Jan
31
2025

Der Kafka des Films - ein Nachruf

Während andere Regisseure mit ihren Filmen regelmäßig die Kino-Kassen klingeln ließen, war er beteiligt an einem der größten Flops der Hollywood-Geschichte. Während andere mit ihren Filmen sämtliche Preise abräumten, wurden seine niemals mit irgendeinem Oscar oder Golden Globe ausgezeichnet.
Und dennoch verstarb am 15. Januar einer der bedeutendsten Filmemacher der letzten 50 Jahre: David Lynch.

Dabei umfasst sein filmisches Vermächtnis gerade einmal 10 Spielfilme. Für ein künstlerisches Genie wie ihn aber ausreichend Stoff, um die gewohnten Strukturen des Leinwandgeschehens aufzubrechen: Literaturwissenschaftler sprechen von „kafkaesken Situationen“, Filmemacher von „lynchesken Welten“. Auch die Serien-Landschaft im Fernsehen revolutionierte er nachhaltig mit einer einzigen TV-Show.
Bildquelle: www.independent.co.uk
Lynch wurde am 20. Januar 1946 geboren. Als Kind wollte er nicht Filmemacher werden, sondern Künstler und diesen Weg verfolgte er dann auch konsequent. Eines Tages sinnierte er jedoch darüber, dass seine Gemälde ewig gleich blieben. Wenn Sie sich doch nur verändern und bewegen könnten… So hielt er mit Anfang 20 erstmals eine Kamera in der Hand und experimentierte zunächst mit Montagen.

Bildquelle: www.arthaus.de
1977 erschien nach jahrelanger Arbeit und mit einem quasi nicht vorhandenen Budget sein erster Langspielfilm: „Eraserhead“. Lynch schrieb nicht nur Drehbuch und führte Regie, er spielte auch Sounds und Musik ein, baute die Kulissen und fertigte Requisiten an. Sein groteskes Erstlingswerk avancierte schnell zum umstrittenen Kultfilm und ebnete den Weg für „Der Elefantenmensch“ (1980).

Aus der Sicht Hollywoods ist das biographische Drama über den deformierten Jospeh Merrick (1862-1890) der erfolgreichste Film Lynchs: 8 Oscar-Nominierungen waren zu verbuchen. Hätte es damals schon den Oscar für Bestes Make-Up gegeben, hätte man wohl wenigstens diesen gewonnen, denn auf Grund dieses Films wurde diese Oscar-Kategorie nach Protesten ein Jahr später überhaupt erst eingeführt.

Für die Traumfabrik war ein neuer Stern am Regisseurs-Himmel aufgegangen und die Hoffnung, die katastrophale Produktion der Verfilmung vom SciFi-Bestseller „Dune – Der Wüstenplanet“ doch noch zu retten. Alejandro Jodorowsky und Ridley Scott waren bereits verschließen worden, nun sollte das 35-jährige Talent dem Projekt neuen Schwung geben. Lynch hielt durch aber seine 3,5-stündige Filmversion musste auf Druck der Studiobosse auf 2 Stunden Laufzeit gekürzt werden. Ein Todesstoß... und der Moment in dem Lynch schwor, nie wieder einen Film zu drehen, bei dem er nicht die kreative und vor allem finale Entscheidungshoheit hätte. Es war die Abkehr vom klassischen Hollywood-Kino und die erneute Hinwendung zur Kunst.
Bildquelle: www.screenrant.com

Fortan sollte David Lynch mit den erzählerischen und visuellen Konventionen der Kinoleinwand brechen. Von „Blue Velvet“ (1986) bis „Inland Empire“ (2006) steigert sich zusehends das Surreale in seinen Werken. Er war nicht der erste Regisseur, der die Möglichkeiten des Mediums Film auf diesem Weg auslotete, aber er war diesbezüglich der prägendste für alle ihm nachfolgenden Generationen an Filmemachern.

