Zusammen ist man weniger allein...

Meine beiden Mitbewohner sind (relativ) klein, haben Fell und sind stubenrein. Letzteres halte ich in einer Wohngemeinschaft für außerordentlich wichtig. Egal ob Mensch oder Tier.
Allerdings muss ich sagen, dass besonders die Fellsache manchmal einen Haken hat. Im Frühjahr und im Herbst oder auch gern mal dazwischen. Ich frage mich dann immer, wie zum Teufel es biologisch möglich ist, plötzlich die dreifache Menge an Fell zu produzieren, ohne dass man sie überhaupt benötigt und überall wieder fallen lässt, wo man gerade geht und steht. Der letzte (quasi nicht vorhandene) Winter unterstreicht meine Theorie nur allzu deutlich.
Nun ist das mit Mitbewohnern immer so eine Sache. Wie Sie an meinem Beispiel von eben sehen können.
Im besten Fall hat man sich vorher geeinigt, ob und wo man zusammenlebt, vielleicht sogar einen Vertrag aufgesetzt und lebt friedlich bis ans Lebensende zusammen.
Aber gerade frisch geschlüpfte Babys fragen ja kaum groß nach, ob sie bei ihren Eltern einziehen dürfen, sondern setzen dies (meist schreiend) einfach voraus. Nächtliche Ruhestörung sozusagen inklusive. Und ja natürlich gleichen sie alles durch ihr bezauberndes Lächeln wieder aus und nein wie süß ist es, wenn sie Dinge zum allerersten Mal entdecken. Zum Beispiel Muttis Lieblingsvase aus der Ming-Dynasty...
Auch das Zusammenleben unter Gleichaltrigen kann mit unter schwierig sein:
Wer putzt das Bad? Wer kümmert sich um den Abwasch (bis heute halte ich die Geschirrspülmaschine für eine der genialsten Erfindungen der Menschheit)? Wer hat die Allmacht über die Fernbedienung? Dies sind nur drei der großen Fragen, die zwangsläufig irgendwann geklärt werden müssen...

Sicher ist eines: Das Zusammenleben mit Menschen und / oder Tieren hat so seine Vor- und Nachteile.
Viele Vorteile hat jedoch das Lesen über Wohngemeinschaften. Mit einigem Abstand kann man hier von den Irrungen und Wirrungen des modernen Zusammenlebens lesen und dabei eventuell seine eigenen Gewohnheiten reflektieren.

Bücher über Wohngemeinschaften finden Sie selbstverständlich in Ihrer Stadtbibliothek Rostock, wie zum Beispiel:

Bild: dtv
Allein kann ja jeder von Jutta Profijt:
Der erste Band der Trilogie, die sich um das Wohnen in einem Mehrgenerationenhaus dreht.
Ellen (46), Kim (13), Rosa (71), Konrad (72), Hans (56) und Mardi (14): Was haben diese Menschen miteinander zu tun? Sie wohnen alle unter einem Dach! Aus der Not heraus haben sie eine heruntergekommene Villa besetzt und versuchen nun, jeder auf seine Art, mit der Situation klarzukommen.




Bild: Aufbau Verlag
Frühstück mit Proust von Frédérique Deghelt:
Um ihre Großmutter vor dem Altersheim zu bewahren, beschließt die junge Jade, sie zu sich nach Paris zu holen. Eine besondere Frauen-WG, bei der sich Großmutter und Enkeltochter von einer ganz neuen Seite kennen lernen.








Bild: Ullstein

Die Känguru-Reihe von Marc-Uwe Kling:
Die wohl lustigste Wohngemeinschaft ever. Ein Känguru und ein Kleinkünstler. Da ist viel Schönes dabei...
Am besten vom Autoren vorlesen lassen.





Bild: Ullstein

Kaltduscher von Mathias Sachau:
Alles was man sich unter einer klassischen Männer-WG vorstellt, wird in diesem Buch vereint.








Bild: Diogenes


Moshi, Moshi von Banana Yoshimoto:
Die zwanzigjährige Yotchan steht vor dem Nichts, als ihr Vater, Leader einer Rockband, plötzlich zusammen mit einer wildfremden Frau Selbstmord begeht. Mit ihrer Mutter findet sie Zuflucht in einer ungewöhnlichen WG in Tokios Künstler- und Szeneviertel Shimokitazawa.
Eine Wohngemeinschaft vor einer exotischen Kulisse.



Bild: Bastei Lübbe

Rentner halten heute länger von Ellen Jacobi:
Um ihr marodes Anwesen auf Rügen vor dem Untergang zu bewahren, gibt Witwe Amelie ein Inserat für eine Wohngemeinschaft auf. Interessenten sind schnell gefunden. Nur leider hat jeder ein Geheimnis...
Schöner Rentnerhumor vor der malerischen Kulisse Rügens.





Bild: Fischer Verlag


Zusammen ist man weniger allein von Anna Gavalda:
Eine Wohngemeinschaft der besonderen Art: Eine magersüchtige junge Frau, ein Koch mit einer eigensinnigen Großmutter und ein verarmter Spross eines alten Adelsgeschlechts leben notgedrungen vorübergehend in einer 300 m² großen Wohnung zusammen.  Französischer Charme inklusive.





Falls Sie im Übrigen keine Lust mehr auf WG haben, können Sie sich auch gern ein Beispiel an folgendem Buch nehmen:


Bild: Random House
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand von Jonas Jonasson:
Allan Karlsson hat Geburtstag. Er wird 100 Jahre alt. Eigentlich ein Grund zu feiern. Doch während sich der Bürgermeister und die lokale Presse auf das große Spektakel vorbereiten, hat der Hundertjährige ganz andere Pläne: er verschwindet einfach – und schon bald steht ganz Schweden wegen seiner Flucht auf dem Kopf.
Die Geschichte einer Flucht gewürzt mit liebenswerten Protagonisten und nebenbei die Lebensgeschichte einer außergewöhnlichen Person.



Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!

KB

Es lebe das Buch! - Leipziger Buchmesse 2019

Vom 21. bis 24. März 2019 lockt die Buchmesse wieder Scharen an Bücherliebhabern nach Leipzig. Autoren, Verlage und Buchhändler geben sich ein Stelldichein, um Literaturvermittlung und Leseförderung einen Raum - nein ganze Hallen zu geben. Das lässt das Bibliothekarinnenherz höher schlagen und erst recht  das vielfältige Programm und die zahlreichen Angebote. Hut ab vor den Organisatoren!!!
Hier können Sie sich selbst ein Bild machen.
In diesem Jahr ist Tschechien das Gastland der Leipziger Buchmesse. 55 tschechische Autoren und 70 Neuerscheinungen  sind am Start, was für mich als Lektor für Belletristik eine Menge Sichtungsarbeit bedeutet. Eine kleine Auswahl an tschechischen Romanen haben wir bereits im Bestand, diese finden Sie hier.

Überschaubarer sind da schon die Nominierungen für den Leipziger Buchpreis 2019 im Bereich Belletristik. 5 Autoren mit ihren Romanen stehen zur Auswahl. Darunter auch ein tschechischer Autor - Jaroslav Rudiš, der es damit schon mal in den Bestand der Zentralbibliothek geschafft hat. Alle anderen Nominierten natürlich auchAm 21. März 2019 wird der Gewinner auf der Leipziger Buchmesse bekannt gegeben. Ausführliche Informationen zu den Nominierungen finden Sie hier
Ich wünsche viel Freude beim Stöbern, Entdecken und Lesen. C.G.

Nachtrag: Die Schriftstellerin Anke Stelling hat den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse erhalten. Die Jury zeichnete sie am Donnerstag in der Kategorie Belletristik für ihren Roman "Schäfchen im Trockenen" aus. Weitere Preisträger sind Harald Jähner für das Werk "Wolfszeit". "Deutschland und die Deutschen 1945–1955" in der Sparte Sachbuch/Essayistik sowie Eva Ruth Wemme für die Übertragung des Werks "Verlorener Morgen" von Gabriela Adameșteanu aus dem Rumänischen in der Sparte Übersetzung. (Quelle: Zeit Online)

               Kenah Cusanit: "Babel" Hanser Verlag
   
Matthias Nawrat: "Der traurige Gast" (Rowohlt Verlag)

Jaroslav Rudiš: "Winterbergs letzte Reise" (Luchterhand)

Anke Stelling:"Schäfchen im Trockenen" (Verbrecher Verlag) 
Gewinnerin des Leipziger Buchmesse Preis 2019



Feridun Zaimoglu: "Die Geschichte der Frau" Kiepenheuer & Witsch

Durch die Blume


Bildquelle: Verlag
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Wissen Sie, was wir heute feiern? Der internationale Frauentag war letzte Woche und Ostern ist erst im April. Was bleibt dazwischen noch übrig? Mittlerweile gibt es ja für fast alles (und jeden) teils sehr kuriose Gedenk- und Feiertage. Gestern war z.B. "Füll-unsere-Tacker-auf-Tag" sowie "Tag des Nickerchens am Arbeitsplatz". Ich habe mir jedenfalls aus der bunten Vielfalt den 12. März herausgepickt. Nagut, eigentlich ist mein Termin in unserem Blogkalender dafür verantwortlich. Und da ich während der Fastenzeit nicht über Schokoriegel = "National-Milky-Way-Day" schreiben wollte, blieb nicht mehr viel übrig.
Nun zum Wesentlichen: In meiner Wohnung wartet eine Primel darauf, umgetopft zu werden und einen Platz auf dem Balkon zu ergattern. Mit diesem kleinen Beitrag möchte ich dem nahenden Frühling ein bisschen unter die Arme greifen, denn es ist der "Pflanz-eine-Blume-Tag"!

(privat)
Ob im Garten oder zu Hause wir können mit wenig Aufwand dafür sorgen, dass unsere Umgebung farbenfroher wird. Blumen verschönern den Alltag und steigern das Wohlbefinden. Daran soll uns dieser Tag erinnern und dazu animieren, die Schaufel in die Hand zu nehmen und aktiv zu werden. Beschenken Sie sich selbst oder verschenken Sie ein blühendes Pflänzchen an jemanden, der Ihnen am Herzen liegt. Schließlich sagen Blumen manchmal mehr, als wir mit Worten ausdrücken können. Holen Sie sich ein Stückchen Frühling ins Heim, auf Balkon / Terrasse oder ins Beet. Genießen Sie die länger werdenden Tage, sonnige Stunden und den Blumenduft mit Erde an den Fingern. Bei mir kommen sicherlich noch mehr Farbtupfer dazu.

Für die passende Inspiration empfehle ich natürlich den Medienbestand der Stadtbibliothek Rostock. Lohnenswert ist ebenfalls ein Blick auf unser Sonderregal zum Thema Frühling / Ostern.

Ach ja, eine ganz unverblümte Bitte zum Schluss. Warten Sie mit dem Wässern nicht bis zum "Gieß-eine-Blume-Tag", der ist nämlich erst am 30. Mai.
S.Sch

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Prosa schreiben – Was gehört eigentlich dazu?

Bild: Pixabay
Anfang dieses Jahres konnte man sich im Rahmen des Prosawettbewerbs der philosophischen Fakultät der Universität Rostock mit Prosatexten zum Thema  „Universitäres Leben“ bei der Preisverleihung von vier ausgezeichneten Texten inspirieren lassen. Die vier Siegerinnen konnten dabei auf unterschiedlichste Art unter Beweis stellen, dass sie das kreative Schreiben  beherrschen und umsetzen können. Von an den Stil von Stephen King und Edgar Allan Poe erinnernder Thematisierung des Drogenmissbrauchs über eine historische Zeitreise in die Geschichte des allseits bekannten Arno Esch zu plattdeutscher Prosa  gab jede der Autorinnen ihre Künste und Fähigkeiten zum Besten. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem kreativen Schreiben?

Ich selbst habe letztes Jahr am eigenen Leibe erfahren dürfen, was es heißt, mal bei so einem Wettbewerb teilzunehmen. Ich dachte mir: Hey, komm, gib dir einen Ruck und reich mal eines deiner Schriftstücke ein, wofür schreibst du, wenn nicht auch für andere?

Gerade Prosa ist wohl eine der umfangreichsten, offensten Formen der Sprache. Alles ist erlaubt und es gibt keine Vorgaben. Im Rückgespräch mit einem Mitglied der Jury wurde mir allerdings klar, dass mehr zum „einfachen“ Schreiben gehört als ein Zettel, ein Stift und eine  bahnbrechende  Idee oder ein wahnwitziges Thema.

Man muss sich beispielsweise darüber bewusst werden, dass ein roter Faden sowohl im Erzählstrang, als auch in der Form des Textes von großer Wichtigkeit ist. Fängt man in einem märchenhaften Stil an, passt es nicht, wenn man einfach im zweiten Drittel der Geschichte  umspringt und alles sachlich darstellt. Ein ansprechender Ausdruck ist ja schön und gut, aber Verständlichkeit ist wohl auch ein sehr wichtiger Punkt, den man beachten sollte, wenn man nicht nur für sich schreibt. In erster Linie gilt es, Spaß am Schreiben zu haben, doch was kommt danach?
Richtig – das Publikum. Schreibt man für Kinder, ist es nicht unbedingt ratsam, eine verworrene, schwer zu durchschauende, vielleicht geniale, aber unverständlich kryptische  Story zu entwickeln, für die selbst Kant ein Wörterbuch gebraucht hätte. Und schreibt man für die ältere Generation, spart man sich an einigen Stellen vielleicht den einen oder anderen Anglizismus und setzt stattdessen ein Sprichwort ein, das nicht erst im Jahre 2020 erfunden wird.

Ich persönlich hatte schon oft den Gedanken, dass man sich selbst beim kreativen Schreiben in gewisse Richtlinien pressen lassen muss. Im ersten Moment erscheint einem das paradox, doch es hat seinen Sinn, dass wir Substantive groß schreiben und Kommata an gewählten Stellen setzen. Denn Interpunktion, Syntax und Orthographie haben ihre Daseinsberechtigung. Jeder kennt doch Beispiele wie
„Gut zu Vögeln“ und „Gut zu vögeln"
oder
„Professoren sagen, Studenten haben es gut.“ und „Professoren, sagen Studenten, haben es gut.“

Fassen wir noch einmal grob zusammen: Voraussetzungen zum Schreiben einer Prosa sind ein gewisses Verständnis der Sprache, bei an die Öffentlichkeit gerichteten Texten auch das Publikum und die Konstanz in dem Erzählstrang. Als wichtigstes Merkmal möchte ich dem Ganzen voran aber den Spaß und die Leidenschaft stellen. Einen Text sollte man aus intrinsischer Motivation heraus verfassen und nicht, weil man unbedingt einen Wettbewerb gewinnen will.
Die Siegerinnen des Prosawettbewerbs haben bei der Präsentation ihrer Texte und auch im Nachgespräch eindeutig bewiesen: Sie hatten Spaß an der Sache. Und wenn das erst einmal gegeben ist, kann man sich den anderen Dingen widmen.
Bild: Pixabay

PS: Der Prosawettbewerb findet im Übrigen jedes Jahr statt. Leider können nur Studenten der philosophischen Fakultät daran teilnehmen, die Preisverleihung und Lesung der besten Texte ist jedoch öffentlich und jeder ist zu diesem literarischen Ereignis eingeladen. Dieses Jahr schloss sogar noch eine kleine (spontane) Interviewrunde mit den Autorinnen zu ihren Prosatexten an die Lesung an, in der den Zuhörern noch ein weiterer Einblick in den Ablauf des Schreibprozesses ermöglicht wurde. Es lohnt sich!



PAS