Neues aus dem Lesecafé Groß Klein

In der letzten Woche (am 04. Dezember 2024) fand das vierte Lesecafé in diesem Jahr in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein statt.


Auch dieses Mal wurde wieder eine interessante Mischung zusammengetragen, die wir Ihnen an dieser Stelle gern vorstellen möchten:


Bild: Piper
In Einer fehlt geht es um eine schon lange währende Freundschaft dreier mittlerweile in die Jahre gekommener Männer. Seit den Siebzigerjahren kennen sie sich. Nicht einmal Carolin, die Frau, in die sie alle verliebt gewesen waren und mit der jeder von den Dreien eine Zeitlang eng befreundet war, konnte die Männer auseinanderbringen. Schubert ist noch immer mit Carolin verheiratet und alle Rivalitäten sind längst beigelegt. Die beruflichen Werdegänge der Freunde waren erfolgreich. Paul war immer schon Literaturverbunden und arbeitete als Lektor in einem Verlag. Aus Schubert ist ein erfolgreicher Musiker geworden und Georg ist Professor an der Uni und in der Malerei beheimatet.

Als Georgs Frau Malin stirbt, machen sich Paul und Schubert auf den Weg nach Wien zu ihrem Freund. Beide empfanden für Malin zu Lebzeiten keine große Sympathie. Nun machen sie sich Sorgen um ihren Freund, den sie nicht in seiner Wohnung antreffen. Schubert und Paul folgen verschiedenen Spuren und lassen nichts unversucht bei ihrer Suche. Schließlich fahren sie Georg sogar bis nach Ligurien hinterher.

Reiseeindrücke wechseln sich ab mit vielen Rückblicken. Die ungestümen Jahre der Männer sind indessen ihrem Lebensalter angepasst, in einen ruhigen, gediegenen Lebensabschnitt übergegangen. Die Verbundenheit der Männer ist nach vielen Jahren von einer Reife geprägt, die ihren Erinnerungen an die Vergangenheit Tiefe verleiht.


Bentow, Max: Eulenschrei
(Nils Trojan und Carlotta Weiß-Reihe ; 1)

Bild: Goldmann
In dem letzten Bentow Buch „Engelsmädchen“ hatte Ermittler Nils Trojan, von dem es schon 11 Folgen gibt Unterstützung von Kriminalpsychologin Carlotta Weiß, gemeinsam lösten sie den Fall. Da sie so gut war, wollte Nils Trojan sie ins Team und so gibt es nun den 1. Teil in dem beide ermitteln.

Mehrere Morde, jedes Mal sind die Opfer in eine Decke, einmal in einen Duschvorhang gewickelt, in einem Baumhaus, in der Badewanne und im Garten. Nils Trojan und seine Kollegin Carlotta Weiss tappen im Dunkeln, wie alles zusammenhängt. Als der Maler Robert Lumen ein weiteres Opfer wird, finden sie auf dem Speicher das Bildnis einer jungen Frau. Endlich wieder ein Buch, dass eine wirklich große Sogwirkung hat. Nils Trojan mag ich als Ermittler, Carlotta Weiss hat ihre ganz speziellen Ermittlungsmethoden, die hier auch überwiegen, die Handlungsstränge sind wie in allen Bentow Büchern gut durchdacht, es war interessant, wie der rote Faden sich durch die Story gezogen hat und es war spannend die Tatorte zu besuchen, die Umstände zu erörtern, wie alles zusammenhängt. Die Morde sind auch nicht wenig und auch vom Täter erfährt man einiges über seine Vergangenheit, was dann letztendlich zu den Ereignissen in der Gegenwart führt.

Der Schreibstil ist super, die Kapitellänge perfekt und so fliegen die Seiten nur so dahin. Alles spielt sich vor der Kulisse von Berlin ab, so dass man durch die Stadt reist und von einem Tatort zum nächsten geschickt wird. Die Reise ist spannend und man hat keinen Moment um durchzuatmen.


Coelho, Paulo: "Maktub"

Bild: Diogenes

Sein wichtigstes Werk ist der „Der Alchimist“. Darin begleitet den andalusischen Hirten Santiago ein eingängiger Leitsatz: „Maktub – es steht geschrieben“. Nun, Jahre nach der Veröffentlichung des Weltbestsellers publizierte Paulo Coelho unter diesem Titel Geschichten und Gedanken, die Leserinnen und Leser genauso beflügelt und ermutigt haben wie Santiago im Roman, inspiriert von Situationen, die Paulo Coelho selbst erlebt hat und von Büchern und Fabeln, die ihm viel bedeuten schrieb Coehlo unter diesem Titel 2024 die neuen Sinngeschichten.

Kitsch! Kalendersprüche! Intellektuelle sind sich einig im Urteil über den Brasilianer. Das muss einen skeptisch machen – oder? Ich jedenfalls habe sein Buch gelesen.

Es heißt, Paulo Coelho schreibe neue Bücher, wenn er eine Feder finde, im Vorwort seines neuen Buchs erzählt er jetzt, er hätte fast aufgegeben, seine tägliche Kolumne für die brasilianische Zeitung „Folha de São Paulo“ zu schreiben. Aber – „Leben bedeutet, Risiken einzugehen“ – mal war es ein Leserbrief, mal ein Kommentar eines Freundes, mal ein Fremder, der ihm eine ausgeschnittene Kolumne in seinem Geldbeutel zeigte, jedenfalls schien ihn die Welt konstant zu bitten, doch weiterzuschreiben. Und damit ist man noch vor der ersten Geschichte dieses neuen Buchs mittendrin in der mystischen Coelho-Welt, in der alles irgendwann irgendwie Sinn ergibt.

Paulo Coelho, der Running Gag für Intellektuelle. Zum Verhaltenskodex kritischer Zeitgenossen gehört es übrigens auch, bei den Worten „Paulo Coelho“ die Augen zu verdrehen. Ein Autor der „Welt“ schrieb tatsächlich über den Bestsellerschriftsteller: „Paulo Coelho, der Eso-Schlumpf“.

Jetzt gibt es zwei Gründe, skeptisch zu werden: Erstens sollte man das immer, wenn sich alle dermaßen einig sind. Zweitens wurden die Bücher des Brasilianers in über 80 Sprachen übersetzt und 320 Millionen Mal verkauft, es könnte also eine gewisse Kränkung mitschwingen. An keinem Weltliteraten zeigt sich der begrenzte Einfluss der Kritikerschaft so deutlich – ihr Urteil kann die Herzen der Leser bei weitem nicht so bewegen wie Coelho.

Keine Kalendersprüche, einfach mal selbst lesen!


Link, Charlotte: "Dunkles Wasser"

Bild: Blanvalet
Charlotte Links Thriller um die Ermittlerin Kate Linville sind allesamt internationale Bestseller. Jetzt ist der fünfte Band der Reihe erschienen - und auch der ist bereits ein Verkaufsschlager.

Die Handlung setzt 2008 ein. Damals erschüttert ein grausames Verbrechen Schottland. An einem abgelegenen Strand werden zwei Familien, die dort zelten, überfallen und umgebracht. Nur Iris, die älteste Tochter einer der Familien, überlebt. Aufgeklärt werden die sogenannten Kilbride-Morde jedoch nicht.

15 Jahre später lebt Iris zurückgezogen, aber einigermaßen glücklich. Da kommt es immer wieder zu beunruhigenden Vorfällen: Die Reifen ihres Fahrrads werden zerstochen, ein Mann verfolgt sie, und Iris erhält einen Drohbrief. Auch um der Bedrohung zu entfliehen, reist Iris mit ihrer Freundin Tanya nach Frankreich. Dort müssen sich die Frauen kurz voneinander trennen, denn Iris hatte eine Brückenphobie, was die Freundinnen schon zahlreiche Umweg kostete, doch diese hier war nicht eingezeichnet und die waren kurz vor dem Ziel. Tanya schlug vor alleine hinzufahren und in der gewählten Pension zu fragen, ob es einen Weg ohne Brücke gibt, dann kommt sie zurück: Es war das letzte Mal, dass Iris ihre Freundin sah.

Stundenlang wartet Iris auf Tanya, bis zufällig der englische Ex-Kommissar Caleb Hale vorbeikommt, auch er auf einer Urlaubsreise. Hale, ein guter Freund und früherer Chef der Ermittlerin Kate Linville, nimmt sich der verstörten Frau an - und verstrickt sich in einen traumatischen Fall.

„Dunkles Wasser" ist ein psychologisch interessanter und wendungsreicher Thriller mit einem düsteren und verstörenden Ende. Danach muss man erstmal raus in die Sonne.


Winkelmann, Andreas: "Mord im Himmelreich"

Bild: Knaur
Winkelmann der sonst krasse Thriller auch als Kodiak schreibt, hier nun mal in einem Cosy-Krimi, ungewöhnlich dachte ich und fing an zu lesen und was für eine tolle Unterhaltung, gefiel mir super. Andreas Winkelmann kann also sehr vielseitig sein.

Herr Kopernikus ist gerade in Rente gegangen und will sich mit seinem Wohnmobil auf dem hübschen zwischen 2 Seen gelegenen Campingplatz, namens Himmelreich ein paar Sommertage machen, morgens geht er nun täglich schwimmen. An dem Morgen, an dem die Geschichte startet kommt eine ganz in Weiß gekleidete Frau auf ihn zu, auf dem Bauch rote Flecken: Blut? Nein, harmlos, sie hat gemalt und nutzt dazu gern den Sonnenaufgang. Sie zeigt auf ein Board, darauf ein kleiner Hund. Kopernikus soll den mal retten, er hat ja schon die Badehose an. Also schwimmt er raus, der Hund steht ganz still, leckt ihm vertrauensvoll die Hände und das Gesicht, als sich Kopernikus an dem Board festhielt, um zurückzuschwimmen, man oh nee, war das Board schwer. Kein Wunder, als er an Land ankommt sieht er warum? Da war eine Leiche untergebunden.

Zwar geht die Polizei von einem Unfall aus, sonderlich erfahren wirken die Beamten aber nicht. Wenn man zudem im Himmelreich etwas in Erfahrung bringen will, braucht man jemanden, der sich auf dem Campingplatz bestens auskennt. Kopernikus fängt also selbst an zu ermitteln. Die Frau in Weiß kommt abends mit Essen und sie beraten, ermitteln zusammen, sie heißt übrigens Annabelle, am Abend erscheint sie auch in Blau. Sie wohnt im Ort um die Ecke, hat einen guten Draht zu den Einheimischen, gemeinsam sind die nun das heimliche Ermittlerteam. Ein Fest für alle, die lustige Krimis lieben.

Bestseller-Autor Andreas Winkelmann zeigt mit seinem Camping-Krimi, dass er unheimlich gut unterhalten kann, auch ohne Blut. 


Wolff, Klaus Peter: Der Weihnachtsmannkiller 2

Bild: Fischer Sauerländer
Ausgerechnet bei einem Ausgang auf den Düsseldorfer Weihnachtsmarkt entwischt der 17-fache Weihnachtsmannmörder Tobias Henner aus der forensischen Abteilung der Justizanstalt. Um seinen Adventkalender, bei dem noch die Türchen 18 bis 24 zu erledigen sind, zu vervollständigen, schlüpft er sogar in das kratzige Kostüm eines Weihnachtsmannes, der ins Klo kam, auf dem auch Tobias Henner unter Bewachung von einem Polizisten draußen vor der Tür, gerade einem Bedürfnis nachging, er kam als Weihnachtsmann wieder raus und war weg. Der, dem das Kostüm gehörte, lag tot im Klo. Sein pathologischer Hass gegen Weihnachten an sich und das ganz Brimborium herum, wird nur noch von seiner Wut auf Ann-Kathrin Klassen übertroffen, die ihn ins Gefängnis gebracht hat. 

Das größte Türchen, die Nummer 24, ist für Ann-Kathrin Klassen reserviert. Doch in Ostfriesland angekommen, gerät sein ausgeklügelter Plan durcheinander, denn Ann-Kathrin Klasen, Weller und Rupert sind ihm, nach dem ersten Toten, dicht auf den Fersen.   

Die Fortsetzung ist turbulent und wie wir es von Klaus-Peter Wolf gewöhnt sind, verwendet er neben der Beschreibung der Polizeiarbeit sehr gerne das Stilmittel der Übertreibung, vor allem was die Alleingänge von Ann-Kathrin und Rupert betrifft.  

Für alle jene, die selbst mit dem Weihnachtstrubel nichts anzufangen wissen, eine turbulente und witzige Fortsetzung.

Und das Ende, herrlich, das könnte wirklich eine noch weitere Fortsetzung versprechen…

(Für all jene, die lieber nochmal den ersten Band lesen möchten:
Hier geht es zu Band 1)


Hammersfahr, Petra: "Die Verlierer"

Bild: Dotbooks
Dieser Fall bringt Rita Voss an Ihre Grenzen.

Der Beginn ist, dass der 38-jährige Fred Keller im Büro von Frau Voss auftaucht und erklärt, im Urlaub sei ihm seine Frau weggelaufen. Sein Schwager verdächtigt ihn sie umgebracht zu haben. Er selbst vermutet, dass sie eine Affäre hat, in der Vergangenheit war sie schon einmal für drei Tage verschwunden. Die könnte sein Stiefsohn Til bezeugen, aber er weiß nicht wo der steckt.

Carli bzw. Carlo, eine zentrale Figur in der Handlung, sagte nachdem er vom Verschwinden von Til erfuhr: Deshalb weiß ich aus eigener Erfahrung, wie dringend man in dem Alter und auch später noch seinen Vater braucht.

Es tauchen bei Frau Voss weitere merkwürdige Fälle auf in denen Frauen für mehrere Tage verschwinden.

Ein junges Paar sitzt an der Steinbrecherkuhle und sieht zwei Autos an die Steilkante fahren. Eins bleibt stehen und das zweite fährt weiter und dann plötzlich wir das erste Auto über die Steilkante in den See gefahren. Nurten und Oliver sind erschrocken und Oliver nimmt sein Handy und ruft die Polizei an. Da die Familie von Nurten nichts von dem Treffen erfahren darf beendet Oliver schnell das Gespräch. Dieser Anruf wird später noch eine Rolle spielen.


Tsokos & Tsokos: Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge

Bild: Droemer
Heinz Labensky hat auch nach der Wende den Osten Deutschlands nicht verlassen und sitzt in einem Seniorenheim die Zeit ab. Bis eines Tages ein Brief die Tristesse unterbricht und Licht ins Dunkel des größten Rätsels seines Lebens bringt: das Verschwinden seiner Jugendliebe Rita. Er steigt in den Flixbus Richtung Ostsee, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auf der Fahrt animieren den mit blühender Fantasie gesegneten Labensky die verschiedenen Mitfahrenden zu einer Reise durch die eigene Vergangenheit, und er erzählt eine haarsträubende Geschichte nach der anderen.

Eine Reise durch die Geschichte der DDR, geprägt von der Phantasie von Heinz Labensky.

Vielleicht, dachte Labensky, war die Wahrheit überschätzt. Vielleicht war er ja doch nicht der Einzige, der sich gelegentlich in Einbildungen oder Geschichten rettete. Vielleicht hatte ja jeder so seine Erzählungen auf Lager, um sich die Welt, die nicht leicht auszuhalten war, zurechtzubiegen. Luftschlösser brauchen keine Baugenehmigung, aber sie helfen einem, nicht die Hoffnung zu verlieren.


Powers, Richard: Das große Spiel

Bild: Penguin
„Ta’aroa erschuf Ta’aroa, und dann erschuf er ein Ei, um darin zu wohnen.“

Das Buch beginnt auf einem Atoll im Südpazifik, viele tausend Kilometer vom nächsten Festland entfernt. Makatea, so der Name, hat nicht mal mehr 300 Einwohner und erholt sich gerade vom ersten Angriff des Kapitalismus auf die Schätze der Natur. Das Atoll ist der zentrale Ort des Buches, äußere und/oder innere Heimat für die Protagonisten. Sinnbild für die Kämpfe unserer Zeit. Umgeben von dem Wasser, aus dem wir alle kommen, und das zwei Drittel unserer Erde bedeckt. Inmitten von Millionen von Organismen, die in diesem Wasser leben, und die die Menschheit gerade rücksichtslos ausbeutet und ermordet. Makatea ist die Heimat von Rafi und Ina, so scheint es zumindest. Ina kommt vom Atoll und ist nach dem Kunststudium dahin zurückgekehrt, sie arbeitet Souvenirs aus Muscheln, die sie am Strand findet und schöpft Kunst aus den Plastikrelikten, die das Meer ebenfalls an die Küste schwemmt. Sie lebt dort mit Rafi, einem Studienfreund, mit dem sie nun verheiratet ist.

