Neues aus dem Lesecafé

In der letzten Woche fand wieder das beliebte Lesecafé in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein statt.

Etwa 36 Zuhörerinnen und Zuhörer lauschten gespannt, was unsere Kollegin diesmal an neuem Lesestoff mitgebracht hatte – und sie war nicht allein: Gemeinsam mit ihrem Mann präsentierte sie eine Auswahl frischer Literatur:



Berg, Eric: "Der Küstenpfad"

Bild: Penguin
Die Journalistin Doro Kagel ermittelt wieder, nach „Das Nebelhaus“, „Die Mörderinsel“ sowie „Die Toten von Fehmarn“ ist es nun „Der Küstenpfad“, der mich spannend unterhalten hat. Die Örtlichkeit ist natürlich wieder die Ostsee. Drei Männer und vier Frauen haben sich online kennen gelernt. Sie wollen gemeinsam auf dem Küstenpfad von Wolgast nach Wismar wandern. Erst einmal ist alles Idylle pur, dann aber … Es scheint, dass sie verfolgt werden. Als einer der Wanderer ermordet aufgefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse.

Doro Kagel schreibt an einem Buch über wahre Fälle, sie ermittelt wieder, stellt Nachforschungen an und begibt sich auf die Route der sieben Wanderer. Jonas, ihr Sohn ist bei ihr. Die einzelnen Wandergruppenmitglieder werden erforscht und treten näher ins Visier. Extrem gut konstruiert, durchweg absolut spannend und von den örtlichen Gegebenheiten prima gemacht, man fühlt sich wohl, man fühlt sich im Norden, hört das Meer rauschen bzw. die See. Man liest sich von Seite zu Seite, schrittweise und lebendig, immer näher an die Aufklärung, man kann sich sehr gut einfühlen in die Ermittlungsarbeiten, dennoch bleibt man immer noch im Dunkeln. Abgründe tun sich auf, Beweggründe werden deutlich … Und erst ganz zum Schluss wird deutlich, wie alles wirklich zusammenhängt.

Und ich war hocherfreut, dass Herr Berg nun nach dem Ausflug nach Gran Canaria mit „Roter Sand“ seinen nächsten Fall wieder hier an unsere schöne Ostsee verlegte.



Haig, Matt: "Die Unmöglichkeit des Lebens"

Bild: Droemer Knaur
"Die Unmöglichkeit des Lebens" ist ein tiefgründiger, emotionaler und sehr bewegender Roman von Matt Haig, der sich auf eine äußerst persönliche und berührende Weise mit den Themen Depression, Selbstfindung und dem Umgang mit den Schwierigkeiten des Lebens auseinandersetzt. Der Autor, der bereits mit der „Mitternachtsbibliothek" viele Menschen begeistert und überzeugt hat, zeigt auch in diesem Werk, wie das Leben trotz all seiner Dunkelheit und Schwere seinen Wert behält.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die ehemalige Mathematiklehrerin Grace, die nach dem Tod ihres Sohnes Daniel mit ihrem Leben und ihrer Existenz zu kämpfen hat. Grace gibt sich allein die Schuld an Daniels Tod, der schon in jungen Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Seither hat Grace sich kaum eine Freude gegönnt und sich versucht durch unbedachte Aktionen sich und ihren Schmerz zu betäuben. Zugleich kann von depressiven Phasen gesprochen werden, die Grace erlebt als ihre Ehe nach einem Seitensprung zerbricht.

Doch dann wird Grace ein Haus geschenkt, ausgerechnet auf Ibiza. Zunächst fährt sie nur dorthin, um es für den anschließenden Weiterverkauf zu inspizieren, doch dann geschehen viele komische, beinahe magische Ereignisse und Begegnungen, sodass Grace auch in ihrem hohen Lebensalter nochmals an einem Wendepunkt ihres Lebens steht und beginnt, sich mit ihren eigenen Ängsten, Erinnerungen und der Suche nach einem Sinn im Leben auseinanderzusetzen. Matt Haig versteht es meisterhaft, eine Geschichte zu erzählen, die sowohl zutiefst schmerzhaft als auch heilsam ist. Er setzt dabei auf eine Mischung aus schwarzem Humor, Hoffnung und einer Prise Philosophie, die das Buch zu einem echten literarischen Erlebnis machen.



