Unser Lesecafé im Sommer 2023

Am Mittwoch, den 07.06.2023 fand wieder unser Lesecafé in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein statt. Unsere Kollegin, Frau Stegmann hat sich erneut durch viele Neuerscheinungen gelesen und präsentierte ihrem Publikum eine bunte Mischung.

Folgende Bücher haben es in das beliebte Lesecafé geschafft und wurden von Frau Stegmann ausführlich besprochen:

 

"Als uns die Welt zu Füßen lag" von Ilona Einwohlt:

Bild: Harper Collins
Norddeutschland, 1931.

Nein, Vicky will nicht gehorchen. Sie soll einen Mann heiraten, der ihr überhaupt nicht gefällt. Und das nur, weil ihr Vater das so will. Fluchtartig verlässt sie ihr Elternhaus in Richtung Hamburg. Dort lebt die Schwester ihrer verstorbenen Mutter. Vicky hofft, dass sie dort Verständnis für ihre Flucht erhält.

Der Roman schildert sehr lebendig das Leben zur Zeit des Umbruchs zum Nationalsozialismus. Die NSDAP wurde immer stärker und ihre Anhänger unverschämter. Vicky erlebt aber nicht nur das. Sie sieht auch das Elend der Menschen und das wiederum als einen Grund für das Erstarken der Nazis.

Eine Mischung aus Liebesgeschichte und Berichte über Hamburg im letzten Jahrhundert, somit bietet der Roman auch Geschichte pur, eingebettet in den Lebensweg einer Frau, die selbständig sein will und anders als es dem damaligen Klischee entsprach zu leben beschloss.


"Die Überlebenden" von Frank Kodiak:
(Amissa; 3)

Bild: Droemer
Nach Amissa 1 „Die Verlorenen“, in dem Jan Kantzius und seine Partnerin Rica erstmals auftraten, nun Teil 3. Rica arbeitete als begnadete Computerfachfrau bei Amissa, die verlorengegangene Menschen suchten.

Es ist bei diesen 3 Teilen schon wichtig in der Reihenfolge zu lesen.

ACHTUNG SPOILER: Nach dem eher offen gehaltenen Ende von Teil 2 „Die Vermissten“, hat mich die Info aus dem Klappentext, dass Jan tot ist, der im 2. Teil verletzt wurde regelrecht schockiert. So startete ich die Geschichte auch erstmal mit viel Trauer. 

Ein guter Abschlussband, der die erwarteten Antworten und weitere Einblicke in die Hintergründe liefert, aber auch wieder sehr komplex und temporeich ist. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen und trotz weiterer Verluste fand ich das Ende größtenteils zufriedenstellend und passend. Absolute Leseempfehlung für alle, die komplexe und sehr spannende Thriller mögen und den Rat, die Reihe ohne große Pausen dazwischen zu Lesen.


"Mr. Widows Katzenverleih" von Antonia Michaelis

Bild: Knaur
Ein wunderbarer Roman rund um Katzen, Freundschaft und Liebe, Familien und ihre Geheimnisse. Antonia Michaelis schrieb hier keine gewöhnliche Geschichte, sie schafft etwas Besonderes, das lange im Kopf und im Herzen der Leser bleibt und nicht nur für Katzenfans ein Lesebonbon ist.

Der 80jährige Engländer Archibald Widow, welcher als Witwer mit seinen Katzen in einem kleinen Häuschen inmitten von Hochbauten lebt, findet in einer großen Metallmülltonne einen seltsam anmutenden Fund: Acht ganz junge Katzenbabys, beim zweiten Hinschauen bemerkt er, dass diese auf dem Schoß einer jungen Frau sitzen.

Soweit der Beginn des Buches, welcher mich irgendwie gleich gefesselt hat. Diese junge Frau hat ein Problem. Mit den vergangenen Geschehnissen, mit ihrem Freund Kai, mit ihrer verschwiegenen Schwangerschaft und und und!

Aber: Sie freundet sich mit dem alten Archibald an, der ihr den Job als „Austrägerin" seines Katzenverleihs überträgt, er verleiht die Katzen an Menschen, die irgendwie ein Problem haben und denen die Katzen weiterhelfen mit dem Leben klarzukommen, so lernt die junge Frau nicht nur die vielen Katzen, sondern auch viele Menschen kennen, welche Katzen lieben und sie auf Zeit als Lebenshilfe bekommen…


"Käthe Kruse und die Träume der Kinder" von Julie Peters:
(Käthe Kruse, Band 1)

Bild: atb
Hier in dieser Geschichte, die mich von der ersten- bis zur allerletzten Seite total gefesselt hat und die in Berlin im Jahr 1902 beginnt, habe ich Katharina Simon, genannt Käthe, kennengelernt. Sie ist als uneheliches Kind einer Näherin in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Als Käthe dann als junges Mädchen ihren Schulabschluss erreicht hat, beschließt sie, dieser Armut und Abhängigkeit zu entfliehen, sie will unbedingt Schauspielerin werden und viel Geld verdienen. Ihrer Mutter ist dies gar nicht recht, doch Käthe setzt alles daran, um in dieser Branche Erfolg zu haben.
Doch dann verliebt sich Käthe in den Bildhauer Max Kruse und als sie schwanger wird, will Max sie nicht heiraten, denn er war schon einmal in einer Ehe gefangen und möchte als Künstler seine Freiheit genießen. Käthe aber gerät dadurch in Konflikt mit den Moralvorstellungen der Berliner Gesellschaft und zieht daher in die Schweiz.

Sie bekommt eine kleine Tochter und als diese dann heranwächst, wünscht sie sich eines Tages sehnlichst eine Puppe. Käthe, gestaltete diese selbst. Die Puppe dann wird nach nächtelanger Arbeit, ein voller Erfolg für Käthe. Sie setzt nun alles daran, um sich mit dem Nähen von Puppen etwas eigenes aufzubauen, denn sie hat endlich etwas gefunden, worin sie so richtig aufblüht und was sie mit Liebe und Begeisterung tun kann. Doch wie Max dann darauf reagiert und ob sie den großen Durchbruch schafft, all das muss man unbedingt selbst gelesen haben, daher werde ich hier nicht mehr verraten, um niemandem etwas vorwegzunehmen.

"Käthe Kruse und das Glück der Kinder" (Teil 2) ist seit Mai 2023 ebenfalls im Bestand der Stadtbibliothek!

 

"Stille blutet" von Ursula Poznanski:
(Mordgruppe; 1)

Bild: Knaur
Poznanskis Roman beginnt mit einer cleveren Idee. Eine junge Journalistin liest die News vom Teleprompter ab und kündigt live im TV ihren Tod an. Erst nach dem Vorlesen, wird ihr bewusst was sie da vorgetragen hat. Ein schlechter Scherz? Eher nicht, denn keine zwei Stunden später wird sie ermordet aufgefunden. Kein Wunder, dass schon bald in den Sozialen Medien die Hölle los ist. Immer mehr Ankündigungen ähnlicher Art fluten regelrecht die Medien und das Internet. Für das Ermittlerteam des Wiener LKA wird es zunehmend schwieriger festzustellen, welcher der Postings und Beiträge tatsächlich ernst zu nehmen sind. Kein einfacher Fall also für die neue Bezirksinspektorin Serafina Plank und ihren Kollegen Oliver Homberg.

Der besondere Clou des Romans ist ohne Zweifel die zweite Erzählebene, die Ursula Poznanski einbaut. In einigen Kapiteln wendet sich eine unbekannte, mysteriöse Erzählerfigur, die selbst Teil der Handlung zu sein scheint, ohne dabei sichtbar aufzutreten, an den Leser. Diese geheimnisvolle Stimme aus dem Off scheint ihren ganz eigenen Plan zu verfolgen und nimmt aktiv Einfluss auf die Geschehnisse. Es bleibt aber im Unklaren, was genau ihre Absichten sind. Vielleicht erfährt man in den nächsten Bänden der Reihe mehr über die unbekannte Stimme?

Insgesamt wird man von der Wiener „Mordgruppe“ als Leser, wenn man mag, noch bald mehr hören.

Poznanski, Ursula: Böses Licht (Mordgruppe; 2) ist ebenfalls seit Kurzem im Bestand der Bibliothek.


"Ostfriesengier - Der neue Fall für Ann Kathrin Klaasen"
von
Klaus-Peter Wolf:
(Ann Kathrin Klaasen-Reihe, Band 17)

Bild: Fischer Verlag
Die neue Polizeidirektorin Elisabeth Schwarz will ihre Antrittsrede halten, da explodiert im Hof eine Bombe im Auto von BKA-Mitarbeiter Dirk Klatt, zum Glück war der bereits im Saal, um die Rede zu hören, er lebt also.

Hatte Ann Kathrin Klaasen den Job als neue Polizeidirtektorin nicht angenommen, weil sie wusste, dass es hier einen Krieg gegen die Polizei gib? Und ja, es wird wirklich in dem Buch sehr gefährlich für Frau Schwarz. Doch auch für Ann Kathrin, allerdings auf eine andere Weise.

Und hier sind 2 Täter am Wirken, beide werden auch genannt, was der Spannung aber dennoch nichts nimmt, ein Hitman, ein Auftragsmörder auf Deutsch, der sich „Dalibor“ nennt und ein krasser Macho, der Gero Kaiser heißt und sich King nennt. Es gibt also 2 Handlungsstränge.

Und ja, es war kein Zufall, dass das Auto von Dirk Klatt hochgejagt wurde, wer „Ostfriesensünde“ gelesen hat weiß, dass auf den Klatt schon einmal ein Mordanschlag verübt wurde, den Ann Kathrin und ihr Team verhinderten.

Das Ende ist wie im Film. Bestimmt wird das Buch, wie einige Vorgänger auch, verfilmt. Frei nach dem Motto: Sie kriegen jeden, wirklich jeden!
Es ist ein klasse 17. Fall welcher den 16. Fall nun mit beendet. Beste Lesezeit und nun heißt es wieder bis zum 31.01.24
warten, wenn „Ostfriesenhass“ erscheint.

 

Wer das Lesecafé gern einmal live sehen möchte, kann gern in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein vorbei schauen.
Das nächste Lesecafé findet am Mittwoch, den 06.09.2023 um 15:00 Uhr statt.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
 
AS

 

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