Mein Leben als Schäfer


Kennen Sie das? Sie haben sich den Klappentext eines Buches durchgelesen - passt.
Sie lesen in das Buch hinein und nach den ersten 4 bis 5 Seiten sagen Sie - auch das passt.
Sie nehmen es mit.
Zu Hause stellen Sie dann nach den ersten Kapiteln fest: "Es langweilt mich.","Wie banal.", "So eine Geschichte gab es schon x-mal." usw.

Nach eine langen Phase deprimierend langweiliger Buchselektionen habe ich vor einiger Zeit auf dem Weg zur Arbeit einen Mann gesehen. Er saß mit drei schneeweißen und gut gepflegten Schäferhunden auf dem Boden in Warnemünde. Vor ihm ein Pappschild: "Schäfer sucht Arbeit".

Im Gegensatz zu den gut gepflegten Hunden, sah der Mann weniger gut gepflegt aus. Das sieht man oft.
Ich kann gar nicht mehr genau sagen, was ich in diesem Moment gedacht habe.
Wahrscheinlich etwas wie: "Schade, dass diese schönen und alten Berufe aussterben..."

Am nächsten Tag ist mir auf Arbeit dann das Buch "Mein Leben als Schäfer" von James Rebanks in die Hände gefallen und da dachte ich mir:
Klappentext - passt.
Die ersten Seiten - passt auch.
Ich nahm es mit.


Das Buch ist von und über James Rebanks und das Leben der Schäfer um den Lake District im Vereinigten Königreich. Das Buch hat mich wirklich mit in die Welt der Schäfer und die Schönheit der archaischen Natur genommen. Zuweilen ist man sogar überrascht von dem für das Schäferleben notwendigen Know-How.
Vor allem geht es in dem Buch aber um das Gefühl, im Leben angekommen zu sein, die wichtigen von den unwichtigen Dingen trennen zu können. Im Einklang mit sich selbst zu leben. Das kurze Video vermittelt einen tollen ersten Eindruck vom Buch und natürlich gibt es das auch bei uns in der Bibliothek.

James Rebanks über sein Buch

M.G.


Straßenkunst

Irgendwie habe ich es mit dem Thema Kunst. Dabei bin ich bei weitem kein Kenner. Trotzdem faszinieren mich kreative Arbeiten und Menschen. Und wo begegnen einem solche außerhalb von Galerien, Museen und Ausstellungen? Auf der Straße schon mal nicht, oder doch?

Für die einen ist Graffiti ausschließlich Geschmiere, Vandalismus und einfach nur ärgerlich. Wer allerdings genauer hinschaut, kann eine vielseitige künstlerische Szene entdecken, beispielsweise in Shoreditch einem Stadtteil von London. Dort ist Street Art allgegenwärtig und die besprühten, bemalten oder anderweitig künstlerisch gestalteten Häuser und Wände beleben und verändern das Viertel ständig.

 

London (privat)

Viele Street Artists haben mittlerweile einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt und ihre populären Werke findet man auf Postkarten, Plakaten und T-Shirts. Was sie zu ihrer Arbeit inspiriert, welche Visionen und Intentionen sie haben, hat Autorin Alessandra Mattanza bei 20 legendären Künstlern erfragt. Sie gewährt uns einen spannenden Blick in die Szene, zusammen mit beeindruckenden Bildern dieser außergewöhnlichen "Straßenkunst".

Bildquelle: Prestel
Katalog
In Rostock muss man wirklich auf die Suche gehen, um Graffitis zu finden, die aus der Masse der unzähligen Tags (Schriftzüge) herausragen. Besonders in der KTV stößt man auf kreative und anspruchsvolle (Auftrags-)Arbeiten.
Also begeben Sie sich doch selbst einmal auf Streifzug, ob in der Ferne (neben London empfehlen sich Dresden, Berlin, Barcelona, Bogotá...) oder durch unsere Heimatstadt. Machen Sie dabei gerne einen Abstecher in die Stadtbibliothek und erfahren Sie bei uns mehr zu diesem Thema.

Literatur über Street Art und Graffiti

Rostock (privat)


Warnemünde (privat)



S.Sch

König der Welt ...

„…ist das Herz, das liehihihihibt“, dröhnt es mir früh aus dem Radio entgegen. Mit diesem Song im Ohr (vielen Dank an KARAT) bin ich durch den Tag und muss feststellen, dass es nicht so viele Könige und Königinnen da draußen gibt. Weiß man ja auch. Europa- und weltweit gesehen nämlich nur etwa 44 Monarchien. Und, es muss auch nicht gleich so hochtrabend daherkommen mit – „…das liehihihibt“ – ein Lächeln, eine freundliche Geste, ein aufmerksamer Blick, ein nettes Wort wären einfach schon wunderbar.

Ich mache in meiner Mittagspause den Selbsttest und lächele unvermindert die unfreundlich wirkende Mitarbeiterin eines Telekommunikationsunternehmens an, mit deren Hilfe ich gern ein Problem lösen möchte. Gekonnt ignoriert sie mich und meine Körpersprache, versucht mit ihrem Computer zu verschmelzen und drückt gleichzeitig sämtliche Sinnesorgane, die womöglich zu einer Kommunikation hätten führen können, an ihr Smartphone. Nach einer Weile verkümmert mein Lächeln zu einem schmalen, aber ganz schmalen, Strich… Sie hat zu tun. Ein ungemein schwieriger Fall bringt sie vermutlich an die Grenzen. Noch dazu im Nacken die wartende Kundin – und so übe ich mich augenblicklich in Geduld und Empathie. Nach einer Weile will es mir aber partout nicht mehr gelingen. Auf eine kurze Zwischenfrage meinerseits, ob es denn noch länger dauern würde, gibt es demonstrativ keine Antwort, dafür ein noch hastigeres Hämmern auf der Tastatur. Ich habe verstanden, gehe unverrichteter Dinge in die Bibliothek zurück und entdecke den Titel "EMPATHIE"" im  Neuerwerbungsregal.

Foto: GABAL-Verlag


Kann nicht schaden, denke ich. Auch gut denkbar als Pflichtlektüre  im Familien- und  Berufsleben.








Eigenartigerweise nehme ich dann aber doch, etwas übellaunig wie ich nun einmal gerade bin, lieber die Filme SOMMERHÄUSER und ZEIT DER KANNIBALEN, bei denen es zwischenmenschlich so richtig zur Sache geht, mit. Empathie hin oder her.

Mein Lächeln behalte ich mir allerdings auf jeden Fall bei und werde es auch weiterhin, nur vielleicht etwas offensiver als die „Mona Lisa“, einsetzten. Gerne auch Ihnen gegenüber, sollte Sie Ihr Weg in die Stadtbibliothek führen. 
  J.S.

Beobachtungen aus der letzten Reihe

Zu meinen absoluten Lieblingsautoren zählt der britische Autor Neil Gaiman. Zugegeben, er ist etwas speziell. Aber sein untrügliches, fantastische Gespür für skurrile Begebenheiten, fasziniert mich an ihm.
Wo sonst findet man einen Piraten, der auf Frauenkleider steht (wie beim Sternwanderer) oder erkennt, dass sich in einem Ententeich ein ganzer Ozean verstecken kann ("Der Ozean am Ende der Straße"), um nur zwei Beispiele zu nennen?
Daniel Kehlmann bezeichnete das letztgenannte Buch übrigens "als poetisches Juwel, wie man es nicht oft zu lesen bekommt".

Bild: Neil Gaiman

Es gibt Autoren, die schreiben Geschichten.
Es gibt Autoren, die schreiben gute Geschichten.
Und es gibt Autoren, die schreiben Geschichten, die sie selbst gern lesen würden.

Ich finde, dass die letzte Art von Autoren, die Beste ist, denn sie schreiben keine Geschichten aufgrund von Trends oder anderen (äußerlichen) Faktoren, sondern aus eigenem Antrieb und vor allem, weil sie selbst an ihre Geschichte glauben.
Neil Gaiman gehört für mich absolut zur letzten Sorte von Autoren.

Man muss sich allerdings auf seine Art von Geschichten einlassen können. Das ist nichts für schwache Nerven. Ich finde es toll, dass man bei ihm zum Nachdenken angeregt wird. Wie zum Beispiel bei "American Gods", wo er unter anderem der Frage nachgeht, was eigentlich mit alten Göttern passiert, wenn man nicht mehr an sie glaubt oder nur noch ein bisschen an sie glaubt. Natürlich unter der Prämisse, dass der Glaube von Menschen auch Macht besitzt. Sie wissen schon, wie bei diesem alten Sprichwort, dass der Glaube Berge versetzt.
Nicht zuletzt verehre ich Gaiman für seinen trockenen Humor, den er gekonnt in seine Bücher einfließen lässt sowie seine kunstvoll inszenierte Situationskomik (Beispiele hierfür finden Sie in all seinen Werken).

Falls Ihnen diese Art von Geschichten aber absolut nicht zusagt, möchte ich Ihnen dennoch ein Buch von ihm ans Herz legen:
Mit seinen "Beobachtungen aus der letzten Reihe" beweist Gaiman, dass er eindeutig zu den "Guten" gehört. Dieses Buch ist eine Zusammenstellung aus seinen Reden, Essays und Einführungen, welche sich allesamt um Geschichten, das Lesen oder berühmte Persönlichkeiten oder Lebensbegleiter von Gaiman dreht:

Bild: Eichborn Verlag


Warum Lesen uns zu besseren Menschen macht - Ein Einblick in die Gedanken des Bestsellerautors ...

Neil Gaiman gehört zu den großen Erzählern unserer Zeit. Seit seiner Kindheit sind Geschichten für ihn Zufluchtsorte und lebensnotwendig. In dieser Sammlung von Artikeln, Essays und Reden beschäftigt sich Gaiman mit Literatur, dem Schreiben, der Kunst und Fantasie. Er spricht über Autoren und Werke, die für ihn prägend waren und geblieben sind, über die Rolle des Lesens und wie es uns zur Empathie und Meinungsbildung befähigt.

(Verlagstext)


Gerade in der heutigen Zeit, wo wir jeden Tag feststellen, wie wichtig die Fähigkeit ist, richtig Lesen zu können und vor allem das sinnentnehmende Lesen zu beherrschen, ist es schön, dass es Menschen gibt, die sich mit diesem Umstand intensiv auseinandersetzen.
Falls ich Gaiman nicht schon mit seinen Geschichten verfallen wäre, so wäre ich ihm auf jeden Fall bei seinem Vortrag "Warum unsere Zukunft von Büchereien, Lesen und Tagträumen abhängt", verfallen. Hier betont er nochmal eindringlich, wie wichtig das Lesen (und nebenbei auch Bibliotheken) für die Entwicklung von Kindern ist:

"Der einfachste Weg, gebildete Kinder heranzuziehen, ist, ihnen das Lesen beizubringen und ihnen zu zeigen, dass Lesen Spaß macht. Und das heißt schlicht, Bücher zu finden, die ihnen gefallen, ihnen Zugang zu diesen Büchern zu verschaffen und sie dann einfach lesen zu lassen."

Das Gleiche gilt natürlich auch für uns Erwachsene und bei uns finden Sie mit Sicherheit die Bücher, die Ihnen Spaß machen.

KB

PS: Laut einer aktuellen Studie können knapp ein Fünftel der Zehnjährigen in Deutschland nicht so lesen, dass der Text dabei auch verstanden wird. Um auf diesen alarmierenden Zustand hinzuweisen, hat die erfolgreiche Kinderbuchautorin Kirsten Boie eine Petition gestartet: "Jedes Kind muss lesen lernen"
Ziel dieser Petition ist es, dass sich Politiker auf allen Ebenen mit dieser Tatsache beschäftigen und konkrete Lösungsvorschläge erarbeiten. Je mehr Menschen unterzeichnen, umso besser.
Ich habe bereits unterzeichnet. Sie auch?

PPS: Gute Nachrichten für alle Gaiman-Fans: Das Buch "Ein gutes Omen", welches Neil Gaiman gemeinsam mit Terry Pratchett geschrieben hat, wird derzeit als Serie verfilmt und könnte wohl nächstes Jahr erscheinen...