Ich habe mich hier schon mehrfach als großer Hörbuchfan
geoutet. Besonders gelungene Hörbücher möchte ich am liebsten jedem Besucher heimlich in
den Bibliothekskorb legen. Da das leider nicht geht, versuche ich es über diese Hintertür:
Ruth hat ihren Mann vor 4 Jahren durch einen Unfall verloren, sie hat 2 große
Söhne und kümmert sich rührend um eine Tochter aus einer anderen Beziehung
ihres Mannes. Sie hat einen großen Freundeskreis und ist frisch verliebt. Doch
dann gerät sie ins Visier eines unbekannten Stalkers und bekommt aggressive anonyme
Nachrichten, die bald auch ihr ganzes Umfeld erreichen. Bis sie weiß, von wem
sie kommen, kann man zusehen, wie Ruth immer mehr verunsichert wird, wie
Bekannte und Arbeitskollegensie komisch
ansehen und sie einige Freundschaften hinterfragen muss. "Die Nachricht" - spannend, raffiniert
und hervorragend gelesen von der Schauspielerin Vera Teltz!
Leila Slimanis neuer Roman spielt in den vierziger
Jahren, eine junge, lebenshungrige Französin namens Mathilde zieht mit ihrem
Ehemann, einem marokkanischen Offizier, nach „Französisch-Marokko“. Schnell
stellt sie fest, dass das erhoffte schöne Leben auf dem Land mit 2 Kindern und
einem von patriarchalen Strukturen geprägten Mann sehr viel härter ist als
gedacht. Zudem haben die beiden zunehmend mit rassistischer Diskriminierung und
beginnenden Unruhen gegen die Besatzer im Land zu kämpfen. Aber Mathilde gibt
nicht auf, sie kämpft an ihrer eigenen Front. Schauspielerin Wiebke Puls liest diesen Text einfühlsam vor.
Der Dresdener Schauspieler Stefan Kaminski trifft perfekt den Sound des Romans "Fast hell" von Alexander Osang. Es ist ein autobiografischer Text über das Verlorenheitsgefühl ehemaliger
Ostdeutscher. Ein wunderbarer Roman über das Leben, Freundschaft und
Veränderung.
Am 9. November erschien das neue Buch "Glitterschnitter" von Sven Regener. Ich
freue mich schon riesig auf das wieder von
ihm selbst eingelesene Hörbuch. Es ist die Fortsetzung von "Wiener Straße" und wir
treffen auf alte Bekannte aus der Wiener Straße, wo Frank und Chrissie, H.R.,
P. Immel, Klaus und Helga versuchen, ihr Ding zu machen ... mit wechselhaftem
Erfolg.
Schon mal reinhören? Sven Regener hat bei Radio1 die Deutschlandpremiere seines Romans gehabt, moderiert von Literaturagent Thomas Böhm.
Alle drei sind Cover-Songs! Die Originale stammen von Otis Redding, Dolly Parton und
den Top Notes. Wenn ich jetzt frage, was die Filme „A Star is Born“(2018), „Insomnia“ (2002) und „Die glorreichen Sieben“ (2017) vereint, dann
können Sie die Antwort schon erahnen… Was seit Jahrzehnten in der Film- und Musikindustrie Gang
und Gäbe ist, findet seit geraumer Zeit auch Einzug im neuesten Medium: den
Videospielen. Erfolgreich werden alte Games mit zeitgemäßer Grafik und
teils überarbeiteten Inhalten als HD-Remakes neu aufgelegt. „Tony Hawk‘s ProSkater“, „Mass Effect“ und „Mafia“ seien
nur als Beispiele genannt. Die Gründe für Remakes und Cover sind höchst verschieden.
Sei es, dass eine neue Erzählperspektive wiedergegeben wird, man ein anderes
Genre wählt, moderner Zeitgeist einfließen oder (wieder) aktuelle Themen
aufgegriffen werden sollen, neue technische und visuelle Möglichkeiten zur
Verfügung stehen oder einfach nur die Kasse klingeln soll.
