„Schluss mit dem täglichen Weltuntergang!“


Seit vielen Jahren schon verzichte ich darauf, morgens das Radio anzuschalten. Wahrscheinlich gehöre ich mit diesem von mir abgeschafften Morgenritual zu den großen Ausnahmen. Doch ich genieße die 30 - 45 Minuten der Stille, bevor ich mich den Herausforderungen des Tages stelle.
Wenn ich in den Bus steige, um zur Arbeit zu fahren, höre ich dann ungewollt die ersten Nachrichten, die so gut wie nie etwas Positives berichten. Ganz im Gegenteil, es geht um Klimakatastrophe, das Aussterben der Insekten und anderer Tierarten, Krieg, Terror, Lug und Betrug.
Rings um mich herum sind schätzungsweise mehr als die Hälfte der Fahrgäste mit ihrem Smartphone oder iPhone beschäftigt. Dieses nützliche Teil gebrauche ich persönlich nur sparsam und versuche gar nicht erst, die neuesten Meldungen zu lesen. Und auch am Computer im Büro kann ich mich sehr gut von der Informationsflut fern halten.

Ich mache mir so meine Gedanken, die wir auch häufig unter Kollegen austauschen. Was macht diese hochmoderne Kommunikationstechnik mit uns. Einerseits bin ich froh, dass wir solche hervorragenden Möglichkeiten haben, andererseits beschleicht mich das mulmige Gefühl, dass man aufpassen muss, nicht in die Depressionsfalle zu tappen. All die Informationen, die gefühlt um ein tausendfaches mehr auf unser Gehirn treffen, überfordern mich.
Also Reißleine ziehen!!!
Intuitiv mache ich das schon, indem ich mir eine tägliche Auszeit von Nachrichten und Werbung nehme. Und weil wir ja das Glück haben an der Quelle von Informationen und Wissen zu sein, fand ich auch das passende Buch dazu.


Cover: Droemer-Knaur

Die Autorin gibt zu bedenken, dass wir durch die negativen Nachrichten in Dauerschleife gestresst werden und unser Gehirn in einen immer währenden Angstzustand versetzt wird. Das führt zu Überforderung und Hilflosigkeit. Maren Urner zeigt lösungsorientierte Möglichkeiten, sich dem zu entziehen und zugleich neue Wege aus der digitalen Abhängigkeit und Überforderung. 
Sie ist Gründerin des ersten werbefreien Online-Magazins für Konstruktiven Journalismus
Perspective Daily und so erzählt sie dem Leser, dass es eine Berichterstattung gibt, die uns nicht ratlos und hoffnungslos zurücklässt. Als Neurowissenschaftlerin nutzt Maren Urner das Wissen über unser Gehirn, engagiert sich für eine zukunftsorientierte Berichterstattung und ermutigt ihre Leser selbst aktiv zu werden, um an Problemlösungen mitzuwirken. 
A.K.

Licht aus - Spot an



 „Wir sind alle über 40, haben im Leben nichts vermisst….“ heißt es in einem Song und ich hatte die arge Befürchtung, dass uns der Abend nur derart fröhlich geschmettertes Liedgut, in Abwechslung mit deutschem Discofox, zu bieten hätte.

Weit gefehlt. Die Ü40-Tanznacht (so bitteschön die genaue Bezeichnung) erwies sich dann doch als eine Freude für Aug‘ und Ohren, denn Gleichgesinnte versetzten sich wieder in die Zeiten von Klassenfete und Teeniediscothek.


Quelle: Pixabay
Äußerst angenehm auch, dass der DJ  tatsächlich Punkt 20:00 Uhr auflegte und die Tanzfläche schon eine Viertelstunde später gut gefüllt war. Also, keine lange Wartezeiten, bis man sich selber mal trauen würde. Vor allem, keine lange Warteschleife zu Hause, bei der man zu vorgerückter Stunde vor Müdigkeit dann doch in Erwägung zieht, den Abend lieber auf dem Sofa zu verbringen.

Kurz und gut: Daumen hoch! So auch die Musikauswahl. Verschiedenste Genres der Rock-Popmusik aus den 1960er bis 2010er Jahren, aktuelle Charts und ja - auch der Schlager durfte nicht fehlen. Als dann jedoch, kurz nach Mitternacht, die Büchse der Pandora in Form von Stimmungsmusik geöffnet wurde, trollten wir uns glücklich (der äußerst sportlichen Betätigung wegen) nach Hause.

Sollten Sie jetzt augenblicklich auch den Drang nach ähnlichem Glücksgefühl verspüren, sich aber dennoch nicht in Bewegung setzten wollen, dann entleihen Sie doch versuchsweise erst einmal zum Warmwerden ein paar CDs.



Mögen Sie dem Rock’n’Roll darüber hinaus vielleicht eine kleine klassische Note verleihen, wo wir uns doch schließlich im 250. Geburtsjahr von Ludwig van Beethoven befinden...?

Zuvor allerdings noch eine kleine Randbemerkung:
Da es diesbezüglich vermutlich mehr als genügend Beiträge in Presse, Funk, Fernsehen und dem Internet geben wird (es sei nur an das Luther-Jahr erinnert), erspare ich mir auch einen Post über diesen berühmten Komponisten der Wiener Klassik.

Doch, wie war das jetzt gleich - Beethoven und Rock’n’Roll?
Bitteschön: Roll over Beethoven…..                                                        
  J.S.

Falsches Jahrhundert

Mein Opa war Geographie- und Astronomielehrer. In sternenklaren Nächten erzählte er mir von fernen Galaxien, schwarzen Löchern und Asteroiden. Außerdem erinnere ich mich noch gut daran, als kleines Kind die riesigen Atlanten aus seinem Bücherregal gewuchtet zu haben, um sie aufmerksam zu studieren. Gebirge, Meere, fremde Orte.
Selfmade Milliadäre
erobern das All

Quelle: FBV
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Wie sieht es in der Ferne aus?
Was hält das Unbekannte für Überraschungen bereit?

Fragen, die auch als Erwachsener geblieben sind und den Entdeckergeist in mir wecken.
Doch leider musste ich beim Älterwerden auch erkennen, dass ich in dieser Hinsicht irgendwie im falschen Jahrhundert lebe.

Die NASA plant eine bemannte Marsmission für die 2030er, Elon Musk schon für dieses Jahrzehnt.
Wie lange aber wird es wohl dauern, bis wir über unser Sonnensystem hinaus kommen?
„To boldly go where no man has gone before!“, wie es in Star Trek heißt.
Für mich wohl nur Zukunftsmusik.

Erste deutsche
Tiefseeexpedition

Quelle: buchhandel.de
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Und wenn man nicht nach den Sternen greift? Dann muss man Tiefseetaucher oder Höhlenforscher sein, um die letzten unbekannten Ecken unseres blauen Planeten zu erkunden.
Da gab die Erde vor 100 oder 200 Jahren noch etwas mehr her.

Damals wiesen die Landkarten viele weiße Flecken auf. Regelmäßig starteten Expeditionen in die Arktis, den Regenwald oder den Himalaya. Wer tollkühn genug war, hatte öfters Chancen sich an einem waghalsigen Unternehmen zu beteiligen. Ruhm und Ehre lockten, häufig wartete jedoch nur der Tod. 

Schiff ohne Wiederkehr
Quelle: mare
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Paradebeispiel eines fatalen Scheiterns stellt die Franklin-Expedition von 1845 dar. Die Suche nach der Nord-West-Passage, einer Route vom Atlantik zum Pazifik um den Norden Kanadas herum, führte 129 Mann in den Untergang. Ihre zwei Schiffe blieben im Packeis stecken und zwangen sie in der Arktis zu überwintern. Drei Jahre hintereinander!
Am Ende wurden sämtliche Teilnehmer durch Krankheit, Kälte und Erschöpfung dahingerafft. Spätere Rettungsexpeditionen konnten nur noch feststellen, dass es sogar zu Kannibalismus kam.

Michael Palin, bekanntes Mitglied von Monty Python, veröffentliche Ende letzten Jahres sein Buch „Erebus“, welches die Geschichte eines der beiden Expeditionsschiffe nachzeichnet. Eindringlich erzählt er darin vom Leben und Ausharren auf Polarexpedition.
Für Jugendliche wurden Geschehnisse der Franklin-Expedition auch als Graphic-Novel in der dreiteiligen Reihe "Im Eisland" verarbeitet.

Erfolgreicher Antarktis-
durchquerer über den
gescheiterten Versuch
Quelle: Fischer
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Nicht viel besser erging es der Endurance- bzw. Shackleton-Expedition auf der anderen Seite der Erdkugel. 1914 mit dem Ziel einer Antarktisdurchquerung aufgebrochen, wurde ihr Schiff nicht nur im Packeis gefangen, sondern sogar davon zerquetscht. Auf abenteuerliche und fast wundersame Weise gelang es jedoch den Männern zu überleben und Rettung zu holen.
Mit dabei der Fotograf Frank Hurley, dessen Bilder noch bis zum 19. April in einer Sonderausstellung des Schifffahrtsmuseums im IGA-Park zu sehen sind!

Die Schicksale zahlreicher Entdecker und Forscher, die weniger Glück hatten, bleiben bis heute allerdings ungeklärt.
Aber wo stünde die Menschheit, wären wir nie Risiken eingegangen?




Buchverfilmung über den verschollenen
Amazonsforscher Percy Fawcett
Quelle: arthaus
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Verschollen beim Rettungsversuch
einer anderen Expedition

Quelle: btb-Verlag


SeSa

Wie ehrlich ist der deutsche Journalismus?


Cover: Rowohlt
Im Jahr 2018 arbeitet der deutsch-spanische Journalist Juan Moreno mit seinem Journalistenkollegen Relotius an einem Artikel. Da Moreno Unstimmigkeiten entdeckt, die Relotius nicht zweifelsfrei erklären kann, recherchiert er die Fakten erneut und meldet seinen Verdacht der Fälschung dem „Spiegel“. 
Claas Relotius ist zu diesem Zeitpunkt ein hochangesehener und mit vielen Preisen ausgezeichneter Journalist. Erst nach eigenständigen Ermittlungen Morenos und den daraus resultierenden unumstößlichen Beweisen, reagiert das Magazin und macht die Fälschungen Relotius öffentlich bekannt.

Der Fall Relotius hat einiges bewegt im deutschen Journalismus und heute wäre es so wohl nicht mehr möglich. 
Alle Medienhäuser, die Glaubwürdigkeit zu ihren Maximen zählen - und bei welchem sollte das nicht der Fall sein - haben den Zweifel an den eigenen Kolleginnen und Kollegen in ihre Spielregeln implementiert. War das wirklich so? Hat die das wirklich gesagt? Gibt's davon ein Video? Gibt es Beweise, Belege, Fotos etc.  

Das Buch (erschienen am 17.09.2019) ist spannend, aber nicht voyeuristisch, klug, aber nicht besserwisserisch, lang, aber nicht langatmig, dokumentarisch, aber nicht trocken. 

 
R.K.