Gesundheitspotenzial Wald


Bild: pixabay
Die Seele wird vom Pflastertreten krumm.
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden
und tauscht bei ihnen seine Seele um.
Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm.
Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.

Erich Kästner


"Shinrin Yoku" - das Waldbaden - ist in Japan schon lange verbreitet und wird dort den Zivilisationsgeschädigten als anerkannte Stressbewältigungstherapie verordnet. Über das Waldbaden forscht man aber inzwischen nicht mehr nur in Fernost, sondern auch an der Universität Rostock und anderen Orten Europas.

Die Wirkung des Waldes auf die Gesundheit findet sowohl auf psychischer als auch auf physiologischer Ebene statt. Der Wald ist ein hochkomplexer Lebensraum. Pflanzen und Bäume kommunizieren miteinander, indem sie Stoffe (Terpene) ausströmen. Diese Terpene nehmen wir bei einem ausgedehnten Waldbesuch über unsere Atmung und die Haut auf. Die Produktion von Killerzellen (zur Abwehr von Krebszellen) verdoppelt sich, die Stresshormone Kortison und Adrenalin sinken um bis zu 35%, der Blutdruck wird gesenkt, der Pulsschlag beruhigt sich, Schlafstörungen verschwinden und Symptome von Burnout und Depression werden gelindert.

Auf der Insel Usedom gibt es den ersten zertifizierten Kur- und Heilwald Deutschlands, der in Zusammenarbeit mit den Universitäten Rostock und München entstand. Er ist bis jetzt sogar einmalig in Europa. Frau Prof. Dr. med. Karin Kraft von der Universität Rostock forscht auf diesem Gebiet und hat gemeinsam mit Prof. Dr. med. Andreas Trabandt von der Reha-Klinik Usedom eine Studie zum Einfluss der Waldtherapie auf die Atemwege durchgeführt (Kongressbericht). Die Messparameter bestätigten die positive Auswirkung.
An der Universität Rostock soll bald eine Ausbildung zum Waldtherapeuten angeboten werden, zunächst allerdings nur für Physiotherapeuten.
In MV haben 17 weitere Orte einen Förderantrag auf die Erschließung eines Kur- und Heilwaldes gestellt. Damit hier aber nicht schnell wieder nur einem Boom gefolgt wird, wurden unter fachkompetenter Einbindung von Förstern, Medizinern, Klimathologen, Landschaftsarchitekten und Touristikern strenge Qualitätskriterien erarbeitet.

Mit dem "Waldbaden" muss man aber nicht warten, bis es einem schlecht geht oder man sogar krank ist - einfach mal wieder langsam und entspannt einen Waldspaziergang machen. Man muss dazu kein hohes Tempo vorlegen oder eine bestimmte Kilometeranzahl bewältigen, auch keine Bäume und Sträucher benennen können ... Im Vordergrund sollte nur die bewusste Wahrnehmung der Natur mit allen Sinnen stehen.


Bild: Verlagshaus24
Neugierig geworden?

Buch ausleihen

Feature von NDR Info zum Thema







BB

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen