"Leichte Sprache" in der Bibliothek?

Vielen sind die Begriffe "Leichte Sprache" oder "Einfache Sprache" im Alltag schon begegnet.
Manche assoziieren damit auch etwas - oft jedoch leider nicht vorurteilsfrei.
Dabei gilt zunächst aufzuklären, dass "leichte" und "einfache" Sprache zwei unterschiedliche
"Varietäten" unserer Sprache darstellen. Wird beispielsweise ein Text in einfache Sprache
"übersetzt" handelt es sich meist um die Übersetzung eines fachsprachlichen Textes in eine
verständlichere Variante. Da, wo man als Bürger in juristischen Fachtexten den Wald vor
lauter Bäumen nicht mehr sehen kann, können solche Übersetzungen helfen. Diese
Übersetzungen bedienen sich dennoch an allen grammatischen Möglichkeiten
unserer Sprache und sollen dem "normalen" Bürger den bürokratischen Alltag erleichtern.
Ein guter Arzt zeichnet sich beispielsweise auch dadurch aus, dass er in der Lage ist, einen komplexen medizinischen Sachverhalt für den Patienten umgangssprachlicher zu formulieren.

Bei der Übersetzung von Texten in leichte Sprache handelt es sich um eine Varietät des
Deutschen, die eine andere Zielgruppe hat. Sie richtet sich an Menschen mit einer
(Verlag: Spaß am Lesen - Lesen für alle)
geistigen Behinderung; Menschen mit Lernproblemen; kaum alphabetisierte Menschen; Menschen, die Gebärdensprache sprechen und Menschen, die Deutsch als Zweitsprache lernen.

Leichte Sprache unterscheidet sich vom Standarddeutsch durch eine Reduzierung der grammatischen Komplexität. Man verwendet bei der Texterstellung einfache Sätze, kaum Satzgefüge, keine Fachbegriffe oder Fremdwörter. Auch die Tempora und Modi sind reduziert in ihrer Verwendung um den Lesenden das Verstehen zu vereinfachen.

In den skandinavischen Ländern, vor allem in Schweden, ist die "einfache Sprache" längst Bestandteil des medialen Alltags. Für diese Zielgruppe gibt es bereits Radiosendungen, Bücher, Hörbücher, Zeitschriften etc. in leichter Sprache und das sorgt in der Community dieser Zielgruppe natürlich für eine lebhaftere und selbstbestimmtere Gestaltung des eigenen Alltags. Man könnte auch von einer Form kultureller Barrierefreiheit sprechen.

Es gibt natürlich auch Kritik an dieser Varietät der Sprache. Immer wieder hört man Bildungsbürger raunen: "Dann lesen irgendwann alle in leichter Sprache, oder was?!"

Wohl kaum. Wer ohne eine Form geistiger Behinderung durch das Leben gehen kann und auch des Lesens mächtig ist, der wird kaum Spaß an einer Romanübersetzung in Leichter Sprache haben. Außerdem setzt dieses Angebot keine Grenzen zu einer persönlichen Steigerung des Lesefertigkeiten. Sie schafft Anreize und Impulse.

(Verlag: Spaß am Lesen Verlag - Lesen für alle)
Auch auf dem deutschen Buchmarkt gibt es mittlerweile ein kleines Angebot an schöner Literatur in leichter Sprache. Einige Titel davon gibt es in der Stadtteilbibliothek Lütten Klein zum Ausleihen.

Mit diesem Blogbeitrag wollen wir alle Personen, die im beruflichen Kontext mit dieser Zielgruppe zu tun haben, ermutigen in die Bibliothek zu kommen und sich über unser Angebot zu informieren.


M.G.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen