"Unsre Heimat, das sind...


… nicht nur die Städte und Dörfer…“ haben wir neulich draußen bei wunderbarem Sommerwetter etwas bier.-und weinselig gesungen. Der Abend war  fortgeschritten und die Themen unserer Gesprächsrunde auf dem Hof vielfältig. Anfänglich lobten wir ausgiebig das gute Essen. Später beklagten wir zaghaft familiäre Unzulänglichkeiten, sprachen über verbleibende Arbeitsjahre und beratschlagten kommende Urlaubsziele. Irgendwie sind wir (uns kräftig zuprostend) bei Letzterem dann hängen geblieben. 

Währenddessen betrachtete ich, nicht ganz bei der Sache weilend, missbillig den raspelkurz geschorenen Rasen. Augenblicklich schwärmte ich nun von Norwegen und der unkomplizierten Art, wie dort mit Naturschutz umgegangen wird. Auf sehr vielen Grünflächen lässt man einfach alles, was da wachsen möchte, in kleinen, nicht gemähten Inseln stehen. Verschiedene Formen, verschiedene Größen. Nützlich und schön. Fertig, aus. Da tummelt sich dann auch Getier, das man nur noch digital aus dem Netz oder den Kindheitserinnerungen kennt, zum Beispiel der „Bläuling“ (hat an dieser Stelle absolut nichts mit Alkohol zu tun).

 Ich zeigte Fotos in die Runde. Alle waren Feuer und Flamme und beschlossen, den „Bläuling“ auch hinter unser Haus zu locken und, wenn das nicht gleich gelänge, so doch zumindest es dem Zitronenfalter (im wahrsten Sinne des Wortes) schmackhaft zu machen. Zeitnah sollte das geschehen und gemeinsam. Vorfreude ist aber manchmal die Mutter der Enttäuschung. So geschehen, denn mein Mann und ich waren nämlich die Einzigen, die auf unserem Rasenstück hinter dem Haus so eine Insekteninsel absteckten, sie in Form brachten und später den eifrig und rigoros mähen wollenden Landschaftsgärtnern strikt die Drüberfahrt verboten.

Bis heute verteidigen wir standhaft diese kleine Wohlfühloase für allerlei Flug.-und Flattergäste und -  noch mit Erfolg…  Wer jedoch mit offenen Augen durch unsere Stadt geht, öffentliche Grünflächen ins Visier nimmt, wird feststellen, dass in Sachen Willkommenskultur für Insekten noch viel frische Luft nach oben ist…

...denn: Wer möchte "Das Verstummen der Natur" nicht verhindern ?!?     J.S.




Quelle: Ludwig Verlag


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