I don't like Brexit

Schon seit vielen Jahren liebe ich die britische Insel. Angefangen hat es mit einem ‚Gartenurlaub‘. Wer Gärten liebt, kommt einfach nicht drum herum. Die Mannigfaltigkeit und Vielfalt englischer Gärten ist spektakulär und wenn man sich einmal mit dem Gartenvirus infiziert hat, ist man ein Leben lang Fan.  Die Briten sind schon ein besonderes Volk und manchmal für uns rätselhaft. Dass sie sich für einen Ausstieg aus der EU entschieden haben und ihren eigenen Weg gehen wollen, ist ein herber Rückschlag für die europäische Völkergemeinschaft. Ich persönliche bedaure das sehr.

Auf dem Weg die Briten zu verstehen, hilft uns Nele Pollatschek mit ihrem Buch „Dear Oxbridge“.

Quelle: Galiani Verlag


Der Untertitel „Liebesbrief an England“ verrät, dass die Autorin ebenso eine Bewunderin der britischen Insel ist. Schon in ihrer Jugend festigte sich der Wunsch, in England an einer der traditionellen Universitäten in Cambridge oder Oxford zu studieren. Sie hat es geschafft und somit einen tiefen Einblick in das Hochschulsystem  und den Campusalltag der britischen Eliten erhalten.

In ihrem Buch berichtet sie über das bizarre Verhalten der englischen Oberschichtstudenten, kommt der Abwasserwirtschaft und dem Pillenkonsum der Briten auf die Schliche, erzählt von Nächten zwischen High-Society-Partys und Bibliothek. Aus ihren Erfahrungen heraus versucht sie, die aktuellen Entwicklungen und Zusammenhänge zwischen historisch gewachsenen Privilegien und der Blindheit für soziale Verhältnisse zu erklären.

Dieses Buch ist ein besonderes im Reigen der Brexit-Bücher, denn Nele Pollatschek schreibt sehr klug, differenziert und voller Wärme und Witz. Es ist eine sehr unterhaltsame Lektüre.

 RK

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst

Mein erster Nick Hornby wartete in Form eines schmalen Büchleins (nur 160 S.) bei den Neuerwerbungen in der Zentralbibliothek auf mich. 

Der Titel "Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst : eine Ehe in 10 Sitzungen", machte mich neugierig. Ich wollte wissen, wer hier gleich seine Sachen packen wollte und warum überhaupt.


Zum Inhalt:

Tom und Louise machen eine Paartherapie, denn nach vielen Ehejahren ist die Beziehung mehr oder weniger in eine Sackgasse geraten. Was die beiden umtreibt und wo der Hase im Pfeffer liegt, erfährt der Leser nach und nach von ihnen direkt – beim Warten auf die nächste Therapiesitzung im Pub gegenüber.

 

In Form von witzigen und pointierten Dialogen erfährt der geneigte Leser nach und nach, warum die Ehe der beiden eigentlich so im Argen ist. Das erfordert so manches Mal höchste Konzentration, da Hornby darauf verzichtet, hinter jedem Satz "sagte sie/ Louise" oder "sagte er / Tom" zu schreiben.
(Aber keine Sorge, man behält ganz gut den Überblick.)

Das Spannende ist, dass man von der Therapiesitzung an sich, relativ wenig mitbekommt. Das Paar trifft sich im Pub und bespricht von dort aus die Lage der Nation bzw. ihre Ehe. Und so ganz nebenbei lernen sie sich immer besser kennen und der Leser gleich mit:

"Dieses Spiel spiele ich nicht mit."

"Das ist kein Spiel", sagt Tom. "Sind wir ein Paar? Zwei gegen den Rest der Welt? Oder nicht?"

"Zwei gegen den Rest der Welt?", sagt Louise verächtlich.

"Das bedeutet Ehe für mich."

"Das hast du dir gerade ausgedacht. Wegen der Gipsmanschette. Wie passen denn die Kinder da rein?"

"Meistens bin ich gegen sie."

"Also, ich nicht."

"Dann sind es eben wir vier gegen den Rest der Welt."

"Aber das ist Familie, nicht Ehe."

"Du weißt schon, was ich meine."

"Ich hatte nie das Gefühl, dass wir beide gegen den Rest der Welt kämpfen..."

Ein kurzweiliger Roman, bei dem man oft, sehr oft schmunzeln kann und der einem die eigenen Probleme in der Beziehung so manches Mal überdenken lässt.

Außerdem eignet sich dieser schmale Band wunderbar als Einstieg in die Literatur von Nick Hornby und lädt dazu ein, weitere Bücher von ihm zu lesen.

KB

Da waren's nur noch Sechs - die Shortlist 2020 ist da!

So viele Titel wie noch nie wurden dieses Jahr für den Deutschen Buchpreis 2020 eingereicht. 206 Romane aus Verlagen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz lagen der sieben-köpfigen Jury vor.

Für 20 Romane, der Longlist, hatte sich die Jury bereits entschieden.

