Klingt schwul – bin dabei!

Das Ende des Jahres rückt näher und lädt jeden von uns dazu ein, die Geschehnisse der vergangenen Monate zu reflektieren. Die guten Vorsätze vom Neujahrstag hat man wahrscheinlich recht schnell über den Haufen geworfen, aber ich bin der Meinung, dass auch kleine Fortschritte im Leben gefeiert werden sollten.

Einer der Erfolge in meinem Jahr war das „Coming-Out“ meinen engsten Familienmitgliedern gegenüber. Auch wenn dieses Konzept in den letzten Jahren berechtigterweise kritisiert wird, war dies für mich ein großer Schritt, der mich sehr viel Mut gekostet hat.

Bild: Pixabay

Dass ich tatsächlich queer bin, habe ich im Vergleich zu anderen Altersgenoss*innen, erst relativ spät im Leben entdeckt. Dieser Erkenntnis gingen viele Jahre des Grübelns voraus, in denen ich mich immer wieder fragte: „Was stimmt nicht mit mir? Wieso kann ich nicht einfach wie die anderen sein?“. Händchen halten mit dem Jungen aus meiner Parallelklasse und später auch erste (kurze) Hetero-Beziehungen mit Männern haben mir immer ein etwas unwohles Gefühl bereitet. Aber hinterfragt habe ich dies zuerst nicht, denn „das macht man halt so“.

Dies lag unter anderem auch daran, dass es weder im Familien- und Freundeskreis, noch in den Büchern, Filmen oder Serien, die ich konsumierte, Vorbilder gab, an denen ich mich hätte orientieren können. „Lesbisch“ oder „schwul“ waren eher Schimpfwörter, die man sich auf dem Pausenhof an den Kopf warf und von transidenten oder nichtbinären Geschlechtsidentitäten, hatte man natürlich noch nie etwas gehört.
Glücklicherweise gibt es das Internet und nach erstem vorsichtigem Herantasten an die Welt der queeren Content Creator*innen, gab mir der erste Lockdown im Frühjahr 2020 die Gelegenheit, mich Hals über Kopf hineinzustürzen.  

Im Nachhinein stimmt es mich etwas traurig, dass ich nicht schon in jungen Jahren diesen Aspekt meiner Identität erkunden konnte. 
Umso glücklicher macht es mich nun aber, wenn ich am Arbeitsplatz die stetig wachsende Anzahl an Medien in unserem Bibliotheksbestand sehe, die von queeren Autor*innen, besonders auch für jüngere Leser*innen, geschrieben wurden und die queeren Thematiken und Geschichten den Raum geben, den sie verdient haben.

Aus diesem Grund möchte ich euch eine "regenbogenbunte" Auswahl einiger meiner Lieblingsbücher zum Thema LGBTQIA+ vorstellen. 

Bild: Prestel Verlag
Queer Heroes - 53 LGBTQ-Held*innen

Wenn bei älteren Familienmitgliedern das Gespräch auf das Thema Queerness (oder noch schlimmer: Gender) kommt, habe ich schon öfter gehört, dass es “sowas“ früher ja gar nicht gab. Dass das kompletter Stuss ist, kann man sich denken, aber um es noch deutlicher zu machen, kann das wunderbar illustrierte Buch „Queer Heroes“ als gute Hilfe dienen. Die Lebensgeschichten berühmter Persönlichkeiten aus allen Schaffensbereichen und Zeitaltern werden in diesem Buch in kurzen Portraits vorgestellt und laden dazu ein, sich intensiver mit ihnen auseinander zu setzen. 



Bild: Jaja Verlag
Hattest du eigentlich schon die Operation

In Peer Jongelings kurzem jugendgerecht aufbereitetem Comic „Hattest du eigentlich schon die Operation?“ kommen die genderqueeren Charaktere Ari, Lilly, Paul und Ray zu Wort. Exemplarisch berichten sie in kleinen Anekdoten über herausfordernde Situationen, denen sich Transpersonen jeden Tag stellen müssen. Die simpel aber ausdrucksstark designten Charaktere bringen dem Leser so komplexe und ernsthafte Themen mit einer gesunden Portion Humor und ohne Aufregung näher. 

Lesbisch, feministisch, sichtbar - role models aus dem deutschsprachigen Raum

Bild: Quer Verlag
Auch wenn wir in den letzten Jahren sehr große Fortschritte gemacht haben, was die Repräsentation von Mitgliedern der LGBTQ-Community angeht, so sind oftmals schwule Männer im Fokus der Diskussion.
Wusstet ihr beispielsweise, dass erst im Sommer 2021 die weltweit erste lesbische Datingshow in Deutschland produziert und ausgestrahlt wurde? Auch wenn dies natürlich nicht das höchste Niveau der positiven Repräsentation ist, so brachte die Sendung doch lesbische Thematiken und Diskussionen in den Fokus einer ganz neuen Zielgruppe.
Für diejenigen, die sich explizit mit lesbischen Heldinnen aus dem deutschsprachigen Raum beschäftigen möchten, schafft Susanne Kalkas Buch „Lesbisch, Feministisch, Sichtbar“ Abhilfe. Im Fokus stehen bekannte als auch weniger bekannte selbstbewusste lesbische Frauen aus ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Im Vordergrund steht dabei eines: ihre Einzigartigkeit.

Heartstopper(1; Boy trifft Boy)

Bild: Loewe Graphix
Für alle, die Lust auf eine zuckersüße Liebesgeschichte haben, hat Autorin Alice Oseman genau das richtige bereit. In der Graphic Novel „Heartstopper“ lernen sich Charlie und Nick in der Schule kennen und verlieben sich trotz ihrer sehr unterschiedlichen Leben ineinander.
Besonders positiv überrascht war ich von der Art und Weise, wie Nick und Charlies aufblühende Beziehung thematisiert wird. Oftmals fokussieren sich queere „Coming-of-age“-Geschichten auf familiäre Konflikte und das emotionale Chaos, das junge queere Menschen oftmals erfahren. In Heartstopper spielt dies eher eine Nebenrolle und so zeichnet die Graphic Novel ein sehr viel hoffnungsvolleres Bild für junge Erwachsene.

Für noch mehr Medien zum Thema LGBTQ, schaut doch einfach in unserem Katalog hier nach.

Viel Spaß beim Stöbern und vergesst nicht: "We're here. We're Queer. Get used to it."

WS

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