Als Lynch dann 1999 doch noch einmal einen ganz herkömmlichen Film über die wahre Geschichte des Alvin Straight (1920-1996) dreht, gibt er ihm den doppeldeutigen Namen „The Straight Story“. Immerhin, so sagt er, handele es sich hierbei, um seinen experimentellsten Film...

Und dann war da noch „Twin Peaks“ (1990-1991,2017), die Serie, die sich um eine einzige Frage drehte, „Wer ermordete Laura Palmer?“, und damit erstmals ein Massenphänomen auslöste.
Bisher folgten Serien zwei Prinzipien: a) jede Folge muss einen abgeschlossenen Handlungsstrang erzählen, b) es darf möglichst keine übergeordneten Charakterentwicklungen und Storyveränderungen geben. Auf diese Weise war sichergestellt, dass die Zuschauer trotz verpasster Folgen ohne Probleme wieder in das weitere Handlungsgeschehen einsteigen konnten.

Lynch und Mark Frost verkehrten die Prinzipien in ihrer Mystery-Krimi-Serie um: jede Folge baute auf der vorhergehenden auf, offenbarte neue Erkenntnisse über die Charaktere und ihre Verstrickungen untereinander, eröffnete neue Perspektiven auf das Geschehen und warf Fragen auf, die den ungläubigen Zuschauer stets mit einem Cliffhanger zurückließen. Nach und nach eröffnete sich eine ganze Welt, die mit jeder Folge weiter erkundet wurde und neue Gesetze und Mysterien bekam. Dadurch wurde eine äußerst verdichtete Atmosphäre geschaffen, die den Betrachter in ihren Bann zog. Erstmals durfte und wollte man keine Folge verpassen und niemand wollte gespoilert werden.
Bildquelle: www.movieweb.com
Mit der Kombination aus ungewohnter Erzählstruktur, den exzentrischen Charakteren, dem Genre-Mix, dem Sounddesign, den surrealen Elementen, dem Aspekt einer Serien-Mythologie und vielem mehr veränderte „Twin Peaks“ das Fernsehen für immer. „Lost“, „Sopranos“, „24“, „Mad Men“, „True Detective“, „Broadchurch“, „Akte-X“, „Fringe“ und viele andere wurden durch die Serie inspiriert, wären ohne sie vielleicht niemals entstanden.

Die Kritik an Lynch blieb trotzdem ambivalent: Für manche ist sein Schaffen visionär, für andere nur wirres Zeug. Ist das Kunst oder kann das weg?

Er selbst stellte irgendwann fest, dass nicht nur seine Gemälde, sondern auch seine Filme statisch und für immer gleich bleiben. Das einzige, was sich ändern könne, sei das, was Betrachter in beiden sähen und für sich persönlich mitnehmen könnten. Und das, so Lynch, sei wundervoll.

Danke für dieses Geschenk, Herr Lynch.

SeSa


Wer tiefer in das Leben und die Gedankenwelt von David Lynch eintauchen möchte, dem sei seine Autobiographie "Traumwelten" empfohlen.
Bildquelle: www.penguin.de


Jan
15
2025

Jahresrückblick unserer Top-Ausleihen 2024

Auch in diesem Jahr wollen wir noch einmal einen Blick zurückwerfen und schauen, welche Medien im letzten Jahr am beliebtesten waren und am häufigsten geliehen wurden.

Den Rückblick auf die Medien im Kinderbereich widmet sich wieder unsere Flaschenpost für Kinder.

Wir schauen uns hier wieder die Top 3 im Jugend- und Erwachsenenbereich an.


