Über alte Schachteln und uraltes Schweigen

 

„Die Periode ist politisch – ihr Ausbleiben auch.“ Sheila de Liz

Goldmann Verlag   
Auf meinem Tisch landet das Buch „Die gereizte Frau : was unsere Gesellschaft mit meinen Wechseljahren zu tun hat“ von Miriam Stein. Ich bin neugierig, lese kurz rein – und kann es nicht wieder weglegen. Ich leihe es aus, lese bis Mitternacht, die Autorin spricht mir aus dem Herzen. Gleich vorneweg: es ist kein medizinischer Ratgeber (wie „Woman on Fire“ von Sheila de Liz), es gibt keine Durchhalteparolen von wegen „das haben alle, es geht vorbei“. Zusammengefasst könnte es heißen: WIR MÜSSEN REDEN!

Miriam Stein pathologisiert die Wechseljahre nicht, hier findet eine zeitgemäße Betrachtung statt, die auch die kulturellen und gesellschaftlichen Dimensionen der Wechseljahre berücksichtigt. Das Buch ist weit weg vom Label der Ratgeberliteratur, hier findet man keine altersweise lächelnde Frau mit Kräutertee auf der Yogamatte. Wir dürfen mit der Autorin wütend und reizbar, müde und erschöpft sein, schwitzen, bluten, zunehmen, nicht aus dem Bett kommen, weinen, Hautprobleme haben, uns alleine und nicht verstanden fühlen und auf die Suche nach Hilfe begeben, um eigene Wege des Umgangs mit dieser einschneidenden Veränderung zu finden.

Was ist daran nun politisch? Dass die Menopause immer noch mit Vorurteilen und Mythen behaftet ist, dass immer noch viele ÄrztInnen nicht genügend informiert sind bzw. informieren (aber eben auch keine Zeit dafür haben), dass Arbeitgeber gefordert sind, sich im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge auch mit diesem Thema auseinanderzusetzen, dass die Frauengenerationen sich  gegenseitig mehr darüber erzählen sollten, um den eigenen Körper besser zu verstehen und Verständnis füreinander zu haben.

© Robert Rieger

Über die Autorin:
Miriam Stein, 1977 in Südkorea geboren, wuchs in Osnabrück auf und studierte Dramatic Writing in New York und Los Angeles. Sie arbeitete als Regisseurin und Texterin für TV-Kampagnen und Werbefilme. Miriam Stein lebt mit ihrer Familie in Berlin und schreibt für SZ, Der Freitag, Nido, Neon, Spex und andere Magazine. (Verlagstext)



Weitere Bücher zum Thema Wechseljahre in der Stadtbibliothek Rostock.

My home is my castle


Bild: Pixabay
Das eigene Zuhause ist schon etwas Besonderes.

Es ist das Dach über dem Kopf, der Rückzugsort vom stressigen Alltag und der Dreh- und Angelpunkt der Familie. Da hat jeder seine ganz eigenen Ansprüche und Vorstellungen.



Wir haben festgestellt, dass wir mehr Ruhe in unserem Wohnumfeld haben möchten, mit einer grünen Oase, das wäre schön. Also haben wir uns auf die steinige und nervenzehrende Haussuche begeben. Selbst mit klaren Vorstellungen, gestaltet sich der Vorgang schwierig. Nicht zuletzt, weil auch die Immobilienpreise explodiert sind. Aber noch haben wir einen langen Atem und bleiben dran, an unserem Projekt vom ruhigen Eigenheim im grünen Idyll.

Bild: Pixabay
Ob liebevoll eingerichtete Mietwohnung, sonnige Eigentumswohnung oder Selbstverwirklichung im eigenen Haus – ganz gleich was Sie für Anforderungen an die eigenen vier Wände stellen, in unserem breit gefächerten Bibliotheksbestand, ist allerhand literarisches Material zu finden, also lassen Sie sich inspirieren.


Schauen Sie am besten gleich in unserem Katalog vorbei und überzeugen Sie sich selbst:

- Bücher rund zum Thema "Raumgestaltung"

- Bücher rund um das Thema "Innengestaltung"

- Bücher rund um das Thema "Heimwerken"

- Bücher rund um das Thema "Haus"


SW & MB

 

Es ist heiß.

Ich sitze hier seit über einer Stunde und grüble, worüber ich dieses Mal nur einen Blog schreiben könnte.
Vielleicht über die fantastischen Science-Fiction Bücher von Stanislaw Lem, die ich in den letzten Wochen gelesen habe?
Oder doch ein Vergleich des 2019er Titels "Der Gesang der Flusskrebse" mit der frisch erschienenen Verfilmung? Ich hatte das Buch erst kurz zuvor gelesen, sodass mir da bestimmt einiges einfallen würde...
Jedoch...alles was mein Kopf zustande bringt, ist ein Gedanke: Es. Ist. Heiß. Furchtbar heiß und stickig hier bei uns in der Bibliothek. Je höher man kommt in den Etagen, um so schlimmer wird's. Fenster auf hilft auch nicht, denn von draußen kommt nur noch mehr Hitze rein. Also müssen unsere kleinen Ventilatoren ausreichen, damit wir hier nicht umkommen.
Ja, man soll sich nicht beschweren. Wäre der Sommer kühl und verregnet, wäre uns das auch wieder nicht recht. Aber ein paar Grad weniger täten es auch... Ob das nun schon der Klimawandel ist, soll nicht Thema dieses Blogs sein, aber kurz: wahrscheinlich schon. 

