Faust Reloaded


Was haben Aretha Franklins „Respect“, Whitney Houstons „I Will Always Love You“ und der Beatles Evergreen „Twist and Shout“ gemeinsam?
Alle drei sind Cover-Songs!
Die Originale stammen von Otis Redding, Dolly Parton und den Top Notes.
 
Wenn ich jetzt frage, was die Filme „A Star is Born“(2018), „Insomnia“ (2002) und „Die glorreichen Sieben“ (2017) vereint, dann können Sie die Antwort schon erahnen…
 
Was seit Jahrzehnten in der Film- und Musikindustrie Gang und Gäbe ist, findet seit geraumer Zeit auch Einzug im neuesten Medium: den Videospielen.
Erfolgreich werden alte Games mit zeitgemäßer Grafik und teils überarbeiteten Inhalten als HD-Remakes neu aufgelegt. „Tony Hawk‘s ProSkater“,  „Mass Effect“ und „Mafia“ seien nur als Beispiele genannt.
 
Die Gründe für Remakes und Cover sind höchst verschieden. Sei es, dass eine neue Erzählperspektive wiedergegeben wird, man ein anderes Genre wählt, moderner Zeitgeist einfließen oder (wieder) aktuelle Themen aufgegriffen werden sollen, neue technische und visuelle Möglichkeiten zur Verfügung stehen oder einfach nur die Kasse klingeln soll.

Alles nur geklaut? Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden!
Quelle: dieprinzen.de

Klar, damit erzähle ich Ihnen nichts Neues. Aber haben Sie sich mal die Frage gestellt, warum es im Prinzip kaum Remakes von Büchern gibt?
Und ich rede jetzt nicht von Adaptionen, wie die Verfilmungen von „Handmaid’s Tale“, „Die Känguru-Chroniken“ oder dem besten Kinofilm des Jahres: „Dune“.
Nein, ich meine eine niedergeschriebene Geschichte, die erneut/abgeändert als Buch veröffentlicht wurde.
 
Fällt Ihnen spontan eine ein?
 
Mir kommt erstmal „Romeo und Julia“ von Shakespeare in den Sinn.
Die Tragödie wurde von Gottfried Keller als „Romeo undJulia auf dem Dorfe“ erneut aufgegriffen.
Aber halt! Schon die Version von Shakespeare ist ein Remake. Nein! Doch! Ohh!
Ja, der Maestro der englischen Sprache hat die berühmteste Liebesgeschichte der Welt nicht selbst erdacht, sondern vom antiken Schriftsteller Ovid übernommen, der wiederum eine alte babylonische Sage zum Besten gab.
 
Apropos Antike: Mit „Ulysses“ knüpft James Joyce zwar an die berühmte „Odyssee“ von Homer an, aber von einem richtigen Remake würde ich hier nicht sprechen.
 
Dann gibt es noch „Die neuen Leiden des jungen W.“ für die sich Ulrich Plenzdorf, doch recht eindeutig, an Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ orientiert hat.
 
Aber wo bleibt eine Neuerzählung von „Moby Dick“, „20.000Meilen unter dem Meer“ oder „Der Name der Rose“? Wann gibt es endlich einen „Faust Reloaded“, der in der Jetztzeit spielt und in dem Gretchen wenigstens volljährig ist?
 
Schon höre ich die Kritiker aufschreien, wie könnte man es wagen, einen Klassiker zu entstellen! Und dann muss man sich nur in Erinnerung rufen, dass auch Goethe nicht der Erste war, der über Doktor Faustus schrieb...

Ach, du meine Goethe!
Quelle: pixabay.com


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