"Die Hirnforschung auf Buddhas Spuren"

Unser Gehirn verfügt über Fähigkeiten und Potenziale, die die moderne Wissenschaft noch nicht im Ansatz vollständig erforscht hat. Vor einer Weile habe ich "Wie das Gehirn heilt" von Norman Doidge gelesen und war fasziniert von den beschriebenen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. Schon dort wurde gezeigt, wie unser Gehirn zum Teil mit simplen Übungen positiv beeinflusst werden kann, solange diese über längere Zeit durchgeführt werden. 
In einer ähnlichen Richtung bewegt sich auch das Buch "Die Hirnforschung auf Buddhas Spuren: Wie Meditation das Gehirn und das Leben verändert" von Wissenschaftsjournalist James Kingsland.

Bild: Beltz Verlag
Er verbindet neuste Erkenntnisse der Hirnforschung im Bereich Meditation mit den seit Jahrtausenden bekannten Lehren des Buddhismus und zeigt erstaunliche Übereinstimmungen auf.
Wer es demnach schafft langfristig Achtsamkeitsübungen und      -meditation in seinen Alltag zu integrieren, der "lebt stress- und angstfreier und kann sich besser konzentrieren. Depressionen, Schlafstörungen und chronische Schmerzen können gelindert werden"(Verlagstext) und das zum Teil besser als mit einer medikamentösen Therapie.
Das Buch enthält zudem gleich anwendbare Entspannungs- und Bewusstseinsübungen, die einen kleinen Einstieg bieten.
Täglich etwa zwanzig Minuten mit Meditation zu verbringen, erfordert Disziplin und viele fragen sich, ob es die Mühe wert ist. Wenn nun aber auch die Wissenschaft bestätigt, dass es sich lohnt, wagen sich vielleicht auch Skeptiker auf diesen Weg. Denn die Vorstellung, dass man Glück und Zufriedenheit bis zu einem gewissen Grad "trainieren" kann, ist für viele Menschen in schweren Zeiten gewiss ein Anlass zur Hoffnung.
LH

Nähe und Distanz

Die Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme ist Assistenzprofessorin am Zentrum für soziale und affektive Neurowissenschaft im schwedischen Linköping.


Bild: Ch. Beck-Verlag

Gerade ist ihr Buch „Human touch: warum körperliche Nähe so wichtig ist“ erschienen. Die Wissenschaft der menschlichen Berührungen ist jung und das Thema menschliche Nähe und Distanz wird gerade viel diskutiert. Nicht nur Kinder wachsen durch Streicheleinheiten besser. Das Bedürfnis nach Berührung begleitet uns ein Leben lang. Die soziale Natur des Menschen versichert sich der eigenen Existenz durch die physische Nähe zu anderen.

Sozialpsychologisch werden 4 Arten von Distanz unterschieden:
  1. die intime Distanz zwischen einander sehr nahe stehenden vertrauten Personen (Familie, Freunde), die sehr eng und gefühlsbetont ist
  2. die persönliche Distanz im Alltags- und Berufsleben, die zwischen 0,50cm und 1,20m variiert
  3. die soziale Distanz (z.B. zwischen Gruppenmitgliedern) liegt zwischen 1,20m und 2,70m
  4. die öffentliche Distanz (z.B. auf der Straße) liegt bei einer Entfernung zwischen 2,5m bis 4m.
In Deutschland leben wir eher distanziert voneinander. Wir lernen von Kindesbeinen an, dass Abstand halten respektvoll ist. Die meisten Menschen aber sind Kontaktwesen und brauchen Nähe und Berührung zum Überleben. Wer berührt wird, lebt länger, ist ausgeglichener und erholt sich schneller von Krankheiten. Durch die Ausschüttung von Oxytocin werden Stresshormone abgebaut, Ängste vermindert und das Immunsystem gestärkt.

Die Therapeutin Virginia Satir hat herausgefunden: "Wir brauchen 4 Umarmungen pro Tag zum Überleben, 8 Umarmungen pro Tag, um uns gut zu fühlen, und 12 Umarmungen pro Tag zum innerlichen Wachsen.”
Zum Nachdenken 1: 
Erst in der Distanz zu anderen ist die eigene Individualität spürbar. Also ist auch Abgrenzung notwendig, um sich gegen die ständigen Einflüsse von außen zu wehren.

Zum Nachdenken 2:
 

Körperliche Berührung muss nicht immer wohltuend sein. Nähe und Übergriffigkeit können nahe beieinander liegen.

Zum Nachdenken 3:
 

Wie verändert sich unser Nähe-Distanz-Verhältnis durch die Corona-Krise? Was passiert langfristig mit unserem Bedürfnis nach Berührung und sozialer Nähe?


Mehr zum Thema Körperkontakt in Ihrer Stadtbibliothek



Bild: Dharma Comics


BB

Für den Thriller-Ersti

Bisher blieb mir die Faszination der Leute für Thriller und Krimis ein großes Rätsel. Ich habe mich immer mal wieder an dieses Genre herangetastet. Die Begeisterung dafür entwickelte sich trotzdem nicht.
Ich fragte mich, was die Leute daran finden. Nun habe ich mir das Buch "Die Einsamkeit der Seevögel" von Gøhril Gabrielsen ausgeliehen, einer norwegischen Autorin und wahrscheinlich ist es meine ganz persönliche Einstiegsdroge in dieses Genre. 
Damit Sie eine Vorstellung von dem Roman bekommen:

"Eine Wissenschaftlerin reist mitten im Winter nach Finnmark, dem äußersten Zipfel Norwegens. Dort möchte sie das Schwinden der Zugvögelpopulationen und die Klimaveränderungen untersuchen. Fern jeder Zivilisation findet sie Freiheit und Luft zum Atmen, nach der sie sich in ihrer gescheiterten Ehe so gesehnt hatte.
Ganz allein, umgeben von endlosem Schnee, tosendem Meer und rauen Naturgewalten, wartet sie auf die Ankunft der Vögel. Und auf ihren Geliebten, der mit ihr die Einsamkeit teilen will. Doch warum verschiebt er seine Ankunft? Woher kommen die seltsamen Geräusche in ihrer Hütte? Und war es der Wind, der ihr über den Körper strich, oder ist sie doch nicht allein?
Als die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Wahn, Gegenwart und Vergangenheit immer mehr verschwimmen, muss sie sich endgültig dem stellen, was sie hinter sich gelassen hat."
(Quelle: Suhrkamp Verlag)

Gefallen hat mir an dem schlanken Roman (174 Seiten), dass man beim Lesen sehr langsam, fast unmerklich in die Psychologie der Protagonistin eindringt. Immer wiederkehrende Rückblicke aus ihrem Leben klären nach und nach auf und man kann erste Vermutungen aufstellen. Die Übersetzung aus dem Norwegischen ist gelungen. Sprachlich präzise beschreibt Gabrielsen die natürlich geschaffene Einsamkeit in diesem Breitengrad, wodurch man sich schnell in diese nördliche und von wenig Tageslicht durchzogene Atmosphäre hineindenken kann. Ein sanfter Thriller für Thriller-Erstis und alle Liebhaber von atmosphärisch-düster geprägten Romanen.

(Quelle: Insel Verlag)
m.g.

"Diese verdammten Ängste..."


"... und wie wir an ihnen wachsen" ist der Titel von Ursula Karvens neuestem Buch. Gerade in dieser coronainfizierten Zeit sind Ängste ein akutes Thema - in gesundheitlicher, existenzieller, finanzieller, familierer, beruflicher und anderer Hinsicht. Wie umgehen mit Angst?
Die Schauspielerin, Yogalehrerin, Autorin und Mutter Ursula Karven hat selbst einschneidende Schicksalsschläge erfahren müssen und weiß, wovon sie schreibt: "Wir sind nicht bei uns, wenn wir Angst haben. Wir sind nicht wir selbst, wenn unser Glück in einer Angstblockade feststeckt. Wir müssen uns dem stellen, was uns erzittern lässt. Dann haben wir die Chance zu verstehen, was mit uns passiert."
Ursula Karven gibt Impulse, Hilfen und Anleitungen sich den eigenen Ängsten bewusst zu werden, sich ihnen zu stellen und  selbst- und nicht angstbestimmt zu leben. Dabei sind ihr Yoga, Achtsamkeit und Selbstliebe besonders wichtig. Dem Buch liegt eine DVD mit Meditationen und Yoga-Übungen zur Schmerzbewältigung bei. 


Cover: GU-Verlag
Das Buch "Diese verdammten Ängste" möchte ich entleihen.

Weitere Titel von Ursula Karven finden Sie hier.

Weitere Titel zum Thema "Angstbewältigung" finden Sie hier.






C.G.