Alles nur geklaut? Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden! Quelle: dieprinzen.de
Klar, damit erzähle ich Ihnen nichts Neues. Aber haben
Sie sich mal die Frage gestellt, warum es im Prinzip kaum Remakes von Büchern
gibt? Und ich rede jetzt nicht von Adaptionen, wie die
Verfilmungen von „Handmaid’s Tale“, „Die Känguru-Chroniken“ oder dem
besten Kinofilm des Jahres: „Dune“. Nein, ich meine eine niedergeschriebene Geschichte, die
erneut/abgeändert als Buch veröffentlicht wurde. Fällt Ihnen spontan eine ein? Mir kommt erstmal „Romeo und Julia“ von Shakespeare in
den Sinn. Die Tragödie wurde von Gottfried Keller als „Romeo undJulia auf dem Dorfe“ erneut aufgegriffen. Aber halt! Schon die Version von Shakespeare ist ein
Remake. Nein! Doch! Ohh! Ja, der Maestro der englischen Sprache hat die
berühmteste Liebesgeschichte der Welt nicht selbst erdacht, sondern vom antiken
Schriftsteller Ovid übernommen, der wiederum eine alte babylonische Sage zum
Besten gab. Apropos Antike: Mit „Ulysses“ knüpft James Joyce zwar an
die berühmte „Odyssee“ von Homer an, aber von einem richtigen Remake würde ich
hier nicht sprechen. Dann gibt es noch „Die neuen Leiden des jungen W.“ für
die sich Ulrich Plenzdorf, doch recht eindeutig, an Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ orientiert hat. Aber wo bleibt eine Neuerzählung von „Moby Dick“, „20.000Meilen unter dem Meer“ oder „Der Name der Rose“? Wann gibt es endlich einen
„Faust Reloaded“, der in der Jetztzeit spielt und in dem Gretchen wenigstens volljährig
ist? Schon höre ich die Kritiker
aufschreien, wie könnte man es wagen, einen Klassiker zu entstellen! Und dann
muss man sich nur in Erinnerung rufen, dass auch Goethe nicht der Erste war,
der über Doktor Faustus schrieb...
Die Welt wird immer komplexer und überall tauchen neue Themen auf. Neues Wissen lauert mittlerweile an jeder Straßenecke. (Und wenn man nicht aufpasst, interessiert man sich plötzlich für Themen, von denen man vorher noch nie gehört hat.)
Der Reclam Verlag hat dieses Problem erkannt und bringt in schönster Regelmäßigkeit, kleine Sachbücher heraus, welche in gerade mal 100 Seiten, komplexe Themen ganz einfach erklären.
"Reclams neue Reihe:
Wissen unterhaltsam aufbereitet: In seiner neuen Reihe
bietet der Reclam Verlag Bände zu aktuellen und relevanten
Themen aus Kultur und Geschichte, Naturwissenschaft und
Gesellschaft. Die Autoren haben jeweils einen besonderen
Bezug zu ihrem Thema und verstehen es, den Leser dafür zu
begeistern. Sie setzen individuell Schwerpunkte, schreiben
prägnant und meinungsstark. Abbildungen, Rankings und
Infografiken lockern den Text auf. Mit ihrem taschentauglichen Format und einem Umfang von nur 100 Seiten bieten
die Bände die ideale Lektüre für Zwischendurch: 100 Seiten
für 100 Minuten." (Quelle: Reclam)
Die Autoren kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Von Journalisten bis Psychologen oder Geschichtsprofessoren ist alles dabei, so dass die Bücher auch mit fundierten Informationen aufwarten können.
Eine Reihe, die sich wunderbar dazu eignet, es sich an einem verregneten Nachmittag auf der Couch gemütlich zu machen und sich in ein neues, aufregendes Thema zu vertiefen.
230 Romane hat die Jury des diesjährigen Deutschen Buchpreises seit Oktober 2020 gesichtet. Entschieden hat sie sich für folgende 20 Titel, die sogenannte Longlist, die Bekanntgabe der Shortlist erfolgt am 21.09.21. Warum man bei der Titelauswahl zum Deutschen Buchpreis auf die englische Sprache zurückgreifen muss, verwundert mich immer ein wenig. Aber solange der Deutsche Buchpreis, noch genau so und nicht German book award heißt, kann man ja ganz zufrieden sein. Dieser wird dann am 18.10.2021 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse verliehen.
Jurysprecher Knut Cordsen, Kulturredakteur beim Bayerischen Rundfunk, zu der Auswahl der Jury:
„Als Jury hatten wir in diesem Jahr so viele Titel zur Auswahl wie bisher nie beim Deutschen Buchpreis. Ein Viertel davon waren belletristische Debüts, ein breites Bouquet neuer literarischer Stimmen. Die Jury freut sich, mit der Longlist eine Auswahl getroffen zu haben, die das erzählerische Experiment ebenso würdigt wie den realistischen Roman, das Komische wie das Surreale. Diese 20 Bücher nehmen Herkunft und Geschichte ebenso in den Blick wie zentrale Fragen der Gegenwart.“
Die Mehrzahl der Titel haben wir bereits im Bestand, die Bestellung der fehlenden Titel läuft. Sie und wir können uns also schon einen Einblick verschaffen und gespannt sein, wer letztendlich das Rennen macht.