Aber worum geht's denn dann hier? Hm, ich könnte unsere Anime-DVD-Ecke empfehlen, in der sich nicht nur Pokémonfilme tummeln, sondern auch Titel, die ein älteres Publikum ansprechen können, wenn man sich darauf einlässt; kürzlich gesehen und sehr zu empfehlen "Your name" und "A Silent Voice".
Für mehr als diese grobe Empfehlung reicht es aber leider nicht, denn ich wiederhole gern nochmal: Es ist heiß. Das einzige, was jetzt helfen würde, ein wenig abzukühlen und damit die Lebensgeister zu wecken, wäre ein leckeres, kühles Getränk. Ja, nicht zu kühl, das ist kontraproduktiv, ich weiß. Wie wär's z.B. mit frischgepressten Säften, leckeren Smoothies oder selbstgemachten Limonaden. Viele tolle Rezepte bieten z.B. folgende Bücher:


Bild: Kneipp
Bild: Topp
Bild: Bücher.de
       

Noch mehr Auswahl finden Sie hier.

Tja, aber da ich von diesen leckeren Getränken gerade nur träumen kann und mich stattdessen mit schnödem Wasser begnügen muss, schlafen meine Lebensgeister weiter und ich hör jetzt auf krampfhaft nach dem einen Thema für den Blog zu suchen. 😉
Meiden oder genießen Sie die Sonne, ganz wie Sie mögen! Falls Sie zu den Anbetern gehören Sonnencreme und Hut nicht vergessen! 

LH

"Heul doch nicht, du lebst ja noch"

Die bekannte und renommierte Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie hat es wieder getan:

Bereits zum 2. Mal führt sie ihre Leser mit ihrem neuesten Roman in die dunkelste Zeit Deutschlands.

Im letzten Jahr erschien bereits ihr Roman "Dunkelnacht", welches die Nacht vom 28. April bis zum 29. April 1945 in Penzberg (Bayern) beschreibt:


Dunkelnacht
zur Leseprobe
Bild: Oetinger

 
Zum Inhalt:

„Weil auch in diesen Zeiten irgendwer das Richtige tun muss, einfach, weil es richtig ist.“

April, 1945. Alle spüren, dass der Krieg und die fürchterliche Ideologie der Nationalsozialisten kurz vor dem Ende stehen. Doch in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945, zwei Tage vor Hitlers Selbstmord, ereignet sich das dunkelste Kapitel der damals noch jungen Stadt Penzberg in Bayern. Denn während der einst von den Nazis abgesetzte Bürgermeister zurück ins Rathaus zieht, erlässt die Wehrmacht den Befehl, alle Widerständler sofort hinzurichten. Und zwischen allen Fronten stehen die Jugendlichen Marie, Schorsch und Gustl...
(Verlagstext)

 

 

In ihrem neuesten Werk "Heul doch nicht, du lebst ja noch" geht es für die Leser nach Hamburg in die Zeit kurz nach dem Kriegsende 1945:


Heul doch nicht, du lebst ja noch
zur Leseprobe
Bild: Oetinger


Zum Inhalt:

Von einem Leben nach den Schrecken des Krieges.

Hamburg, Juni 1945: Die Stadt liegt in Trümmern. Mittendrin leben Traute, Hermann und Jakob. Der nennt sich allerdings Friedrich, denn niemand soll erfahren, dass er Jude ist. Als Hermann ihm dennoch auf die Spur kommt, will er nichts mehr mit Jakob zu tun haben. Schuld, Wahrheit, Angst und Wut sind die zentralen Themen dieses Buchs, dessen jugendliche Hauptfiguren durch die Schrecken des Krieges und der Naziherrschaft miteinander verbunden sind. Und für die es doch immer wieder Lichtblicke gibt...
(Verlagstext)



 

Auf die Frage, warum es Frau Boie so wichtig war, die Zeit nach dem Nationalsozialismus auf so unterschiedliche Weise zu beschreiben und vor allem für Jugendliche zu erzählen, antwortet sie:

"Es hat bei beiden Büchern ganz unterschiedliche Gründe und Auslöser gegeben. Das Buch "Dunkelnacht" erzählt ja eine durch und durch authentische Geschichte mit authentischen historischen Vorfällen. Da sind in dieser bayerischen Kleinstadt, während man schon die amerikanische Armee hören konnte, und wusste, die sind spätestens morgen da, von den Nazis noch 16 Menschen ermordet worden. Und als ich darüber gelesen habe, in "Wolfszeit" von Harald Jähner, da hat mich das so erschüttert, dass ich dachte, darüber muss ich schreiben.

