An Hans

Lieber Hans, wir müssen reden…
Naaaaaants ingonyama bagithi baba!
(Bildquelle)
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Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du dich seit so vielen Jahren um mich kümmerst. In schönen, wie auch traurigen Momenten, warst du stets an meiner Seite. Wir haben so viel miteinander erlebt. Gerne denke ich an all die unvergesslichen Augenblicke zurück:
Als ich vor 24 Jahren als unbedarftes Kind das erste Mal im Kino war, warst du dabei. Was habe ich geheult als Mufasa starb…
Als rebellischer Jugendlicher habe ich mit dir gemeinsam Maximus’ heroischen Kampf und die tragische Wiedervereinigung mit seiner Familie begleitet.
Als nerdiger Erwachsener bin ich mit dir zusammen ins düstere Gotham abgetaucht, um einen jungen, talentierten Schauspieler auf dem Höhe- und Endpunkt seines Schaffens zu bewundern.

Ach und dann war da noch dieser herrlich, schräge Moment, als ich feststellte, dass du in dem Musikvideo mitspielst, mit dem MTV 1981 sein Fernsehprogramm startete.
Natürlich stehst du darin am Synthesizer, wie könnte es anders sein…
Und das, lieber Hans, das ist das Problem…
Du weißt, ich mag dich sehr. Aber…
…man könnte in dem Fall auch sagen: „Synthesizer Killed the Orchestra“.

Je älter ich werde, umso mehr lerne ich die Klänge schätzen, die aus echten Instrumenten ertönen und nicht einem Computer entspringen.
Bei dir, Hans, hört sich immer alles so perfekt, so sauber, so durchstrukturiert an. 
Ja du erschaffst einen bombastischen Kinosound, wie zuletzt in Interstellar, Dunkirk oder Blade Runner 2049, aber er ist eben auch typisch deutsch: kühl, distanziert, perfektionistisch.
Für den besten Sound: Vinyl (Bildquelle)

Ennio hingegen…
Ennio ist voller Emotion, voller Leidenschaft, voller Hingabe. Typisch italienisch eben.
Auch ihn kenne ich schon seit Kindheitstagen.
Meine Eltern besaßen diese Schallplatte mit Westernmelodien.
Ich hörte sie gerne und oft.
Doch plötzlich verlor ich ihn aus den Augen.
Erst vor einigen Jahren habe ich Ennio wiederentdeckt und mich sofort in ihn verliebt.

Seine Musik ist mal schnarrig und dreckig (Spiel mir das Lied vom Tod - YouTube),
mal beschwingt und verspielt (Mein Name ist Nobody - YouTube),
mal tragend und einfühlsam (Es war einmal in Amerika - YouTube),
mal einsilbig und erwartungsvoll (Tepepa - YouTube),
mal träumerisch und verzaubernd (Cinema Paradiso - YouTube),
mal bestimmt durch kräftige Solo und Chorstimmen (Zwei glorreiche Halunken - YouTube)
und mal ist sie so ziemlich das einzig Gute an einem Film (Red Sonja - YouTube).


Pssssst! Maestro spielt... (Bildquelle)
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Für das gewisse Etwas arbeitet er auch schon mal mit Maultrommeln oder Peitschen aber nie mit Computertechnik. Auf die Frage, was er von dieser halte meint er nur:

Nichts. Ich schreibe meine Musik auf Papier. Es mag Musiker geben, die mit Computern interessante Effekte erzeugen. Aber in der Regel werden diese Geräte viel zu oft von Dilettanten missbraucht. Anstatt in ein gutes Orchester mit sechzig oder siebzig Musikern zu investieren, beschränken sich viele Produzenten auf Computerklänge. Wem das reicht, dem ist nicht zu helfen.“ (Quelle: „Zeit“)


Hans, du wirst immer ein guter Freund für mich sein. Doch mein Herz gehört einem anderen!
Dein S.

Oscarprämiert! (Bildquelle)
Kommenden Samstag wird Maestro Morricone 90 Jahre alt.

Innerhalb von 60 Jahren komponierte er Musik für über 500 Film- und Fernsehproduktionen.
2016 bekam er (viel zu spät!) einen Oscar für die Beste Filmmusik.

Mit seiner „Farewell Tour“ verabschiedet er sich derzeit von den internationalen Bühnen.
Am 21. Januar 2019 wird er auch in Deutschland das letzte Mal den Taktstock schwingen.

Hans Zimmer äußerte einmal in einem Interview:
„Ich denke, solang Ennio am Leben ist und es ihm gut geht, ist auch die Filmmusik lebendig und wohlauf. (Quelle: „Gramophone“)


Neben Werken von Ennio Morricone und Hans Zimmer
finden Sie bei uns natürlich eine Vielzahl weiterer Soundtracks!

Und wer wissen möchte,
wie Exil-Deutsche in den 1930er Jahren die Hollywood-Musik erfanden,
der sollte sich dieses Buch von Daniel Hope anschauen.

SeSa

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