Vergangenes Wochenende feierten die Karl May-Festspiele
in Bad Segeberg ihren Saisonabschluss. Zu den Aufführungen waren dieses Jahr insgesamt
406.925 Menschen gekommen: Rekord! Doch damit hält die Debatte um den vielleicht beliebtesten
deutschen Romanhelden an.
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Während die deutsche Kulturlandschaft diskutiert und Alexanders
Klaws (spielte Winnetou bei den Festspielen) und Bully Herbig (drehte „Der
Schuh des Manitu“) zum Rapport gebeten werden, kommt die wichtigste Stimme viel
zu kurz: die der „Native Americans“, der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. Da
hilft es auch wenig, lieber Spiegel-Online, dass man ein Interview mit einem
Lipan-Apachen führt, es aber hinter einer Paywall versteckt…
Bildquelle: edition-nautilus.de Bei uns zur Ausleihe |
Wer definitiv nicht zu Wort kommen kann, sind die Elben aus Mittelerde. Während man die Bücher Karl Mays dafür kritisiert, dass sie eine verzerrte, historische Realität widergeben und inhaltlich nicht mehr zeitgemäß sind, wird der frisch gestarteten Amazon-Serie „Die Ringe der Macht“ vorgeworfen, dass sie die fiktive Welt von J. R. R. Tolkien zu sehr verändert, weil sie zeitgemäß sein möchte.
So stoßen sich angebliche Tolkien-Fans daran, dass Schwarze Schauspieler Elben, Zwerge und Haarfüße (Vorgänger der Hobbits) mimen. Drachen, Trolle, Zauberei … aber bei Schwarzen Elben, da hört die Fantasie auf. Auch der Aspekt, dass mehrere weibliche Charaktere im Fokus stehen und die Handlung aktiv vorantreiben, wird im Internet tatsächlich bemängelt, da die Damen in Tolkiens Werken sonst fast nur als romantisches Beiwerk fungieren.
Es ist nicht das erste Mal, dass Klassiker von der Zeit
eingeholt werden und man vor der Frage steht, wie man mit ihnen umgehen sollte.
Persönlich halte ich nichts von pauschalen Verboten und Verunglimpfungen der
Autoren. Manchmal genügt eine kleine Anpassung, wie bei Pippi Langstrumpf,
deren Vater nicht mehr „Negerkönig“, sondern „(Südsee)könig“ ist. Reicht dies
nicht, dann sollte man über den historischen Kontext aufklären. Dies bietet die
einmalige Gelegenheit die Leser für problematischen Inhalte zu
sensibilisieren und im besten Fall sogar deren Interesse zu wecken, sich
darüber hinaus mit dem Thema auseinander zu setzen.
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