Thiesler, Sabine: "Leb wohl, Schwester"

Bild: Heyne
Im letzten Teil von Frau Thieslers „Romeos Tod“ habe ich Commissario Neri und seine Frau Gabriela sehr vermisst, weil die Geschichte nichts mit den früheren Neri-Fällen zu tun hatte. Jetzt ist er wieder dabei. Zwar merkt man oft, dass er bald in Rente gehen will, aber noch ist es nicht so weit. Er hat eine neue, junge und sehr fähige Kollegin an seiner Seite – Romina Roselli, die er „die Tausendsassa“ nennt. Zusammen müssen sie nun einen besonders kniffligen Fall lösen.

In den Hügeln von Toskana verbringt ein frischverliebtes Paar aus Deutschland seinen Urlaub, bis die jungen Menschen eines Nachts von einer unbekannten Person in ihrem Zelt erschossen werden. Commissario Donato Neri, will und muss diesen Fall für sein eigenes Ego unbedingt bis zu seiner Pensionierung klären. Doch es ist verzwickt, er und seine neue Kollegin Romina Roselli stehen vor einem Rätsel, da es keinerlei Spuren und auch kein erkennbares Motiv gibt. Als der Täter kurze Zeit später erneut zuschlägt, kommt Hektik auf, denn anscheinend hat es jemand auf Liebespaare abgesehen, was unschöne Erinnerungen weckt, es gab mal einen Liebespaarmörder in Florenz, der jedoch sitzt noch im Knast.

Der Titel ist ausgesprochen gelungen und besticht durch eine herrliche Doppeldeutigkeit – ein Kompliment, das ich an dieser Stelle ausdrücklich aussprechen möchte. Obwohl die Person, die die Taten begeht, von vornherein bekannt ist, schafft es die Autorin trotzdem, Spannung aufzubauen, die sich durch das ganze Buch zieht. Hierbei entsteht ein riesiger Nervenkitzel, der zum Ende hin so unerträglich wird, dass ich mehrfach kurz davor war, vorzublättern, um festzustellen, ob die mörderische Person bestraft wird, oder doch noch ein Schlupfloch findet, um ungestraft davonzukommen. Dies habe ich nicht getan und weitergelesen, um es auf dem üblichen Wege herauszufinden. Erstklassig und absolut lesenswert!



Lieder, Susanne: "Sophia und die Suche nach Troja"

Bild: atb
Die deutsche Schriftstellerin Susanne Lieder erzählt in ihrem Roman „Sophia und die Suche nach Troja“ den Werdegang von Heinrich und Sophia Schliemann in den Jahren 1869 bis 1873.

Heinrich Schliemann, 1822 in Neubukow in Mecklenburg-Vorpommern geboren, heiratet 1869 – nach einer gescheiterten ersten Ehe – die 30 Jahre jüngere Griechin Sophia Engastromenos. An biographischen Begebenheiten orientiert, zeichnet die Autorin ein authentisches Bild über den gemeinsamen Lebensweg des Ehepaares. Mit Heinrich Schliemanns chauvinistischer Haltung gegenüber Frauen beginnt das Buch im ersten Teil mit einer aufschlussreichen und lesenswerten Liebesgeschichte des Paares. Doch die Schriftstellerin entwirft mehr als nur ein Bild des Lebensgefühls der Schliemanns – sie vermittelt ein tiefes Verständnis ihres Selbst- und Weltbezugs.
Mit viel erzählerischem Gespür gelingt es der Autorin im zweiten Abschnitt, die Rastlosigkeit Heinrich Schliemanns eindrucksvoll spürbar zu machen – jene innere Unruhe, die ihn letztlich antreibt, Troja im damaligen Osmanischen Reich, dem Gebiet der heutigen Türkei, aufzuspüren. Wer sich auf diesen Abschnitt einlässt, wird nicht nur mit historischen Fakten, sondern mit einem faszinierenden Porträt eines getriebenen Forschers belohnt.

1870 beginnt er diesen Plan in die Tat umzusetzen. Um dem weiteren Verlauf des Buches besser folgen zu können, sind Vorkenntnisse über den Trojanischen Krieg und über Homer, den Urvater der europäischen Dichtkunst, durchaus hilfreich.

In kurzen, übersichtlichen Kapiteln berichtet Susanne Lieder mitreißend und spannend über die Mühen der Ausgrabungen, die oft unter extremen Wetterbedingungen und enormen körperlichen und mentalen Anforderungen stattfanden. Anfangs noch voller Optimismus und Tatendrang, gerät Heinrich Schliemann zusehends in einen Strudel von Zweifel und Mutlosigkeit. Doch kurz vor dem Aufgeben stehend, kommt es durch einen glücklichen Zufall zu einer entscheidenden Wende in seiner Laufbahn als Hobby–Archäologe.



Winkler, Yvonne: "Kämpferin gegen den Krebs"

Bild: Piper
Dieses Werk gehört zur angesehenen Reihe „Bedeutende Frauen, die die Welt verändern“ und erzählt in Form einer Romanbiografie das Leben von Mildred Scheel. Krebs ist eine Volkskrankheit, immer noch. Trotz der medizinischen Fortschritte und Behandlungsmöglichkeiten lässt sich diese Krankheit nicht ausrotten, aber glücklicherweise oftmals gut bekämpfen. Das ist auch Mildred Scheel zu verdanken, die 1974 als Frau des Bundespräsidenten die Deutsche Krebshilfe gründete.

1974 ist Krebs eine Krankheit, die verschämt verschwiegen und oftmals zu spät diagnostiziert und behandelt wird. 1974, ist auch das Jahr der Gründung der Deutschen Krebshilfe, zu der Zeit erkrankte jeder 5. an dieser Krankheit. In nahezu jeder Familie ist jemand betroffen.

Die Radiologin Mildred trifft bei einer Vertretung in einem Sanatorium am Tegernsee Walter Scheel, der sich dort von einer Nieren-Operation erholt. Durch ihr mutiges Eingreifen rettet sie ihm das Leben – so wie er immer sagte. Danach ändert sich ihr Leben, denn sie steht fortan an der Seite des damals Vizekanzlers und Außenministers. Als er dann 1974 Bundespräsident wird, hat sie endlich die Stimme und die Popularität, ihrem Herzensprojekt die benötigte Öffentlichkeit zu bieten. Durch Spendenaufrufe und zahlreiche Auftritte im Fernsehen schafft sie es, die gemeinnützige Einrichtung auf ein sicheres Fundament zu stellen, so, dass es die Deutsche Krebshilfe nun seit 50 Jahren gibt.

Das Buch liest sich flüssig und fesselnd. Als First Lady der Bundesrepublik Deutschland an der Seite ihres Mannes, des damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel, konnte sie sich mit dieser Rolle jedoch nie wirklich anfreunden. Ihr war das Wohl und die Gesundheit der Menschen wichtiger und doch hat sie bei diversen Staatsempfängen immer zu ihrem Mann und seinem Amt gestanden.
Zehn Jahre nach der Gründung der Deutschen Krebshilfe erkrankt Mildred Scheel selbst an Darmkrebs, an dem sie 1985 verstirbt. Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Bonn.



Hartmann, Jörg: "Der Lärm des Lebens"

Bild: Rowohlt
Jörg Hartmann wurde 1969 in Hagen geboren und wuchs in Herdecke im Ruhrgebiet auf.

In seinem Buch beschreibt er seinen Weg zur Schauspielerei, angefangen mit den Bemühungen an einer Schauspielschule aufgenommen zu werden. Danach das Bestreben an dem Theater seiner Wünsche angenommen zu werden. Wie es dann weitergeht in seiner beruflichen Entwicklung beschreibt er mit lustigen Geschichten.

Inhalt des Buches umfasst auch viel interessantes aus dem Leben seiner Familie und dem Verhältnis zu seinem Vater.

Ein lesenswertes Buch, das auch die gesellschaftlichen Entwicklungen einbezieht.




Lane, 
Katharina: "So schmeckt das Glück" (Haribo Band 1)

Bild: Goldmann
In diesem Roman, der keine autorisierte Biographie ist, wird das Leben von Hans Riegel, geboren 1893, beschrieben. Nach Abschluss der Volksschule beginnt Hans als Arbeitsjunge bei Kleutgen & Meier zu arbeiten. Dort gelingt es ihm schließlich, eine Ausbildung zum Bonbonkocher zu absolvieren. Bis zum Beginn des 1. Weltkrieges arbeitet er in diesem Beruf. Er wird eingezogen und kämpft an der Front in Flandern. Nach dem Krieg macht er in seinem Beruf weiter und macht sich 1920 selbstständig und gründet die Firma HAns Riegel BOnn (HARIBO). Ganz klein geht es los, mit einem Sack Zucker, einem Kessel, einer Marmorplatte und etwas Werkzeug.

Es folgt die Hochzeit und die Geburten der Kinder und HARIBO entwickelt sich trotz aller Krisen weiter.

Es beginnt der 2. Weltkrieg, die Söhne werden eingezogen, wie auch viele der Mitarbeiter von HARIBO. Aber Hans Riegel schafft es auch durch diese schwierigen Zeiten.

Der Krieg nähert sich dem Ende, doch dann am 31.03.1945 fällt Hans Riegel vom Stuhl und stirbt an Herzversagen. Nun liegt die Verantwortung für HARIBO bei der Ehefrau Gertrud und der Tochter Anita.


Lane, Katharina: "Goldene Zeiten brechen an" (Haribo Band 2)

Bild: Goldmann
Das Werk von HARIBO wurde von den Amerikanern beschlagnahmt und es durfte keiner auf das Werksgelände. Die beiden Frauen schaffen es dann doch und können ermitteln was an Rohstoffen vorhanden ist. Dann beginnt der lange Weg mit Anträgen, um wieder produzieren zu dürfen. Nun erfolgt eine Neuaufteilung der Besatzungszonen und die Engländer übernehmen Bonn. Mit viel Einsatz und Entschlossenheit schaffen es die Frauen, die Produktion wieder zum Laufen zu bringen.

Die Söhne kommen aus Kriegsgefangenschaft zurück und steigen sofort wieder im Werk ein. Als Erbin führt die Ehefrau von Hans Riegel zunächst das Unternehmen weiter und bindet dabei auch die drei Kinder mit ein. Anschließend zieht sie sich aus dem Unternehmen zurück und übergibt die Firma an ihre drei Kinder. Dies führt zu Spannungen innerhalb der Familie und mündet in einer Neuordnung, bei der Anita keine Rolle mehr spielt. Der ältere Sohn, Johannes Peter Riegel – genannt Hans – übernimmt die Verwaltung, während der jüngere Sohn Paul die Verantwortung für Produktion und Technik trägt. HARIBO bleibt dennoch auf Erfolgskurs.

Zwei Romane mit gesellschaftlichem Hintergrund und vielen zeitgeschichtlichen Informationen.




Das nächste Lesecafé findet am Mittwoch, den 03. September 2025, um 15:00 Uhr in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein statt.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!


AS & US.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen