Ey-ei ... oder so

Bereits vor einem Jahr widmete ich mich dem Thema der künstlichen Intelligenz im Blog-Beitrag "Die Zukunft ist jetzt".
Seitdem schießen wöchentlich neue AI-Applications wie Pilze aus dem Boden. Der Überblick ist mir persönlich schon lange verloren gegangen.

Bildquelle: Rheinwerk Verlag
Mittlerweile sind auch die ersten Sachbücher erschienen, die sich den digitalen Hilfsmitteln widmen. Die Titel "Das Geheimnis hinter ChatGPT" und "Content Creation mit KI" liegen gerade vor mir auf dem Tisch und werden für Sie in ein paar Tagen ausleihbar sein.

Und in der Zwischenzeit musste ich lernen, dass die künstliche Intelligenz schon längst in der Bibliotheksarbeit Einzug gehalten hat.
Seit 2021 läuft im Rahmen der KI-Strategie der Bundesregierung das Projekt "Automatisches Erschließungssystem - Inhaltliche Erschließung von Publikationen mit KI" an der Deutschen Nationalbibliothek. Dessen Ziel ist eine "qualitätsgesicherte, semantische Verknüpfung der Medienwerke mit Schlagwörtern der Gemeinsamen Normdatei".

Auf Deutsch: Damit Sie, die Bibliotheksnutzer*innen, Medien im Bibliothekskatalog finden können, werden diese mit Schlagworten versehen, die Auskunft über den Inhalt geben. Das ist deshalb nötig, weil, z. B. der Titel eines Buches manchmal irreführend oder wenig aussagekräftig ist oder kein Wort enthält, was Sie in der Katalog-Suche eingeben würden. Damit Ihnen also bei der Recherche zum Thema "Vögel" auch das Buch "Piepmatz fliegt los" angezeigt wird, müssen wir ihm das Schlagwort "Vögel" vergeben.

In der Deutschen Nationalbibliothek wird diese Tätigkeit, aufgrund von Personalmangel, nicht mehr von Menschen ausgeführt, sondern von einer KI, die jedoch nicht fehlerfrei ist. Dies kann wiederum für Bibliotheken zum Problem werden, die ihre Schlagwörter direkt oder indirekt aus der Datenbank der DNB beziehen und diese nicht abgleichen.

Seitdem ich im letzten Herbst die Verantwortung über die Kindersachliteratur übernommen habe, fallen mir regelmäßig grobe Schnitzer der Schlagwort-KI auf.


Dass das Buch "Unheimlich krasse Geheimnisse" mit dem Schlagwort "Geschichte" versehen wurde, kann man noch damit erklären, dass es um Sagen, Ungeheuer, Legenden und gruselige Ereignisse der Vergangenheit geht. Warum die KI sich aber für "Geschwister" und "Schülerin" entschieden hat, bleibt ein Rätsel.


Noch kurioser geht es in diesem Beispiel zu. Das Buch "Gerettet" dreht sich um wahre Erlebnisse von Menschen, die Schiffbrüche oder Flugzeugabstürze überlebt haben und sich alleine durch Dschungel oder Wüsten zurück zur Zivilisation schlagen mussten. Keine dieser Geschichten hat auch nur irgendeine Verbindung zu den Schlagwort "Jerusalem", "Heilige Schrift" oder "Zeitreise"...

Zu gerne wüsste ich, wie genau der KI-Algorithmus zur Auswahl der Schlagworte funktioniert. Im Falle der Bücher "Next Level - Basics für Mädchen/Jungen", die die Pubertät behandeln, konnte ich zumindest nachvollziehen, dass sich die KI wohl anhand des Begriffs "Level" für die Schlagworte "Computerspiel" und "Bug" entschieden hat.

Immerhin: der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek verfügt über ein Kontaktformular zur Korrekturanfrage falscher Datensätze. Und so können die Menschen brav der künstlichen Intelligenz hinterher räumen...

SeSa

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