Ein paar freie Tage

Die Tage werden endlich wieder länger. Das hat aber auch einen Nachteil, zu Hause entdecke ich Dinge, die ich in der dunklen Jahreszeit gar nicht gesehen habe. Es steht also ein richtiger Frühjahrsputz im Haus an. Die Fahrräder werden für die erste Ausfahrt fit gemacht. An den freien Tagen kann dann die erste Tour gestartet werden. Mit dabei natürlich auch ein paar kleine Snacks, man muss sich ja schließlich stärken. Wir sind zu einer Mitbringeparty eingeladen und das ist immer sehr spannend, weil man dort neue Sachen probieren kann. Vielleicht kann ich eine windgeschützte Ecke im Garten finden und meinen neuen Roman lesen. Ich habe noch ein weiteres Buch ausgeliehen, da möchte ich meinen Mann noch ganz diskret auf eine anstehende Umgestaltung im Garten hinweisen! Die freien Tage werden ganz schnell vergehen. Auf jeden Fall wird ein Osterspaziergang dabei sein! 



H. K.

»Ich bestehe aus Literatur.« Franz Kafka

Unter den zahlreichen Jubiläen 2024, und dazu zählen der 300. Geburtstag Immanuel Kants, der 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs und der 100. Todestag Hugo von Hofmannsthals, ragt der 100. Todestag Franz Kafkas heraus. Im Kafka-Jahr gibt es eine Menge zu entdecken: diverse neue Ausgaben seiner Texte, Biografien, Romane, Filme, Hörbücher, Theaterstücke, Ausstellungen, Festivals, Blogs, Podcasts und sogar Videospiele. Das ist kaum zu überblicken, bietet uns aber die Gelegenheit, den Jahrhundertautor noch einmal gebührend in den Blick zu nehmen.
Der Dichter des Alptraumhaften bekommt in dieser alptraumhaften Zeit eine neue Bedeutung.

Serie "Kafka" ARD
Gestern fand in der Urania in Berlin die Premiere der hochgelobten 6-teiligen Fiktion-Serie "Kafka" der ARD statt. Der Schriftsteller Daniel Kehlmann verfasste das Drehbuch, Regie führte der Österreicher David Schalko. Das Drehbuch beruht auf der preisgekrönten Kafka-Biografie von Reiner Stach, die inzwischen ein internationales Standardwerk ist. Die Serie ist hochgradig besetzt mit Joel Basman, David Kross, Liv Lisa Fries, Nicholas Ofczarek, Robert Stadlober, Marie-Lou Sellem, Christian Friedel, Michael Maertens, Verena Altenberger und Johannes Silberschneider. Zur Premiere war auch der Philosoph Peter Sloterdijk anwesend. 

Majestic Filmverleih GmbH
In den Kinos startete gerade die Verfilmung von Michael Kumpfmüllers Roman "Die Herrlichkeit des Lebens". Hier wird das letzte Jahr des todkranken jedoch sehr heiteren Franz Kafkas (Sabin Tambrea) und seine Liebe zu der linken Aktivistin und Tänzerin Dora Diamant (Henriette Confurius) gezeigt. Beide erleben eine kurze intensive Zeit des Glücks.

„Kafkas letzte Liebe in hellem Licht. Hinreißend!“ BR Kino Kino


Auch die Stadtbibliothek hat einige neue Bücher, Hörbücher und E-Books von und über Franz Kafka erworben und wird sicherlich im Laufe des Jahres weitere Medien kaufen. Bleiben Sie gespannt. Zur Trefferliste im Katalog.

Außerdem:
Autorenseite Franz Kafka - Alles über Leben und Werk des Autors
Kafka2024 - Alles, was Sie über das Kafka-Jahr wissen sollten
S.Fischer Verlage - Die sieben wichtigsten Werke des Jahrhundertautors (herausgegeben von Reiner Stach und Sebastian Guggolz)

„Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt ..." Franz Kafka

BB

Neues aus dem Lesecafé in Groß Klein

In der letzten Woche (am 06. März 2024) fand das zweite Lesecafé in diesem Jahr in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein statt. 

Auch dieses Mal wurde wieder eine interessante Mischung zusammengetragen, die wir Ihnen an dieser Stelle gern vorstellen möchten:


"Rachefrühling" von Andreas Gruber:

Bild: Goldmann
Bereits 2010 erschien der erste Band der Pulaski-Meyers-Reihe des österreichischen Bestsellerautors Andreas Gruber: „Rachesommer“. Auf „Racheherbst“ folgte dann 2018 mit „Rachewinter“ der geplante Abschluss der Trilogie. Doch die Fans der Reihe forderten einen vierten Band, um den Jahreszyklus abzuschließen. „Rachefrühling“ ist ein wendungs- und temporeicher Thriller, bei dem Andreas Gruber erneut seine ganze Klasse unter Beweis stellt. Am Ende bleibt das Bedauern, dass es lediglich vier Jahreszeiten gibt.

Nachdem sich Walter Pulaski drei Jahre nach ihrem letzten Treffen endlich dazu entschlossen hat, seine alte Bekannte, die Strafverteidigerin Evelyn Meyers, in Wien zu besuchen, wird er auch schon in eine Mordermittlung verstrickt. Pulaski ist Ermittler durch und durch. Statt sich die Sehenswürdigkeiten Wiens zeigen zu lassen, macht er sich lieber während seines Urlaubs auf die Suche nach dem wahren Mörder von Dr. Aleyna Al-Rashid. Ein Klient von Evelyn wird verdächtigt, der erfolgreiche True-Crime-Podcaster Martin Kilian, die ermordete Ärztin Dr. Aleyna Al-Rashid operierte einst seine Tochter, die danach starb, er schrieb bösartige Briefe an sie, doch ist das Ganze 6 Jahre her, warum sollte er sie jetzt plötzlich umbringen? Sehr viele Indizien sprechen dafür, Evelyn, Pulaski und Florian, der Rechtsanwaltsgehilfe geben ihr Bestes.

Zugegeben: Irgendwann beginnt man zu ahnen, wer hinter dem Mord steckt. Aber das Schöne an diesem Thriller ist, dass er deswegen nichts an Spannung einbüßt. Im Gegenteil: Nachdem der Täter feststeht, ist noch lange nicht Schluss. Denn nun müssen Pulaski und Meyers diesen erst einmal überführen. Gruber wäre nicht Gruber, wenn er den Leser dabei nicht immer wieder auf eine falsche Fährte führen würde.

 

"Florentia : im Glanz der Medici" von Noah Martin:

Bild: Droemer
Florenz 1469. Hochzeit von Lorenzo de‘ Medici. Alles was damals Rang und Namen und für die Medici von großen Nutzen waren, aber auch ihre Feinde, allen voran die Familie Pazzi sind eingeladen. Dabei waren aber auch die aufstrebende Malerin Fioretta Gorini, ihr Vater ist Leibarzt bei der Familie und der junge Leonardo da Vinci. Dieser arbeitet zur dieser Zeit als Lehrling in der Werkstatt von Verrocchio. Dann auch noch Giuliano, der jüngere Bruder von Lorenzo, der ewig zweitgeborene. Es beginnt ein gewaltiges Spiel der Familien Medici und Pazzi um die Macht in der Stadt Florenz aber auch um den Einfluss im Vatikan.

Die Autorin Noah Martin verbindet die Geschicke der Medici-Familie mit denen ihrer Zeitgenossen Sandro Boticelli und Leonardo da Vinci. Als sich sowohl Fioretta als auch Leonardo in einen Medici verlieben, werden sie schon bald tief in ein gefährliches Spiel aus Intrigen, Politik und Verrat gezogen, das tödlich enden wird.

Die Hintergründe von „Florentia. Im Glanz der Medici“ sind gründlich recherchiert und aufbereitet. Hervorzuheben sind außerdem die gelungenen starken Frauen-Figuren wie Albiera Pazzi und Lucrezia Medici, deren Involvierung in die Bankgeschäfte der Medicis historisch belegt ist.

Ich finde den historischen Roman sehr spannend, toll recherchiert und trotz anteiliger Fiktion eine gute Geschichte.Im Glanz der Medici“ ist ein unterhaltsamer Roman, der seine Leserinnen und Leser ins Bella Italia der Renaissance entführt.

 

"Désirée : im Herzen der Revolution, im Herzen Napoleons"
von
Allison Pataki:

Bild: Aufbau Verlag
Marseille, 1794: Die Revolution hält ganz Frankreich in Atem. Désirée Clary trifft den charismatischen und ehrgeizigen Napoleon Bonaparte. Als ihre Schwester Julie seinen Bruder Joseph heiratet, wird auch Désirées eigene Zukunft unwiederbringlich mit der des jungen Generals verbunden. Napoleon macht Désirée heimlich den Hof, aber sein Versprechen, in Paris auf sie zu warten, hält er nicht ein – und nur wenige Jahre später ist er nicht nur einer der mächtigsten Männer Europas, sondern auch ihr politischer Feind ...

Der Roman dreht sich um einige Hauptcharaktere, natürlich um Napoleon und seine Geliebte Josephine, um Désirée und ihre Schwester Julie. Dazu kommen im späteren Verlauf weitere Personen hinzu. Die Story beginnt mit der Revolution 1794 in Marseille und entwickelt sich weiter über all die wichtigen Stationen der politischer und gesellschaftlicheren Entwicklung Frankreichs nach der Revolution. Die Kapitel sind mit dem Handlungsort und Jahresangaben gekennzeichnet, sodass der Leser keinerlei Schwierigkeiten hat, sich in Zeit und Raum zu orientieren.

Gerade jetzt, war das Buch für mich perfekt, denn ich hatte den Film Napoleon von Ridley Scott im Kino gesehen, ein imposantes Historiendrama in dem es außer um die zahlreichen Schlachten auch um die Liebe zwischen Napoleon und Josephine ging. Nun also diese ergänzende und packende Geschichte, ebenfalls mit einem Bezug auf die gesehenen geschichtlichen Momente war sehr interessant. Der Roman wird sehr lebendig und eindringlich erzählt, die Sprache ist sehr fließend und Allison Pataki erzählt eine fesselnde Geschichte.


"Hildegard vonBingen und das Siegel des Königs"
von
Andreas J. Schulte:

Bild: Emons Verlag
Kloster Rupertsberg in der Nähe des Rheins im Jahr 1151. Die junge Novizin Elisabeth kommt neu in das Kloster. Sie ist die Tochter eines Adeligen und hat noch Schwierigkeiten mit dem einen oder anderen Ritual. Als die Klostervorsteherin Hildegard zu Verhandlungen über die Thronfolge ins Kloster Disibodenberg eingeladen wird, nimmt sie trotzdem Elisabeth mit, da diese sich in den weltlichen Dingen besser auskennt, zudem kommen zwei andere Schwestern des Ordens mit.

Kurz nach der Ankunft der vier geschieht ein Mord, und Hildegard versucht mit ihren medizinischen Kenntnissen zu helfen. Später geschieht ein zweiter Mord, und die ersten Gäste der Verhandlungen treffen ein…

Hauptdarstellerin in diesem Roman ist aber eigentlich nicht Hildegard, sondern die junge Novizin Elisabeth, die aus adligem Hause stammt und sich dank ihrer freien Erziehung ein wenig in den weltlichen Dingen und in den Adelsfamilien auskennt, so dass sie Hildegard eine dankbare Informantin sein kann. Der Autor versetzt den Leser in das tiefe Mittelalter am Rhein und lässt den Roman in zwei Klöstern spielen, die heute nur noch als Ruinen zu besichtigen sind. So erweckt er die Vergangenheit zum Leben und packt dies in einen Kriminalroman, bei dem natürlich Hildegard als Heilkundlerin mit ihrem Scharfsinn die Leichen untersuchen und zielsicher eine Diagnose stellen kann. Dass dies nicht immer zur Freude der Mönche im Kloster passiert, versteht sich von selbst, wenngleich sie auch den einen oder anderen Mönch von kleineren Leiden heilen kann.

Letztlich spielt das Siegel des Königs keine so große Rolle, wie es die Erwähnung im Titel verheißen mag, aber dennoch gibt es einige Leichen zu beklagen, und die Schuldigen werden am Ende dank der Kombinationsgabe von Hildegard, Elisabeth und den anderen beiden Nonnen erkannt werden. Der Roman ist flüssig geschrieben und bietet schöne Unterhaltung mit ein paar interessanten historischen Informationen.

