Herbststimmung

Heute morgen sitze ich an meinem Schreibtisch und draußen ist der Herbst zu spüren. Ich lasse das vergangene Wochenende noch einmal an mir vorbei ziehen. Ich habe mich mit vier guten Freundinnen getroffen. Wir haben uns vor vielen Jahren kennengelernt, als wir unsere Lehre zum Bibliotheksfacharbeiter (so hieß das damals) in Sondershausen begonnen haben.


Foto: (privat)
 
Wir haben uns nie aus den Augen verloren, der Kontakt war immer da, mal weniger intensiv und mal mehr. Neben ganz vielen WEISST DU NOCH Geschichten wurde an diesem Wochenende sehr viel gelacht. Es gab auch ernste Gespräche, die sehr offen waren. Was uns immer noch verbindet ist die Liebe zu guten Büchern. Ich werde die Favoriten meiner Freundinnen gerne einmal lesen und da kommt die dunkle Jahreszeit gerade richtig. Es zieht mich dann nicht so nach draußen und ein Heißgetränk und eine kuschelige Decke sind dann neben einem schönen Buch perfekt. Vielleicht ist ja bei den Empfehlungen für Sie etwas dabei:

Tipp 1

Tipp 2

Tipp 3

Tipp 4

Oder Sie haben ebenfalls liebe Freundinnen, die gerade ein gutes Buch gelesen haben. Einfach mal nachfragen!

H. K. 

Longlist - Shortlist - Buchpreis

„Aus über 200 Titeln und so vielen Einreichungen wie noch nie haben wir epische Erzählungen ausgesucht, poetische Sprachschöpfungskaskaden sowie formale Experimente, die klassische und realistische Formen des Romans aufbrechen… Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022 sind etablierte Autor*innen ebenso wie eine Vielzahl noch weniger bekannter und jüngerer Stimmen“ so Jurysprecherin und Literaturredakteurin beim Deutschlandfunk Kultur Miriam Zeh.

Die Longlist steht seit dem 23.08.2022 fest und wir haben daraufhin alles bestellt, was noch nicht im Bestand war, allerdings haben einige Verlage Lieferschwierigkeiten, vielleicht hat die Entscheidung und die Nachfrage sie selbst überrascht.





Gestern Abend, am 20.09.2022, wurde nun die Shortlist bekannt gegeben:



"Alle sechs Titel der Shortlist 2022 konnten uns in ihrer ästhetischen Eigenheit überzeugen. Mit sprachlicher Brillanz und formaler Innovationskraft beschreiben sie soziale Realitäten und Phantasmen, vermessen Mitte und Ränder, umkreisen Trauer und Komik. Damit bilden die nominierten Autor*innen die thematische wie stilistische Vielfalt der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ab. Gemeinsam ist ihnen: eine künstlerische Unbedingtheit. Mit ihren Büchern beziehen sie Position, zeigen sich streitbar und zugleich offen für den Dialog. So laden wir mit der Lektüre dieser Shortlist auch ein, in einen Austausch zu treten und den eigenen Blick auf die Welt neu zu justieren.“ so Miriam Zeh.

Ich habe gerade Fatma Aydemirs "Dschinns" gelesen und kann das berührende Psychogramm einer kurdischen Einwandererfamilie, wo jedes einzelne Familienmitglied auf seine ganz eigene Art und Weise  versucht, mehr oder weniger in Deutschland zurecht zu kommen, nur weiter empfehlen.

Am 17.10.2022 werden wir erfahren, welcher Roman den Deutschen Buchpreis 2022 bekommen wird. C.G.

Nachtrag 18.10.2022 Das "Blutbuch" von Kim de l'Horizon erhält den Deutschen Buchpreis 2022.


Hier zur Begründung der Jury:

Unser Lesecafé im September

Am 07.09.2022 fand wieder unser beliebtes Lesecafé in Groß Klein statt. Auch dieses Mal hat Frau Stegmann eine bunte Mischung aus verschiedenen Genres zusammengestellt:


"Die Toten von Fehmarn" von
Eric Berg:

Acht Freunde, acht Geheimnisse, eines davon ist tödlich ...

Die Toten von Fehmarn
Bild: Limes
Doro Kagel ermittelt in ihrem 3. Fall auf Fehmarn!

