„Da ist ein Astronaut am Telefon!“



Bild: Ullstein Verlag
Mein Freund brachte mir dieses Buch aus einer kleinen Buchhandlung am Markt in Bad Doberan mit. Auch, wenn das Cover so schön war, dass ich es mir sicher selbst angesehen hätte, wäre es vermutlich wieder im Regal gelandet. Der Titel und die Zusammenfassung auf der Rückseite waren auf den ersten Blick nicht besonders ansprechend für mich, da ich einen eher schwierigen Geschmack habe, wenn es um Belletristik geht. Nun hatte ich aber dieses Buch, und den Leseauftrag gleich noch dazu, immerhin war es ein Geschenk und dieses wollte ich entsprechend wertschätzen. Also begann ich, zu lesen. Und bereits nach den ersten Seiten war mir klar, dass ich dieses Buch zu Unrecht wieder ins Regal gestellt hätte.  

Thomas Major hat mit der Welt und der Menschheit abgeschlossen, insofern passt es ihm wunderbar, dass er durch einen wirklich dummen Zufall die Möglichkeit bekommt, als erster Mensch zum Mars zu fliegen, um dort eine Siedlung zu errichten. Doch seine verworrene, von Schicksalsschlägen gespickte Vergangenheit plagt ihn, und so wählt er in einer schwachen Minute die Telefonnummer seiner Exfrau. Am anderen Ende der Leitung geht aber nicht diese ans Telefon, stattdessen hebt eine Gladys Omerod ab…
Gladys und ihre beiden Enkel Ellie und James stecken in großen Schwierigkeiten. Wenn sie in den nächsten drei Wochen keine fünftausend Pfund auftreiben, werden sie aus ihrem Haus geworfen und Ellie und James kommen in Pflegefamilien, da ihr Vater wegen eines Raubüberfalls im Gefängnis sitzt und Gladys unter Demenz leidet, und dementsprechend eigentlich schon längst nicht mehr für die zwei sorgen kann.  Die fünfzehnjährige Ellie arbeitet (nicht ganz legal) bereits in drei verschiedenen Jobs, um die Familie zu ernähren und sieht keine Hoffnung darin, das Geld rechtzeitig aufzutreiben. James hat sich in der Zwischenzeit jedoch für einen Naturwissenschaftswettbewerb qualifiziert, dessen Preisgeld genau fünftausend Pfund sind. Fehlt nur noch ein passender Versuch, und wer kennt sich besser mit Naturwissenschaften aus als ein Astronaut?

David M. Barnett lädt mit seiner humorvollen Geschichte wunderbar dazu ein, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Er vermischt gekonnt unsere Gegenwart mit naher Zukunft, ohne den Leser mit Begriffen und Fachwissen zu erschlagen. Seine Charaktere sind so lebhaft und liebevoll geschrieben, dass man sich mühelos in sie hineinversetzen und sich mit ihnen identifizieren kann. Besonders Major Toms Entwicklung geht einem direkt ins Herz.  Auch schwierige Themen wie Tod, Trennung, Demenz und familiäre Schwierigkeiten werden angesprochen, was Barnetts Geschichte das richtige Maß an Tiefe verleiht, den Leser aber nicht vollends einnimmt. Insgesamt bietet „Miss Gladys und ihr Astronaut“ die perfekte Lektüre, um sich in der Weihnachtszeit mit einem Tee und einer Decke einzukuscheln und in die Welt der Omerods einzutauchen.

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VS

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