Bild:Goldmann
  Belletristik 
- Erwachsene

  1. Platz: 206 Ausleihen --> "Atlas: Die geschichte von Pa Salt"
                                            von Lucinda Riley

  2. Platz: 159 Ausleihen --> "Die Einladung"
                                            von Sebastian Fitzek

  3. Platz: 143 Ausleihen --> "Das späte Leben"
                                            von Bernhard Schlink




Bild: S.Fischer
Belletristik - Jugend

1. Platz: 44 Ausleihen --> "Was bisher verloren war"
                                        von Kerstin Gier

2. Platz: 43 Ausleihen --> "The serpent and the wings of night"
                                        von Carissa Broadbent

3. Platz: 41 Ausleihen --> "Was man bei Licht nicht sehen kann"
                                        von 
Kerstin Gier



Bild: Blanvalet
  Hörbücher - Erwachsene

  1. Platz: 32 Ausleihen --> "Einsame Nacht"
                                            von Charlotte Link  

  2. Platz: 26 Ausleihen --> "Lichtspiel" von Daniel Kehlmann

  3. Platz: 25 Ausleihen --> "Ein Frage der Chemie"
                                            von Bonnie Garmus




Bild: Loewe
Hörbücher - Jugend

1. Platz- 3. Platz:
                       6 Ausleihen --> "Die Rückkehr der Toten 
Männer"
                                               von Derek Landy

                                         --> "Als Zofe ist man selten online"
                                                von Aniela Ley    
                                         --> "Dornen und Rosen"
                                                von Sarah J. Mass



Bild: Knaus
  Comics & Manga - Erwachsene

  1. Platz: 18 Ausleihen --> "Die Stadt der träumenden
                                       Bücher: Buchaim
" von Walter Moers

  2. Platz: 16 Ausleihen --> "Die Känguru-Comics"
                                        von Marc-Uwe Kling 

  3. Platz: 15 Ausleihen --> "Der Report der Magd
                                        von Margaret Atwood



Comics & Manga - Jugend

1. Platz: 24 Ausleihen --> "Dragon Ball Super - Der Null-
                           Sterbliche-Plan
(Band 3) von Akira Toriyama

2. Platz: 23 Ausleihen --> "Dragon Ball Super -  Der letzte
                        Funken Hoffnung
" (Band 4)
 von Akira Toriyama

3. Platz: 21 Ausleihen --> "Dragon Ball Super - Das Gewinner-
                   Univerum steht fest!
" (Band 2)
 von Akira Toriyama



Bild: S. Fischer
  Sachbücher

  1. Platz: 124 Ausleihen --> "Zauber der Stille" von Florian Illies 

  2. Platz: 86 Ausleihen --> "Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi"
                                         von Gregor Gysi

  3. Platz: 69 Ausleihen --> "Wer wir sind" von Stefanie Stahl





Bild: Verlagshaus24
Zeitschriften

1. Platz: 80 Ausleihen --> P.M. History (Heft 3)

2. Platz/3.Platz: 68 Ausleihen --> P.M. History (Heft 5)

                                               --> P.M. History (Heft 2)





Bild: jpc
Bild: jpc
Musik

1. Platz/2. PLatz: 41 Ausleihen
                    --> "Autumn variations" von Ed Sheeran 
                    --> "Midnights" von Taylor Swift

3. Platz: 40 Ausleihen --> "i/ovon Peter Gabriel



Bild: Thalia
Spielfilme

1. Platz: 81 Ausleihen --> "Oppenheimer"

2. Platz: 53 Ausleihen --> "Barbie"

3. Platz: 48 Ausleihen --> "Game of Thrones" (Staffel 1)




Bild: Playsation
Konsolenspiele (FSK 16 & 18) 

1. Platz: 22 Ausleihen --> "The quarry

2. Platz: 21 Ausleihen --> "Elden ring"

3. Platz: 20 Ausleihen --> "God of Ragnarök"




Wer die Bestenliste von 2024 mit der von 2023 vergleicht, wird entdecken, dass manche Medien nur die Plätze getauscht haben, z.B. Platz 1 und 2 der Konsolenspiele. Und das am besten geliehene Hörbuch von 2023 hat auch 2024 wieder den ersten Platz erobert. "Einsame Nacht" von Charlotte Link...vielleicht sollte ich da auch mal reinhören. :)

LH

Jan
07
2025

Mehr Zeit zum Lesen

Ich wünsche Ihnen ein gesundes neues Jahr und hoffe, dass 2025 gut für Sie begonnen hat.

Wie jedes Jahr setzt man sich Neujahrsvorsätze. Besonders beliebte Vorsätze sind Sport treiben, Gesunde Ernährung und Geld sparen. Aber vielleicht haben Sie sich auch etwas ganz Anderes vorgenommen oder vielleicht auch nichts?

Ich persönlich möchte 2025 mehr Zeit zum Lesen finden.
Viele denken, dass
man viel liest, wenn man in einer Bibliothek arbeitet. Das trifft auf mich nicht zu. Auch wenn ich tagtäglich tolle Bücher in der Hand halte, finde ich die Zeit nicht oder fühle mich oft abgelenkt von allem, um wirklich lesen zu können.
Witzigerweise kann ich in meinen Urlaub kaum ohne Buch überleben. Und in meinem Urlaub über die Weihnachtstage habe ich es doch tatsächlich geschafft zwei Bücher zu lesen und eins der beiden, sogar direkt zweimal, weil es mir so gut gefallen hat.

Beide Bücher ähneln sich in der Thematik und spielen im historischen Korea.

Bild: Crocu

Der rote Palast von June Hur

Joseon (Korea), 1758. Unehelichen Töchtern stehen in der Hauptstadt nur wenige Möglichkeiten offen, aber durch harte Arbeit und Studium hat sich die achtzehnjährige Hyeon eine Stelle als Palastschwester verdient. Alles, was sie will, ist, den Kopf unten halten, gute Arbeit leisten und vielleicht endlich die Anerkennung ihres entfremdeten Vaters gewinnen.
Doch plötzlich wird Hyeon in die dunkle und gefährliche Welt der Hofpolitik gestoßen, als jemand in einer einzigen Nacht vier Frauen ermordet. Die Hauptverdächtige ist Hyeons Mentorin. Entschlossen, die Unschuld ihrer geliebten Lehrerin zu beweisen, beginnt Hyeon mit ihren eigenen geheimen Ermittlungen.
Bei ihrer Suche nach der Wahrheit trifft sie auf Eojin, einen jungen Polizeiinspektor, der ebenfalls auf der Suche nach dem Mörder ist. Als die Beweise beginnen, auf den Kronprinzen als Mörder hinzuweisen, müssen Hyeon und Eojin zusammenarbeiten, um die dunkelsten Ecken des Palastes zu durchsuchen und die tödlichen Geheimnisse hinter dem Blutvergießen aufzudecken. 

(Verlagstext)


Bild: Loewe

Das Mädchen, das in den Wellen verschwand von Axie Oh

Jedes Jahr wüten in Minas Heimat tödliche Stürme. Und jedes Jahr wird das schönste Mädchen in die Fluten geworfen. Denn eines Tages, so die Legenden, soll die wahre Braut des Meeresgottes auserwählt werden und den Unwettern ein Ende bereiten. Doch dieses Jahr greift Minas Bruder in das Ritual ein und gerät dabei in Lebensgefahr. Um ihn zu retten, opfert Mina sich freiwillig. Im Reich der Geister stellt sie allerdings fest, dass auf dem Meeresgott ein Fluch liegt. Und ihr nur dreißig Tage bleiben, um ihn zu brechen und die Stürme für immer zu beenden … 

Eine Geschichte, die auf einer koreanischen Sage basiert.

(Verlagstext)




Falls Sie eins der Bücher lesen, wünsche ich Ihnen viel Spaß dabei. Aber vor allem wünsche ich Ihnen für 2025 viel Zeit zum Lesen.

JA