Auf Horrortrip in der Stadtbibliothek : „Die unheimliche Bibliothek“ von Haruki Murakami


Bereits beim ersten Durchblättern dieses nur 63 Seiten umfassenden Buches des japanischen Kultautors beschlich mich ein eigenartiges Gefühl. Düstere Farben, gruselige, aber auch beeindruckende Illustrationen, für die die deutsche Künstlerin Kat Menschik verantwortlich ist, fallen ins Auge. Es brauchte einen Anstoß, ehe ich das Buch dann las. Inzwischen habe ich es mehrmals gelesen und es hinterlässt bei mir nach wie vor ein Gefühlschaos von verstört, irritiert, fasziniert bis zu wütend und traurig.

Ein sehr wissbegieriger überaus höflicher vielleicht 12 Jahre alter Junge geht in die Stadtbibliothek um seine Bücher zurück zu bringen und neue zu entleihen. Doch diesmal landet er in einem Kellerverlies, wo er an eine schwere Eisenkugel gekettet wird. Er soll die Bücher, die er ausleihen wollte auswendig lernen, ansonsten wird ihm der Kopf abgesägt und das Gehirn ausgesaugt…

Ich bin auf Seite 24 angelangt und als Mitarbeiterin in einer Stadtbibliothek vollkommen entsetzt über das, was ich da lese und hoffe inständig, dass dieses Buch kein Kind in die Hände bekommt, es würde sich ja total ängstigen… Beim Weiterlesen werde ich immer stärker in die alptraumhafte, surrealistische Geschichte mit hineingezogen und spüre, dass es gerade darum geht: um Angst, um Sprachlosigkeit, um Einsamkeit, um Verlust und um Befreiung. Dem Jungen gelingt es sich zu befreien, allerdings nur scheinbar und äußerlich. Seine Seele bleibt gefangen und für den Leser am Ende eine Menge Diskussionsstoff und ein Buch, das einen lange nicht loslässt. C.G.

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