Doro Kargel kannte ich schon aus dem Roman „Das Nebelhaus“. Ihren 2. Auftritt hatte sie dann in dem Buch „Die Mörderinsel“. 

Nun ist sie auf die Insel Fehmarn zurückgekehrt, auf der sie immer ihre Ferien verbrachte. Ihre Mutter lebt inzwischen ganz dort. Nachdem die Journalistin und Gerichtsreporterin Doro Kagel monatelang nichts von ihrer Mutter gehört hat, ruft diese sie überraschend an und platzt sofort mit einer Neuigkeit heraus: Jan-Arne Asmus, ein ehemaliger Jugendfreund von Doro, ist auf Fehmarn brutal mehrmals von einem Auto überrollt worden. Obwohl sie seit ca. 20 Jahren keinen Kontakt mehr hatten, habe er auf dem Sterbebett ihren Namen geflüstert. Die Mutter drängt sie, auf die Insel zu kommen und sich des Falles anzunehmen. In Doro werden sofort Erinnerungen an ihre Sommerferien wach, die sie als Kind und Jugendliche bei ihrer Tante auf Fehmarn verlebte, wo sie zusammen mit Jan-Arne und anderen Gleichaltrigen viel Zeit verbrachte. In Rückschau denkt sie auch an ihren letzten Aufenthalt, im Alter von 14 Jahren, als sie zusammen mit ihrer Freundin Maren die Leiche des „Inselgeistes“ André Bolenda fand, dessen Tod nie aufgeklärt wurde.

Kurz danach spielte die Clique in angetrunkenem Zustand das „Geheimnisspiel“: Jeder schrieb anonym ein, ihn betreffendes, dunkles Geheimnis auf ein Stück Papier, das er in einen Becher warf. Nacheinander wurden die Zettel gezogen, vorgelesen und Vermutungen über den Urheber angestellt … und bei den Spekulationen blieb es auch. Besonders unheimlich war die Notiz: „Ich weiß, wer den Bolenda getötet hat“.

Ausgangspunkt ist in diesem spannenden Krimi die Ermordung von Doros Jugendfreund Jan-Arne, der begonnen hatte, Nachforschungen zum ungeklärten Tod des Vagabunden Bolenda vor ca. 30 Jahren anzustellen. Doro setzt diese nun fort, basierend auf dem bereits zusammengetragenen Material von Jan-Arne, der übrigens ebenfalls Journalist war. Ist ihr einstiger Freund dem Mörder Bolendas bereits so nahegekommen, dass er sterben musste? Schnell wird klar, dass auch die anderen, im Rahmen des „Geheimnisspiels“, gemachten Notizen für die Klärung der Verbrechen sowohl an dem Vagabunden als auch an Jan-Arne eine wichtige Rolle spielen. Doch bei den beiden Toten bleibt es nicht, denn kaum, dass Doro mit ihren Untersuchungen begonnen hat, sterben 2 weitere Mitglieder der einstigen Clique. Selbstmord oder Mord? Obwohl sie selbst in Gefahr gerät, gibt die Gerichtsreporterin nicht auf, erinnert sich an die Persönlichkeit und das damalige Verhalten jedes Einzelnen, vergleicht diese mit der Gegenwart, sammelt Indizien und Fakten und trägt so Puzzleteil für Puzzleteil zusammen.

Dabei sind die verschiedenen Charaktere, wie sie sich in der Vergangenheit und Gegenwart darstellen, authentisch gezeichnet. Die Auflösung ist nach vielen überraschenden Wendungen und einer durch und durch spannenden Handlung ebenso unerwartet, wie logisch nachvollziehbar.



"Die Heldin reist" von Doris Dörrie
:

Die Heldin reist
Bild: Diogenes

Dieses Buch ist kein Roman, kein Sachbuch, es ist ein autobiografisch geprägter Text, der uns mit Doris Dörrie auf ihre vergangenen Reisen gehen lässt. Hört sich erstmal nicht spektakulär an, ist aber erfrischend geschrieben und mit starken Anekdoten und Erlebnissen gespickt. Klar, das Buch richtet sich eher an die langsamen Vielreisenden, die die Fremde aufsaugen wollen und tief Eindringen in die Kulturen und Gegebenheiten vor Ort.

Der Aufhänger des Textes ist die klassische Heldenreise. Da zieht ein Mann los, alleine und stark und rettet die Welt. Aber wie bewegt sich eine Heldin, wenn sie das Haus verlässt? Neben diesem Gedankenspiel erkunden wir auch mit Doris Dörrie, was der Unterschied zwischen Tourist und Reisendem ist. Was ist Fremdsein und ab wann ist man dazugehörig?

„Es bleibt rätselhaft, warum wir die Dinge tun, die wir tun. Was uns im tiefsten Inneren antreibt. Welche Assoziationen und Erinnerungen sich in unseren Gedanken zu einer Handlung verknüpfen. Welchen Geschichten wir folgen und welchen nicht.“ (S. 61)

Von ihren vielen Reisen hat Doris Dörrie drei ausgewählt, die sie ausführlicher vorstellt: Tokio, Marrakesch, San Francisco.
Keine Texte für den Reiseführer, auch wenn sie mitreißende Beschreibungen und Blickwinkel auf die anderen Welten richtet, sondern Konfrontationen mit der eigenen Entwicklung, Etappen der Reife.

"Als ich das erste Mal in Japan war, hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Mit einem Mal konnte ich nichts mehr lesen, verstehen, nichts mehr sagen, ich erlebte ein Gefühl größter, nie zuvor gekannter Fremdheit, und gleichzeitig zwang es mich, in mir selbst zuhause zu sein."

Mut machende Literatur, schreibt die Presse dazu: „Doris Dörrie schreibt zwar keine „hohe", dafür aber eine süffige, mehr noch: Mut machende Gebrauchsliteratur, eigenwillig und mit entschieden weiblichem Blick. Und so reist die Heldin: heiter, klug und ohne Angst – auch nicht vor bitteren Untertönen.“ Beurteilt der WDR das Buch, mich hat es echt fasziniert. 

Fazit: Hört nicht auf zu staunen über die Dinge, die um euch herum passieren – ob nah oder fern. Bleibt in der Gegenwart und tretet mit eurem Umfeld in einen Dialog und erweitert so euren Horizont!



"Ein Haus für viele Sommer" von Axel Hacke:

Coverbild Ein Haus für viele Sommer von Axel Hacke, ISBN 978-3-95614-483-7
Bild: Kunstmann Verlag

  Ich kannte den Autor Axel Hacke durch das originelle und witzige kleine Büchlein „Der weiße Neger Wumbaba“, eines seiner bekanntesten Werke über missverstandene Liedtexte, das hat außer mir auch eine große Leserschaft begeistert. Im Kunstmann Verlag ist nun sein Werk „Ein Haus für viele Sommer erschienen“, liebevoll eingebunden in blaues Leinen, blau wie das Mittelmeer, an dem die Geschichte spielt, und mit einem sommerlichen Gemälde auf dem Cover.

Nun hat wohl kaum jemand von uns ein Ferienhaus auf Elba und warum also sollte es uns dann interessieren, was Axel Hacke dort so tut? Aber die Antwort steckt in der Frage selbst: Weil es Axel Hacke ist. 

Meistens ist es so, wenn ich Spaß hatte beim Schreiben, dann haben eigentlich auch die Leser immer großen Spaß gehabt", berichtet der Autor. „Ich kann versichern, dass ich beim Schreiben dieses Buches so viel Spaß hatte, wie bei keinem anderen."

Elba, das ist für Axel Hacke mehr als Urlaub und dabei geht es doch nur um seine Urlaube in den vergangenen dreißig Jahren, die  immer am gleichen Ort stattfanden und die Bezeichnung „Urlaub" eigentlich auch nicht wirklich verdient haben:
Na, das ist eine andere Art von 'Urlaub'", sagt Hacke. „Natürlich ist das Urlaub. Wir gehen dahin, wir gehen schwimmen, wir fahren Boot auf dem Meer." Aber es sei eben doch mehr. „Man hat, wenn man so ein Haus hat, auch einen Alltag in Italien", erklärt der Autor. „Man hat seine Nachbarn, man braucht Handwerker - man hat einen ganz anderen Kontakt zu dem Land."

Es ist auch kein normales Ferienhaus in dem Hacke mit seiner italienischen Frau Urlaub machen: Vor vielen, vielen Jahren erbten sie auf Elba einen uralten Turm, einen früheren Wehrturm. „Das ist ein geheimnisvolles Haus, das wir bis heute nicht so ganz durchblicken. Da gibt es meterdicke Wände und in diesen Wänden sind irgendwelche alten Kaminschächte, Löcher, manchmal regnet's da durch, da müssen wir uns damit beschäftigen", berichtet Hacke.
Man habe ständig mit diesem alten Haus zu tun und man sei auch manchmal wütend auf das Haus. Dann sei es aber auch wieder irrsinnig schön. „Das Haus ist wie so ein alter Onkel. Der hat so eine Menge Schrullen und Macken, aber irgendwie lieben ihn alle", so Hacke.

Und „la torre", das Haus für viele Sommer, macht zwar allerhand Arbeit, sorgt aber andererseits auch für viele Bekanntschaften. Und von denen berichtet Axel Hacke. Lakonisch, aber vor allem liebevoll. Hacke ist selbstironisch bis der Arzt kommt - oder, nein, eher bis der Cinquecento nach etlichen Fehlversuchen endlich rückwärts in der Cantina eingeparkt ist.
Das ist zum Totlachen! Wundervoll!


"Die Frauen von Schönbrunn: Ein Leben für das Wohl der Tiere"
von
Beate Maly:

Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)
Bild: Ullstein Verlag

Zur Zeit vor dem 1. Weltkrieges war Schönbrunn der prächtigste Zoo Europas. Als der Krieg zu Ende war, fehlte es an allem. Wer denkt da an die exotischen Tiere?
Die Tierpflegerin Emma wurde eine der ersten Pflegerinnen im prachtvollen Wiener Tiergarten Schönbrunn und widmet sich ihren Schützlingen aufopferungsvoll. Den Zebras, Giraffen und Orang-Utans.
Als der 1. Weltkrieg schließlich ausbricht, werden fast alle Männer eingezogen. Schneller als ihr lieb ist, muss Emma nun Verantwortung für die Tiere übernehmen. An ihrer Seite steht Tierarzt Julius, der verletzt von der Front zurückgekehrt ist und nach dessen Nähe sich Emma zunehmend sehnt. Während die Bevölkerung gegen Ende des Krieges hungert, werden die Rufe immer lauter, den Zoo zu schließen...

Die Story beginnt in Wien 1914. Emma Moser wollte eigentlich Veterinärmedizin studieren, um ihrem Vater nachzufolgen, der als Tierarzt in Schönbrunn tätig war, bevor er in den Krieg ziehen musste. Doch als Frau hat sie keine Chance, dieses Studium zu absolvieren. Dafür wird Emma zumindest Pflegerin im Wiener Tiergarten. Innerhalb kurzer Zeit werden die Frauen zur großen Stütze des alltäglichen Lebens, nicht nur im Tiergarten. Auch privat muss Emma stark sein und ihrer schwangeren Schwester Greta beistehen, deren Ehemann im Krieg dienen muss.

Die Autorin Beate Maly hat mit diesem Auftakt der Schönbrunn-Saga einen tollen Start hingelegt. Die Atmosphäre und düstere Stimmung zur Zeit des 1.  Weltkrieges wird eingefangen und man fühlt mit Emma und den anderen Frauen, die Stärke zeigen müssen. Diese, sehr gut geschriebenen, Einblicke in das Leben der einfachen Menschen in dieser Zeit haben mich sehr mitgerissen.

Interessant finde ich, wie Emma bereits von 100 Jahren versucht, eine artgerechte Tierhaltung umzusetzen und dabei auf Mauern stößt. Es wäre heute beispielsweise undenkbar, dass ein Orang-Utan in einen nackten Käfig gesperrt wird.

Der Schreibstil ist flüssig und so verfliegen die Seiten. Es ist ein richtiges Wohlfühlbuch, das man gerne in einem Rutsch durchliest. Deshalb darf man mit Spannung auf die Folgebände warten.


"Ostseefrische" von Elke Hellwig:

Ostseefrische
Bild: Droemer

Aus dem Klappentext:

Der junge Arzt Konrad und seine Frau, die Krankenschwester Jette, planen mit viel Herzblut ihre Zukunft auf Rügen. Ihr Traum geht in Erfüllung, als 1896 ihr Sanatorium in Binz öffnet. In schönster Bäderarchitektur erbaut, ist das Sanatorium auf der beliebten Ostsee-Insel schon in der ersten Saison voll belegt mit anspruchsvollen Gästen. Keine einfache Aufgabe für Jette, die gerade zum ersten Mal schwanger ist. Und auch Konrad plagen große Sorgen: Er setzt alles daran, seinem Bruder Theo zu helfen, der an Syphilis erkrankt ist, doch Theos Zustand verschlechtert sich dramatisch. Als dann Jettes Wehen einsetzen, scheint etwas ganz und gar nicht zu stimmen. Wird ihr großer Traum ein böses Ende nehmen?

 Ich kam gut in die Geschichte, fand auf Anhieb die Charaktere spannend und sympathisch. Die Sprache passt zu der Zeit, in der das Buch spielt und besonders toll fand ich die plattdeutschen Sätze. Die passten auch wirklich zu den Personen, wie zum Beispiel Jettes Vater. Es störte den Lesefluss für mich keinesfalls, obwohl ich hier im Norden lebe, bin ich ja keine „Eingeborene“, sondern mit 16 Jahren Zugezogene, kann also kein Platt, verstehe es aber und lesen kann man es ja auch noch besser.

Die Idee, dass man Jette und Konrad dabei begleitet, wie ihr Sanatorium Gestalt annimmt, wurde interessant beschrieben.

Im Klappentext wird ja bereits angedeutet, dass Jette schwanger ist und sich Komplikationen anbahnen. Ich habe also gewusst, dass der Roman das Thema Geburt mit Komplikationen aufgreifen wird. Das Buch überraschte mich dennoch.

Elke Hellwegs Geschichte ist also insgesamt rund, die Beschreibung der Insel Rügen und aller mitwirkenden Personen haben ein schönes Lesegefühl ausgelöst, welches mich recht gut unterhalten hat. Die Entwicklung der Bäder-Kultur war zur damaligen Zeit nicht nur an der Nord- und Ostsee ein besonderes Thema. Geschichtlich gesehen, hat Hellweg hier viele Fakten sehr anschaulich mit eingearbeitet. 

Jette und Konrad sind zum Zeitpunkt des Einstiegs ganz frisch verheiratet, aber dennoch ziehen schon dunkle Wolken auf und als Leser fiebert man unweigerlich mit. Theos Erkrankung ist nicht zu verharmlosen und sie stellt eine echte Gefahr dar… Aber, das ist noch längst nicht alles! 

Die Geschichte hat einen runden Spannungsbogen und nimmt den Leser immer rechtzeitig an die Hand. Die bildhaften Beschreibungen hätten noch etwas ausführlicher sein können, um Rügen greifbarer zu machen, aber vielleicht empfindet man das nur so, wenn man Rügen selbst so gut kennt, wie ich.

Alles in allem ein guter bis sehr guter Roman.


"Das Letzte was du hörst" von Andreas Winkelmann:

Das Letzte, was du hörst
Bild: rororo Verlag

Ein Podcast, der Tausende begeistert. Der süchtig macht. Der den Tod bringt ...

Die Geschichte ist in ein Damals und ein Jetzt eingeteilt.
In welcher Zeit wir uns gerade befinden, steht immer vor dem Kapitel. So weiß man erst noch nicht, worauf die Story hinaus will, kann sich aber schon denken, dass es mit dem Täter und den Fällen zu tun haben wird. Im 1. Damals hatte ein kleiner Junge Angst vor dem Bett, also eher vor dem unter dem Bett, da wohnt das Monster, aber als das wahre Monster kommt, ist eben genau dieser Ort seine Rettung...

Im Jetzt geht es um junge Frauen, die wahrhaft süchtig nach dem Podcast Hörgefühl sind. Sarah hat sich mit ihrem Freund Björn sogar deshalb gestritten, denn nach Feierabend will sie stets diese beruhigenden Worte von Marc Maria Hagen hören. Es ist wie in ein seidenes Kissen sinken, wie in einen schönen Traum fallen. Björn, der einen handwerklichen Beruf ausübt und eher zum Zupacken geeignet ist, hält das Ganze für Hirnwäsche und Firlefanz und möchte lieber etwas mit Sarah unternehmen. Dann ist Sarah tot. An ihren Händen klebt sein Blut und er wurde mit zich Messerstichen gerichtet, doch Sarah kann sich unmöglich selbst gefesselt haben, kein erweiterter Suizid, wie im ersten Fall bei den Spickermanns, dieser Fall passierte fast zeitgleich. 

Martina Spickermann wurde erhangen an einem Baum gefunden, ihr Mann lag in der gemeinsamen Wohnung, ebenfalls mit zich Messerstichen gerichtet und auch an Martinas Händen klebte sein Blut. Was beide Fälle verbindet ist, dass beide Frauen Ohrstöpsel in den Ohren hatten und das letzte was sie wohl hörten, war der besagten Podcast von Marc Maria Hagen. Außerdem hatten beide eine Einladung zu einem Selbstfindungskurs erhalten. Und zwar in die Mühle, die Marc Maria von Hagen gehört und wo er mit einigen Teilnehmern von Zeit zu Zeit einen Wochenendkurs abhält. Es gibt stets viele Bewerbungen, bei beiden Frauen war das Glück groß, als sie erfuhren, zu den ausgewählten Personen zu gehören, doch beide kamen nicht mehr bis zur Mühle, sie starben schon unmittelbar vor dem Termin. 

Das hat Herr Winkelmann wieder sehr gut, aufregend und spannend aufgebaut und man liest die 366 Seiten fasziniert einfach nur so weg, um die Auflösung zu erfahren. Bis zum Schluss bleibt es nervenaufreibend. 

 

Nicht nur Frau Stegmann hat ihre persönlichen Lesetipps vorgestellt. Auch aus dem Publikum wurden dieses Mal spannende Lesetipps präsentiert:

 

"Bretonische Nächte" von Jean-Luc Bannalec:
(Kommissar Dupin-Reihe; 11)

Bretonische Nächte
Bild: Kiepenheuer & Witsch

Aus dem Klappentext:

Geheime Gärten, seltene Vogelarten, viel Cidre – und grandiose Landschaften.

Während der bretonische Sommer auch im Oktober frohgemut weitermacht, die Sonne vom Himmel strahlt und die Nächte lau sind, ereilt Kadegs Familie ein schwerer Schicksalsschlag. Seine 89-jährige Tante verstirbt, nachdem sie von einer Reihe »Vorzeichen des Todes« heimgesucht wurde. Doch damit nicht genug, Kadeg wird auf ihrem Anwesen lebensgefährlich angegriffen.

Kommissar Dupin und sein Team sind bis ins Mark erschüttert und suchen auf dem Gelände der geschichtsträchtigen ehemaligen Abtei, die Kadegs Tante bewohnte, nach möglichen Gründen für die Tat. Bald mehren sich die Merkwürdigkeiten. Was hat es mit den sensationellen Vogelsichtungen an der Côte des Légendes auf sich, die Kadegs Tante kurz vor ihrem Tod notiert hat? Und welche Geheimnisse verbergen die anderen Familienmitglieder?

In einer der rausten und atemberaubendsten Gegenden der Bretagne, im hohen Norden, zwischen großen Meeresarmen, wildem Atlantik und betörenden Apfelwiesen entwickelt sich ein vertrackter und höchst persönlicher Fall...

 

Die Reihe "Crossfire" von Sylvia Day: 

Crossfire: Versuchung, Bd. 1
Bild: Heyne

Aus dem Klappentext von Band 1:

Die Uniabsolventin Eva Tramell tritt ihren ersten Job in einer New Yorker Werbeagentur an. An ihrem ersten Arbeitstag stößt sie in der Lobby des imposanten Crossfire-Buildings mit Gideon Cross zusammen - dem Inhaber. Er ist mächtig, attraktiv und sehr dominant. Eva fühlt sich wie magisch von ihm angezogen...

 

 

"Isidor" von Shelly Kupferberg:

Isidor
Bild: Diogenes

 Aus dem Klappentext:


Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten...

 

 

 

 

 

Wer das Lesecafé gern einmal live sehen möchte, kann gern am Mittwoch, den 07. Dezember um 15:00 Uhr in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein vorbei schauen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!