Bild: OKAPI-Verlag (Möchte ich entleihen) |
Den Anstoß dazu gab mir der Kartenverkauf für das
Rammsteinkonzert am 16. Juni 2019 im Ostseestadion. Frontsänger und Textdichter
der Gruppe Rammstein Till Lindemann ist sein Sohn.
Die Werner-Lindemann-Grundschule in Rostock ist
Namensträger dieses Poeten, der unzählige schöne Gedichte schrieb. Als die
Schule noch „Grundschule an der Elisabethwiese“ hieß, war Werner Lindemann dort sehr oft zu Gast
für Lesungen. Nur wenige Prosawerke schrieb er, wie die Erzählung „Mike Oldfield im Schaukelstuhl“. Der kleine Erzählband über seinen Sohn in
Jugendjahren erschien 1988 im Buchverlag Der Morgen Berlin.
Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Tod Werner
Lindemanns entdeckte Gitta Lindemann im Nachlass ihres Mannes Aufzeichnungen
mit der Überschrift „Beichte“. Darin schrieb der Autor kurz vor seinem Tod autobiografische
Erlebnisse zwischen Kriegsende 1945 und 1950 in einer Geschichte des sehr jungen Will auf.
Es sind die prägenden Jahre der letzten Kriegstage und der ersten Monate im Frieden.
Will ist anfangs noch begeisterter Kämpfer für das deutsche Vaterland. Er wollte kein Verräter sein. Als Hitlerdeutschland zusammenbrach und eine neue Zeit beginnen sollte, fühlte sich Will getäuscht, verloren und orientierungslos. Im Rückblick auf die Zeiten des Neuanfangs werden immer wieder Erinnerungen an die Kindheit, Jugend und Schrecken des Krieges eingefügt. Man spürt die seelische Zerrissenheit des jungen Mannes. Der Wiederaufbau in der sowjetischen Besatzungszone und die Gründung der DDR ist eine prägende Zeit für die Hauptfigur wie auch für den Autor, der die literarische Figur schuf. Die neue Zeit bot kostenlose Bildung für alle an. Und das war die glückliche Fügung für den suchenden jungen Mann nach einer sinnvollen und erfüllenden neuen Aufgabe. Es ist die Entwicklung eines glühenden Hitlerjungen zu einem Gedichteschreiber.
Das Buch enthält noch eine besondere Ergänzung. Der Herausgeber Prof. Dr. Carsten Gansel, Literaturwissenschaftler, führte ein ausführliches Interview mit Gitta Lindemann, der Witwe des Autors.
Vielen Rostockern ist Frau Lindemann noch als Rundfunkjournalistin bekannt. Von 1992 - 2002 war sie Kulturchefin bei Radio MV.
Aus dem Interview des Herausgebers Carsten Gansel
mit Gitta Lindemann
Carsten Gansel: Werner Lindemann hat viel, was heißt viel, es ist das Hauptwerk, für Kinder geschrieben. Wie erklären Sie sich das?
Gitta Lindemann: Ich glaube, weil Kinder so dankbar und unverstellt sind. Das war für ihn ungeheuer wichtig. Er hat wahnsinnig viele Lesungen gemacht und stand immer vor der Klasse und hat seine Gedichte auswendig gesprochen, also er hat nicht abgelesen, sondern erzählt und mit den Kindern geredet, und er sagte, "wenn man dann in die Augenguckt und sieht, dass sich da irgendwas bewegt in den kleinen Hirnen, das ist großartig". Kinder sind brutal ehrlich, und wenn man sie begeistern kann und zwar mit Gedichten, dann ist das schon eine Leistung. Er hat sie in sein Leben gelassen.
A.K.
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