aus dem Privatleben von Astrid Lindgren bekannt ist, ist Susanne Lieder eine sehr bewegende Romanbiografie gelungen. Sie erzählt von den wichtigsten Ereignissen und Lebensphasen, die die berühmte Kinderbuchautorin geprägt haben. Wie die Autorin im Nachwort schreibt, hat sie sich weitgehend an die Realität gehalten und nur wenig dichterische Freiheit einfließen lassen.


Bild: penguinrandomhause
"Verschwunden" von Sabine Thiesler

Elena Ludwig ist eine attraktive, gut situierte Maklerin und wohnt im Herzen von Siena. Gelangweilt von ihren Mitmenschen, lebt sie ihre sexuelle Leidenschaft auf eine riskante Art und Weise aus. Ein hochgefährlicher Kick, wenn sie an den Falschen gerät. Unterdessen erschüttert eine brutale Verbrechensserie die Toskana. Menschen verschwinden, und die wenigen, die zurückkommen, sind traumatisiert und für immer zerstört. Commissario Neri ermittelt, träumt aber schon von einem Altersruhesitz am Meer, den ihm die Maklerin Elena vermitteln soll. Doch dann verschwindet auch sie... (Covertext)

Ich habe sehnsüchtig auf dieses Buch gewartet - und muss jetzt schon wieder auf das nächste warten. Ein typischer, wie immer sehr spannender Thriller von Frau Thiesler. Man fühlt sich wie „vor Ort" wie in der Toskana im Urlaub! Ich liebe ihren Schreibstil, der sich von den meisten weit abhebt - man „erlebt" es mit! Und langweilt sich bei keiner Zeile. Über den Inhalt ist im Covertext schon genug verraten worden, deshalb nur noch eine kleine Rezension, denn nur SELBER LESEN macht Freude! Ich habe alle Bücher von Frau Thiesler gelesen - und finde, sie wird immer besser, soweit überhaupt möglich.


Wer das Lesecafé gern einmal live sehen möchte, kann gern im in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein vorbei schauen.
Das nächste Lesecafé findet am 07.06.2023 um 15:00 Uhr statt. 
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

A.S.