Jetzt ist die Shortlist erschienen:


Bov Bjerg: Serpentinen

Dorothee Elmiger: Aus der Zuckerfabrik

Thomas Hettche: Herzfaden

Deniz Ohde: Streulicht

Anne Weber: Annette, ein Heldinnenepos

Christine Wunnicke: Die Dame mit der bemalten Hand


Foto: Deutscher Buchpreis 2020












Wir haben die Titel der Shortlist, als auch der Longlist bereits geordert. In Kürze stehen alle Titel vollständig zur Ausleihe zur Verfügung. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen oder Hören und sind schon sehr gespannt, wer das Rennen um den Deutschen Buchpreis 2020 macht. C.G. 

Termin: 12.10.2020

Deutscher Buchpreis 2020





Völlig neben der Spur

 Völlig neben der Spur

Vergessen Sie doch bitte alles, was ich noch im April in überschwänglicher Weise zum Besten gegeben hatte. Meine Sympathie galt damals  radelnden Menschen, denen Tugenden wie Aufmerksamkeit, Vorsicht und vor allem gegenseitige Rücksichtnahme offensichtlich noch Begriffe waren.

Fünf Monate und eine beträchtliche Menge gelaufener Kilometer später, fällt diese Spezies bei mir allerdings in Ungnade und mein Urteil vernichtend aus. Rüdes Verhalten unter dem Motto BIKERS-FIRST ist auf Fuß(!!!)wegen mittlerweile völlig selbstverständlich und salonfähig geworden. Ich laufe (und das im wahrsten Sinne des Wortes) Gefahr, mein Ziel nicht unverletzt zu erreichen, sofern ich nicht in der Lage wäre, dem drohenden Zusammenstoß mit einem gekonnten Slalomparcour  zu entGEHEN.

Meiner erhöhten Aufmerksamkeit ist deshalb auch nicht entgangen, dass nicht einer dieser rasant fahrenden ‘Verdrängungskünstler‘ unter 10 Jahren ist und somit, laut StVO, sogar die Berechtigung gehabt hätte, sich mit mir diesem Wettbewerb zu stellen. Trübe Aussichten also?

Es scheint beinahe so. Es sei denn, unser Rad liebender Oberbürgermeister haut mal kräftig mit der Faust auf den Tisch und darüber hinaus, auch neue Verkehrskonzepte raus. Schließlich ist er Däne und da dürfte ihm die Fahrradstadt Kopenhagen ja eigentlich keine Unbekannte sein. Strategische Tipps für ein gelungenes Mit.-und Nebeneinander auf Fahrbahnen und Bürgersteigen aller Art gibt es als Lektüre  in der Stadtbibliothek. J.S.

Finkelstein: Straßenkampf

Foto: Christoph-Links-Verlag


















"Der geheime Garten"

 

„Hast du einen Garten und eine Bibliothek, dann hast du alles, was du brauchst.“
(Marcus Tullius Cicero (146 – 43 v. Chr.), römischer Redner und Staatsmann)


 Es gibt Bücher, deren Botschaften nie veralten.
 
 
 


Für mich gehört der „Geheime Garten“ von der englischen Autorin Frances Hodgson Burnett ("Der kleine Lord") zu diesen zeitlos schönen Geschichten, die mich als Leserin berühren.

1911, vor fast 110 Jahren wurde die Geschichte das erste Mal in England veröffentlicht. Immer wieder wurde das Buch mit verschiedenen Illustrationen herausgegeben.

2019 erschien eine neue Ausgabe, deren fantastisch-moderne Illustrationen der Italienerin Mariachiara Di Giorgio den magischen Zauber dieser Geschichte über Freundschaft und die heilende Kraft der Natur einfängt. Die Bilder sind unglaublich schön, der Text wurde neu adaptiert von Federica Magrin.


Für alle, die die Geschichte noch nicht kennen:

Nach dem Tod ihrer Eltern wurde die neunjährige Mary zu ihrem Onkel auf dessen düsteres Gutshaus geschickt. Dort ist sie sich selbst überlassen und auf einem ihrer Streifzüge im Park entdeckt Mary den verschlossenen Zugang zu dem hinter hohen Mauern verborgenen Garten ihrer verstorbenen Tante. Sie findet den Schlüssel für die Eingangstür und geht so oft wie möglich in den geheim gehaltenen Garten. Im Haus hört sie die quälenden Schreie eines Jungen, es ist ihr zehnjähriger Cousin Colin, der krank im Bett liegt und der genauso einsam und unglücklich wie Mary ist. Gleichzeitig freundet sie sich mit Dickon, dem Bruder des Hausmädchens Martha an. Gemeinsam mit Dickon bringt sie den schwer kranken Colin in den geheimen Garten. Die drei Kinder kümmern sich hingebungsvoll um den verwilderten Garten und werden sehr gute Freunde. Wie durch ein Wunder wird Colin wieder gesund.


Am 15.10.2020 ist in Deutschland Kinostart für die Neuverfilmung aus England.


A.K.

 

Bilder vom Post: Edizioni White Star
(Bilder aus dem Buch "Der geheime Garten")