 

"Ein mörderisches Paar : Das Versprechen" von Klaus-Peter Wolf:

Bild: Fischer Verlag
Ein dreizehnjähriger Schüler ist tot. Gestorben an einer Überdosis Heroin. Der, der dafür verantwortlich ist, wurde gerade freigesprochen. Aus Mangel an Beweisen. Kurz danach ist dieser Dealer tot, ein Herzstich typisch für Dr. Sommerfeldt? Die Dr. Sommerfeldt Reihe umfasste ja schon einmal 3 Teile, danach wurde er erst mal vom Team um Ann Kathrin Klaasen eingesperrt und nun wieder frei mordet er weiter als eine Art Robin Hood, immer die, die es verdient haben. Wie auch schon in den 3 Teilen vorher ist er so ein verehrter Mörder, der da weitermacht wo die Justiz am Ende ist und der sowohl vom Team um Ann Kathrin verfolgt als auch irgendwie geachtet wird, er muss natürlich verfolgt werden, das ist Aufgabe der Kripo, obwohl sie eigentlich finden, die Opfer haben es auch verdient.

Es ist nicht der ersehnte 4. Buch der Sommerfeldt Reihe, denn hier beginnt eine neue Trilogie, diesmal ist Sommerfeldt nach einer erfolgreichen Gesichts-OP nicht mehr alleine am Wirken und wird auch nicht erkannt, agiert unter neuem Namen. Bernhard Sommerfeldt ist nun Ernest Simmel und er hat sich in Frauke, die einstige Miet-Ehefrau von Rupert, aus dessen Trilogie verliebt und somit bildet dieses Buch den Auftakt für eine neue Reihe, in der aber alle Personen die man aus den Ostfriesenreihen oder Rupert oder Sommerfeldt Büchern kennt, wieder mit dabei sind.
Klaus-Peter Wolf perfektioniert sein perspektivisches Schreiben in diesem Roman. So bleibt für uns als Leser abzuwarten, welch Wendungen sich der Autor für die kommenden 2 Bücher einfallen lassen wird. Einen Zettel und Stift, um all die Charaktere zu notieren, können sehr hilfreich sein. Für Klaus-Peter Wolf Fans, wird es einfacher, denn man kennt die meisten Personen ja durch die vielen Bücher doch ganz gut und für uns Fans ist auch dieses ein Muss-Buch.



Das nächste Lesecafé findet am Mittwoch, den 05. Juni 2024 um 15:00 Uhr in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein statt.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!


A. S.

"Murakami und seine Magie"

Der japanische Autor Haruki Murakami ist schon lange kein Unbekannter mehr und ich würde Ihnen etwas vom Pferd erzählen, wenn ich etwas Gegenteiliges behaupten würde. Dennoch hatte ich ihn lange nicht auf dem Schirm. Und vielleicht liegt es auch daran, dass man mit ihm erst einmal warm werden muss.

Selbst ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich ihn wirklich mag. Seine Themen sind oft sehr gleich, seine Geschichten eine Grenzwanderung zwischen Fiktion und Realität. Manche nennen es auch gerne magischen Realismus". Die Bücher, die ich gelesen habe „Erste Person Singular“ und „Naokos Lächeln“ haben mich verwirrt, erschüttert und doch auch wieder berührt.

Haruki Murakami ist ein Autor, der einem im Gedächtnis bleibt und über dessen Geschichten man nachdenken muss. Aber wer ist Haruki Murakami überhaupt?
Murakami wurde 1949 in Fushimi-Ku, einem Stadtbezirk von Kyoto in Japan geboren. Er war schon immer sehr belesen und zeigte großes Interesse an europäischer und nordamerikanischer Literatur. Großen Einfluss auf seine Arbeit haben unter anderem Kafka und Dostojewski. 
In den letzten Jahrzehnten hat er eine große Anzahl an Büchern veröffentlicht und eine ebenso nicht weniger niedrige Anzahl an Preisen gewonnen. Seine Texte wurden bisher in über 50 Sprachen übersetzt.

Sein neuestes Werk „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ ist Anfang des Jahres zu seinem 75. Geburtstag in Deutschland veröffentlicht wurden. Ehrlicherweise muss ich an dieser Stelle zugeben, dass ich es aus Zeitgründen leider noch nicht lesen konnte. Aber vielleicht haben Sie schon einen Blick darauf geworfen.

Eine interessante Diskussion über das Buch gibt es auch im Literaturclub vom 30.01.2024 unter der Moderation von Laura de Weck im Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). 

J.A.