schwergetan habe. Worüber kann ich denn heute schreiben?
Hab ich gerade überhaupt etwas zu erzählen oder zu empfehlen?...
Irgendwie muss ich sagen "jein". Was mich gerade beschäftigt ist gar kein
konkretes Buch (aber: ja, ich lese mich gerade durch die A. Wolkow-Bücher, die ich als Kind
"urstig" altbacken empfunden habe, nun aber wahre Freude beim Lesen dieser
Kinderbücher habe). Es ist eher ein Gespräch mit einer Kollegin aus Greifswald.
An allen Ecken und Enden wird über das D-Wort gesprochen. Digitalisierung.
Ein Begriff, dessen Wirklichkeit in Zukunft viele gesellschaftliche Prozesse beeinflussen wird. Der Wandel passiert bereits, so auch in der Bildung. Überall sollen Kinder digital lernen - im Klassenzimmer und zuhause, auf ihren Smartphones und Tablets.
In der Bibliothek wollen wir digitale Angebote den Erziehern und Lehrern unterbreiten (was wir bereits praktizieren).
Trotz aller technischen Gadgets, die die Kinderzimmer schon lange erobert haben - lernen bleibt ein kognitiver und biologischer Prozess und wird am besten dann in Gang gesetzt, wenn am Anfang eines steht: die Neugierde.
Im Gespräch mit der Kollegin aus Greifswald wurde mein subjektiver Eindruck bestätigt.
Alle Lern-Apps, Online-Tutorials und Youtube-Lernvideos bringen nichts, wenn die Basics nicht vorhanden sind. Verdeutlicht hat das dieses Jahr ein Informatiklehrer auf einer Fortbildung in Rendsburg zum Thema Makerspace und Co.: "Sie reden über Digitalisierung im Unterricht und wir fahren mit unseren fünften Klassen auf den Bauernhof, weil die nicht wissen, woher die Eier und die Milch kommen.".
Ähnliche Erfahrungen durfte ich vor einigen Monaten auch schon machen. Eine Kindergruppe war angemeldet und sollte im Rahmen einer Veranstaltung eigene Comics in einer App gestalten. Tatsächlich waren alle begeistert davon und stürzten sich förmlich in die kreative Aufgabe. Es machte allen sichtlich Spaß. Allerdings waren einige Gruppen schon völlig damit überfordert, den Aufgabenzettel zu lesen und auch zu verstehen. Die Schwierigkeit in dieser Veranstaltung lag keinesfalls darin, dass den Schülern die App erklärt werden musste (das beherrschten fast alle auf Anhieb - digital natives eben) sondern in einer einfachen Aufgabe: lesen und verstehen.
Während des Studiums habe ich Nachhilfe für Grundschüler gegeben und auch im Daf-Bereich (Deutsch als Fremdsprache) gearbeitet. Gleich am Anfang durfte ich feststellen, dass die Kinder alle formidabel mit den iPads der Eltern umgehen konnten, jedoch nicht wussten, wie man einen Füller richtig in der Hand hält. Gelernt habe ich, dass es manchmal nicht nur die Basics sind, die fehlen, sondern auch die Basics der Basics.
An dieser Stelle Kirsten Boie zu zitieren und zu verkünden, dass jedes fünfte zehnjährige Kind in Deutschland nicht sinnentnehmend lesen kann, schockiert niemanden ernsthaft von uns - Boie's Petition haben alle von uns unterschrieben. Aber eines macht es mir ganz klar: Auch wenn Makerspaces, Technotheken oder App-Labs überall wie Pilze zur Herbstzeit aus dem Boden sprießen, unser Kerngeschäft in der Veranstaltungsarbeit für Kinder wird auch in Zukunft die Leseförderung sein (müssen)!
mg
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