Bei "Heul doch nicht, du lebst ja noch" war es anders. Zum 75. Jahrestag des Kriegsendes gingen ja viele Bilder durch die Medien. Dabei hat mich ganz viel an meine Kindheit erinnert. Ich bin 1950 geboren, also ich habe das nicht mehr erlebt, aber es spielte eine unglaubliche Rolle in den Erzählungen und Gesprächen der Erwachsenen. Ich habe ja auch selbst noch auf Trümmerfeldern gespielt. Und dann die ganzen sogenannten Kriegsversehrten: Väter meiner Freundinnen hatten Beinprothesen, Armprothesen, Lehrer ohnehin. Das war ja damals die ganz normale Welt für uns Kinder. Und das ist alles wieder hochgekommen. Als ich dann die Bilder zum Jahrestag des Kriegsendes gesehen habe, waren auch sehr viele aus Hamburg dabei.

Und dann habe ich gedacht, ich möchte ein Buch darüber schreiben - eben über dieses Kriegsende. Auch für Jugendliche, die vielleicht da manches doch zu naiv sehen oder sogar idealisieren. Wir sehen ja, wie Jugendliche nach rechts abrutschen. Am Ende waren auch die Deutschen Verlierer. Am Ende gab es auch für sie Leiden. Viele Jugendliche, die sich in die rechte Szene begeben, haben ganz viel von der Shoah gehört. Und das ist gut, das soll unbedingt so sein. Aber diese Jugendlichen denken: Damit habe ich nichts zu tun, ich bin doch kein Jude. Ich wäre auf der Seite der Starken gewesen. Und da gibt es ja auch eine Faszination durch Soldaten zum Beispiel. Ich fand es einfach wichtig, einmal zu zeigen: Auch für dich wäre es kein Spaß gewesen. Also auch die Deutschen, die nicht verfolgt worden sind, haben am Ende des Krieges furchtbar gelitten. Aber andere haben natürlich noch furchtbarer gelitten. Deshalb brauchte ich auch diese Figur des jüdischen Jungen noch in meinem Buch."
(zum ganzen Interview)


Nicht nur mich überzeugte Frau Boie mit ihren beiden Büchern über die Nazi-Zeit, auch die Jury des Jugendliteraturpreises war restlos überzeugt und nominierte zumindest "Dunkelnacht" für den diesjährigen Jugendliteraturpreis sowohl in der Kategorie "Jugendbuch" als auch in der Kategorie "Preis der Jugendjury".
(zur Jurybegründung)

 Da das zweite Buch erst in diesem Jahr erschienen ist, konnte es bei den Nominierungen für den Jugendliteraturpreis leider nicht mehr berücksichtigt werden. Dafür wurde es bereits zum Buch des Monats bei NDR Kultur gekürt:

„‚Heul doch nicht, du lebst ja noch‘ ist ein dichter, empathischer Roman, der klar Stellung bezieht, doch lässt Boie allen Figuren ihre Würde. Ihre klare, einfache Sprache entfaltet schnell einen Sog und nimmt nicht nur Jugendliche mit in eine Zeit, die bis heute prägt. Und der letzte Satz ist fast ein Versprechen: Alles ist anders. Und wer weiß. Vielleicht wird wirklich alles gut.`, schreibt Katja Weise auf NDR Kultur.


KB

Es ist an der Zeit...

 … dass Rammstein sich mit einem neuen Album blicken und hören lässt.

Gesagt, getan. Neue-Deutsche-Härte ist wieder am Start. Im April erschien "ZEIT",  das achte Studioalbum der Brachialrocker. Die Freude darüber hat in der Fangemeinde aber  einen bittersüßen Beigeschmack. Stehen die Zeichen der Zeit etwa auf Abschied und Ende - aus und vorbei einer beispiellosen Karriere? Gitarrist Kruspe war 2017 schon skeptisch, wieder mit Rammstein arbeiten zu wollen…  Läutet die Band nun also doch das letzte Kapitel ein, indem die Wahl für die Ankündigung ihrer neuen Songs auf das Kesselhaus in Berlin fiel? Einen Ort, an dem 1994 ihr allererstes Konzert überhaupt stattgefunden hatte?

Nebenbei bemerkt - es wäre schon ein genialer Schachzug im Gesamtkunstwerk dieser Band…

Foto: Universal Music Berlin
   Aber Lindemann singt:

  "Wenn unsre Zeit gekommen ist, dann ist es Zeit zu geh’n

   Aufhör’n, wenn’s am schönsten ist, die Uhren bleib steh’n

   So perfekt ist der Moment, doch weiter läuft die Zeit

   Augenblick, verweile doch, ich bin noch nicht bereit"


Der Frontmann ist demnach wohl noch nicht bereit. Alle anderen auch?  Denn das emotionale Set-up der Männer sollte schon stimmen, um weiter Bandgeschichte(n) schreiben zu können. So, wie auf diesem Album eben.

Bretternde Gitarrenriffs, stampfende Drums und düstere Keyboardklänge begleiten Rammsteins Molltöne des Lebens. Wie gewohnt mit rollendem R und wie gewohnt brachial. Albtraumhaft, gesellschaftskritisch, schaurig schön – nichts für Feingeister also, aber allemal nachdenklich machend und tiefsinnig berührend.  J.S.