Zu Studienzeiten gab es einen Dritten im Bunde, Todd Keane. Die beiden Jungs sind und waren alle Gegensätze. Schwarz – weiß, arm – reich, Büchernerd – Computernerd. Zwischen Todd und Rafi entsteht eine reine platonische Liebe. Die beiden sind eine Kernschmelze. Das Leben drängt sie aneinander und reißt sie auseinander, aber bis zum sprichwörtlich letzten Moment gibt es ein unzertrennbares Band zwischen beiden. Die vierte Protagonistin, Evelyne Beaulieu, ist eine hochbetagte Dame und Ozeanografin, die immer noch so oft wie möglich in die Tiefen des Pazifiks abtaucht, um ihre Freunde, Rochen und Mantas, Knallkrebse, selbstleuchtende Bakterien und jede Art von Tiefseebewohnern zu besuchen.

Todd ist in Chicago geblieben, in der Stadt, in der die drei studiert haben. Er hat eines der ersten Computerspiele erfunden. Und hat es logischerweise „Playground“, Spielplatz genannt. „Playground“ ist auch der Originaltitel des Buches. „Playground“ ist ein klassisches Aufbauspiel. Die Menschen bauen eine künstliche Welt auf, diskutieren, bewerten, bauen auf, verdienen Geld, hier „Playbucks“. Und das Spiel wächst und wächst und wächst, …. Und löst Verrat und Betrug aus.


Buono, Zora del: Seinetwegen

Bild: Beck
Die Familie ist häufig Zora del Buonos erzählerischer Mittelpunkt. Nun sucht Zora del Buono im aktuellen Band „Seinetwegen“ nach E.T., den Töter ihres Vaters. Und begibt sich auf eine Suche, in deren Verlauf sie Dinge erfährt, nach denen sie wahrlich nicht gesucht hat.

1963. Es war ein Unfall, auf einer ländlich gewundenen Straße in den Schweizer Bergen, abwärts. Ein roter Chevrolet überholte einen landwirtschaftlichen Wagen, auf dem Heu oder Milchkannen transportiert werden. Ein Kind, ein 12jähriger Junge, sitzt auf dem Bock. Der überholende Wagen sieht den im Gegenverkehr entgegenkommenden lindgrünen VW Käfer nicht. Der Fahrer des Käfers reißt das Steuer nach rechts, der Wagen bricht von der Straße, der Beifahrer, der Vater, der Mediziner, der Forscher, der Geliebte, der Sohn stirbt. Zu jung. 33 Jahre alt. Er hinterlässt Frau und Tochter. Und eine große Lücke.

Die Zora von heute, die ICH Erzählerin, sucht den Fahrer des roten Chevrolets. Es treibt sie um, die große Frage nach der Schuld. Moralisch, juristisch, menschlich. Gibt es Dokumente und Unterlagen? Wo sind die Gerichtsprotokolle? Welche Strafe hat E.T. bekommen? Wie hat er sich zu dem Geschehen eingelassen? Wer ist er? Kennen wir ihn? Lebt er vielleicht, gueriert und selbstgefällig noch in der Gegend? Wer spricht mit ihr? Wer nicht? Und immer wieder auch die Auseinandersetzung mit der Mutter.

In dieser Reportage, die ganz temporeich ist, gibt es aber immer wieder Punkte an denen sie und damit auch ein-halten. In die Recherche eingefügt sind „Kaffeehausszenen“, in denen Menschen, offensichtlich Freunde und Bekannte der Autorin, mit ihr im Gespräch Themen beleuchten und die tiefen Konflikte dieser Situation ausloten. Dort sind die Momente, wo aus Reportage Literatur wird.



Das nächste Lesecafé findet am Mittwoch, den 05. März 2025 um 15:00 Uhr in unserer Stadtteilbibliothek in Groß Klein statt.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen