Lese Café März 2023

Katja findet auf der Straße vor ihrer Wohnung eine Obstkiste voller Krimskrams, mit der Aufschrift „zu verschenken“. Da sie eine große Buchliebhaberin ist, nimmt sie sich daraus ein Buch mit einem Bernsteinfarbenen Auge auf dem Einband. Das Buch ist so spannend und authentisch geschrieben, dass sie es kaum aus der Hand legen kann. Doch je mehr sie liest, umso seltsamer kommt ihr das Buch vor, und sie fühlt sich direkt beobachtet von dem Auge auf dem Cover. Wer Bentow liest kennt den Ermittler Nils Trojan, der wird zu einem Mordopfer gerufen. Als er die Tote sieht ist Trojan schockiert. Die Augen der Toten wurden durch eine Bernsteinfarbene Masse ersetzt.

Faszinierend von der ersten Seite bis zum Schluss. Ich mag ja Bentows Schreibstil. Leicht, locker und mega spannend, so dass mich der Thriller von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Interessant fand ich auch die Kapitel die aus der Sicht des Täters geschrieben wurden. So habe ich Stück für Stück mehr über den Täter und seine Hintergründe erfahren. Auch das Cover mit seinem Bernsteinfarbenen Auge hat mir gut gefallen. Ein wirklich komplett gelungenes Buch. Fazit „Das Bernsteinkind“ ist eines dieser Bücher bei denen man sagt „ein Kapitel lese ich noch“ um dann festzustellen, dass man doch noch eine ganze Stunde gelesen hat.

Mehr kann ich einfach nicht sagen.

Ja, es ist der zehnte Fall für Nils Trojan und ich bin wieder nur einfach unglaublich begeistert, was der Autor hier für ein geniales, abgründiges und zugleich tief bewegendes Psychospiel ausgearbeitet hat. Voller Finesse, Kalkül, aber auch große Emotionen und tiefer Verwundbarkeit.

 

Bild: Suhrkamp
"Eine andere Zeit" von Helga Bürster

In ruhigem Ton, fast schon nüchtern, erzählt Helga Bürster in ihrem neuen Roman von der „Kriegsenkel"-Generation. Anhand einer Familie wird ein Netz von Schicksalen aufgezeigt. Da ist die Elterngeneration, die als Kinder und Jugendliche den Krieg erlebt haben, vieles verdrängt und totgeschwiegen haben. Die nächste Generation wiederum (Suse, Enne und Christina) wächst im geteilten Deutschland auf. Während Enne fest an den Arbeiter- und Bauernstaat glaubt, ist Christina mit ihrem Leben im kapitalistischen Westen unzufrieden und blüht nur auf, wenn sie nach Vorpommern an die Küste reisen kann.

Helga Bürster wertet nicht, sie schildert Ost und West facettenreich. Weder ist hier alles gut, noch dort alles schlecht. Die Menschen stehen im Mittelpunkt und was sie aus ihrem Leben gemacht haben, welche Chancen sie hatten und welche sie davon genutzt haben oder auch nicht. Durch Rückblicke wird die Vergangenheit seit den 1970er Jahren herangeholt an die Gegenwart, als Frau Pohl auftaucht.

Wie sich dann alles entwickelt, möchte ich gar nicht verraten, um nichts vorwegzunehmen. Mich hat dieses Buch stellenweise sehr bewegt, vor allem aber sehr gut unterhalten, eine Geschichte, die auch ohne wirkliche Spannung zu fesseln versteht.

 

Bild: penguinrandomhouse
"Todesrache" von Andreas Gruber:
(Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez 7)

Diesen 7. Band würde ich nicht ohne die vorherigen gehört oder gelesen zu haben kennen lernen wollen. Irgendwie braucht man die Vorgeschichte. Der 7. Teil wirkt für mich wie eine nahtlose direkte Fortsetzung, wie der fehlende Rest des 6. Falls... und ist nicht schlecht...

BKA-Profiler Maarten S. Sneijder ist bei seinem letzten Einsatz nur knapp dem Tod entronnen und hat fast sein gesamtes Team verloren. Darunter auch seine Kollegin Sabine Nemez. Da ergibt sich ein Hinweis, dass zumindest sie noch am Leben sein könnte… (Verlagstext)

Wenn man sich auf irgend einen der vorherigen Teile eingelassen und Gefallen daran gefunden hat, dann wird man sich eh alle Teile holen... von daher die Empfehlung: Holt Euch alle Teile, fangt von Anfang an und freut euch, das auch der 7. Teil so viel Spaß macht, dass ich vermute, wir werden auch noch einen 10. Teil lesen oder hören dürfen, in dem vielleicht schon die älteste Nichte als Praktikantin
ihrer Tante Biene (Sabine Nemez) ins BKA folgen kann...

 

Bild: Buchkatalog
"Bulli-Tour mit Kind und Kegel" von Carina Linnemann: 

In „Bulli-Tour mit Kind und Kegel” nimmt Autorin Carina Linnemann die Leser mit auf ihren Elternzeit-Campingtrip mit VW Bus und zwei Kindern durch Deutschland, Italien, Kroatien, Slowenien und Österreich. Mit ihrem selbst ausgebauten T4 reist die Familie (Kinder 1 und 4 Jahre) für 5 Wochen durch Europa und schildert sowohl die Reiseerfahrungen (einschließlich Campingadressen) als auch die Vorbereitungen samt Ausbau und Routenplanung.

Es ist ein wunderbar schonungsloser Erfahrungsbericht über das Campen mit Kindern im VW Bus. Absolut authentisch und unterhaltsam geschrieben und hübsch illustriert. Das Buch ist nicht nur für Camping- und Bulli-Neulinge, die mit Kindern unterwegs sein wollenes, es ist für alle, die gerne in authentischen Reiseberichten schmökern, die werden auch wirklich gut unterhalten.

 

Bild: Aufbau-Verlage
"Astrid Lindgren" von Susanne Lieder:

Schweden 1929. Astrid Lindgrens Sohn Lars, genannt Lasse, lebt seine ersten drei Lebensjahre bei einer Pflegemutter. Als diese unerwartet krank wird, nimmt Astrid den kleinen Jungen zu sich. Sie ist überglücklich, ihr Kind endlich bei sich zu haben, doch als ledige und alleinerziehende Mutter hat sie es schwer.

Schon seit meiner Kindheit liebe ich die Geschichten von Astrid Lindgren und war deshalb sehr gespannt auf die Einblicke in ihr Privatleben. Susanne Lieder erzählt Astrid Lindgrens Lebensgeschichte ungemein flüssig, lebendig und warmherzig. Von Anfang an hat mich dieses Buch völlig gefesselt und ich hatte fast das Gefühl Astrid persönlich zu kennen. Sie war eine äußerst talentierte, phantasievolle und beeindruckende Frau, die in ihrem Herzen immer Kind geblieben ist. Ihre Familie war ihr wichtiger als alles andere, aber sie zeigte auch sehr viel Empathie anderen Menschen gegenüber. Zwar hatte sie eine wunderschöne unbeschwerte Kindheit auf dem Land, aber später musste sie auch schwierige Lebensphasen bewältigen. Ihre Stimmung konnte schnell zwischen Fröhlichkeit und Melancholie wechseln.
Obwohl nicht allzu viel aus dem Privatleben von Astrid Lindgren bekannt ist, ist Susanne Lieder eine sehr bewegende Romanbiografie gelungen. Sie erzählt von den wichtigsten Ereignissen und Lebensphasen, die die berühmte Kinderbuchautorin geprägt haben. Wie die Autorin im Nachwort schreibt, hat sie sich weitgehend an die Realität gehalten und nur wenig dichterische Freiheit einfließen lassen.


Bild: penguinrandomhause
"Verschwunden" von Sabine Thiesler

Elena Ludwig ist eine attraktive, gut situierte Maklerin und wohnt im Herzen von Siena. Gelangweilt von ihren Mitmenschen, lebt sie ihre sexuelle Leidenschaft auf eine riskante Art und Weise aus. Ein hochgefährlicher Kick, wenn sie an den Falschen gerät. Unterdessen erschüttert eine brutale Verbrechensserie die Toskana. Menschen verschwinden, und die wenigen, die zurückkommen, sind traumatisiert und für immer zerstört. Commissario Neri ermittelt, träumt aber schon von einem Altersruhesitz am Meer, den ihm die Maklerin Elena vermitteln soll. Doch dann verschwindet auch sie... (Covertext)

Ich habe sehnsüchtig auf dieses Buch gewartet - und muss jetzt schon wieder auf das nächste warten. Ein typischer, wie immer sehr spannender Thriller von Frau Thiesler. Man fühlt sich wie „vor Ort" wie in der Toskana im Urlaub! Ich liebe ihren Schreibstil, der sich von den meisten weit abhebt - man „erlebt" es mit! Und langweilt sich bei keiner Zeile. Über den Inhalt ist im Covertext schon genug verraten worden, deshalb nur noch eine kleine Rezension, denn nur SELBER LESEN macht Freude! Ich habe alle Bücher von Frau Thiesler gelesen - und finde, sie wird immer besser, soweit überhaupt möglich.


Wer das Lesecafé gern einmal live sehen möchte, kann gern im in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein vorbei schauen.
Das nächste Lesecafé findet am 07.06.2023 um 15:00 Uhr statt. 
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

A.S.

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