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Anfang dieses Jahres konnte man sich im Rahmen des Prosawettbewerbs der
philosophischen Fakultät der Universität Rostock mit Prosatexten zum Thema „Universitäres Leben“ bei der Preisverleihung
von vier ausgezeichneten Texten inspirieren lassen. Die vier Siegerinnen konnten
dabei auf unterschiedlichste Art unter Beweis stellen, dass sie das kreative Schreiben
beherrschen und umsetzen können. Von an den Stil von Stephen King
und Edgar Allan Poe erinnernder Thematisierung des Drogenmissbrauchs über eine historische Zeitreise in die Geschichte des allseits bekannten
Arno Esch zu plattdeutscher Prosa gab jede der Autorinnen ihre Künste und
Fähigkeiten zum Besten. Doch was
verbirgt sich eigentlich hinter dem kreativen Schreiben?
Ich selbst habe letztes Jahr am eigenen Leibe erfahren
dürfen, was es heißt, mal bei so einem Wettbewerb teilzunehmen. Ich dachte mir:
Hey, komm, gib dir einen Ruck und reich mal eines deiner Schriftstücke ein,
wofür schreibst du, wenn nicht auch für andere?
Gerade Prosa ist wohl eine der umfangreichsten, offensten
Formen der Sprache. Alles ist erlaubt und es gibt keine Vorgaben. Im Rückgespräch
mit einem Mitglied der Jury wurde mir allerdings klar, dass mehr zum
„einfachen“ Schreiben gehört als ein Zettel, ein Stift und eine bahnbrechende
Idee oder ein wahnwitziges Thema.
Man muss sich beispielsweise darüber bewusst werden, dass ein roter Faden
sowohl im Erzählstrang, als auch in der Form des Textes von großer Wichtigkeit
ist. Fängt man in einem märchenhaften Stil an, passt es nicht, wenn man einfach
im zweiten Drittel der Geschichte
umspringt und alles sachlich darstellt. Ein ansprechender Ausdruck ist
ja schön und gut, aber Verständlichkeit ist wohl auch ein sehr wichtiger Punkt,
den man beachten sollte, wenn man nicht nur für sich schreibt. In erster Linie
gilt es, Spaß am Schreiben zu haben, doch was kommt danach?
Richtig – das Publikum. Schreibt man für Kinder, ist es
nicht unbedingt ratsam, eine verworrene, schwer zu durchschauende, vielleicht
geniale, aber unverständlich kryptische
Story zu entwickeln, für die selbst Kant ein Wörterbuch gebraucht hätte.
Und schreibt man für die ältere Generation, spart man sich an einigen Stellen
vielleicht den einen oder anderen Anglizismus und setzt stattdessen ein
Sprichwort ein, das nicht erst im Jahre 2020 erfunden wird.
Ich persönlich hatte schon oft den Gedanken, dass man
sich selbst beim kreativen Schreiben in gewisse Richtlinien pressen lassen
muss. Im ersten Moment erscheint einem das paradox, doch es hat seinen Sinn,
dass wir Substantive groß schreiben und Kommata an gewählten Stellen setzen.
Denn Interpunktion, Syntax und Orthographie
haben ihre Daseinsberechtigung. Jeder kennt doch Beispiele wie
„Gut zu Vögeln“ und „Gut zu vögeln"
oder
„Professoren sagen, Studenten haben es gut.“ und
„Professoren, sagen Studenten, haben es gut.“
Fassen wir noch einmal grob zusammen: Voraussetzungen zum
Schreiben einer Prosa sind ein gewisses Verständnis der Sprache, bei an die
Öffentlichkeit gerichteten Texten auch das Publikum und die Konstanz in dem
Erzählstrang. Als wichtigstes Merkmal möchte ich dem Ganzen voran aber den Spaß
und die Leidenschaft stellen. Einen Text sollte man aus intrinsischer
Motivation heraus verfassen und nicht, weil man unbedingt einen Wettbewerb
gewinnen will.
Die Siegerinnen des Prosawettbewerbs haben bei der Präsentation ihrer Texte und auch im Nachgespräch eindeutig bewiesen: Sie hatten Spaß an der Sache. Und wenn das erst einmal gegeben ist, kann man sich den anderen Dingen widmen.
Die Siegerinnen des Prosawettbewerbs haben bei der Präsentation ihrer Texte und auch im Nachgespräch eindeutig bewiesen: Sie hatten Spaß an der Sache. Und wenn das erst einmal gegeben ist, kann man sich den anderen Dingen widmen.
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PS: Der Prosawettbewerb findet im Übrigen jedes Jahr
statt. Leider können nur Studenten der philosophischen Fakultät daran
teilnehmen, die Preisverleihung und Lesung der besten Texte ist jedoch
öffentlich und jeder ist zu diesem literarischen Ereignis eingeladen. Dieses
Jahr schloss sogar noch eine kleine (spontane) Interviewrunde mit den
Autorinnen zu ihren Prosatexten an die Lesung an, in der den Zuhörern noch ein
weiterer Einblick in den Ablauf des Schreibprozesses ermöglicht wurde. Es lohnt
sich!
PAS
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